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Konzertbericht

Stelldichein mit süßen Qualen

Ensemble Cantoría in der Sayner Hütte in Bendorf-Sayn

Bewertung:    



Venezianische Vokalmusik und barocke Klänge in einem Industriedenkmal - die Sayner Hütte, ein 1770 errichtetes ehemaliges Hüttenwerk im rheinland-pfälzischem Bendorf, beherbergt als atmosphärisch stimmungsvolle Location regelmäßig Veranstaltungen. Das junge Ensemble Cantoría lotete hier jüngst vielstimmig mit solistischen Momenten und einer pointierten Orchestrierung Facetten theatralischer Madrigale aus.

Das im Sommer 2016 in Barcelona gegründete Vokal-Ensemble spezialisierte sich auf Vokalpolyphonie aus der iberischen Renaissance und gewann international renommierte Preise. Unter der Leitung des Tenors Jorge Losana gab das zehnköpfige Ensemble Cantoría hier im Stadtteil Sayn am gleichnamigen Flüsschen ein bewegendes Konzert unter dem Titel Monteverdi in Venedig.

Der Markuskapellmeister Claudio Monteverdi (1567-1643) schuf für die Palazzi in Venedig in seinem Siebten Madrigalbuch um 1619 ergreifende Werke für sechs Stimmen und Streicher. Während des Konzertes der Festivalreihe Rheinvokal gehen dramatische Liebesgedichte und Lamenti über in stimmungsvolle Frühlings- und Sommer-Gesänge.

In Duetten, Terzetten und größeren Madrigalen Monteverdis treffen stimmlich die Sopranistinnen von Inés Alonso und Marta Redaelli auf die Tenöre Oriol Guimerà, Gerson Coelho und Jorge Losana und Bassstimme Victor Cruz. Bewegliche Singstimmen überlagern sich schillernd und gehen ebenso klangschön wieder auseinander. Tänzerische Koloraturen trumpfen während lyrischer Höhenflüge auf, bilden formschön Affekte.

Es bereichert, in den Übersetzungen aus dem Italienischem im dazugehörigen Programmheft mitzulesen, da das Ensemble die unterschiedlichen Stimmungen ausdrucksvoll wiedergibt. Glühende Ausdrücke sinnlicher Liebe werden poetisch durch erotisch aufgeladene Worte oder Bilder untermalt, wenn die aufgehende Morgenröte, das Rauschen der Wellen oder das Raunen der Lüfte - gesanglich fein nuanciert - Abkühlung von der Liebesglut bietet. Melodiöse Arien huldigen den Nymphen, Lobgesänge kriegerischen Kaisern. In den Madrigalen und Lamenti thematisierte Trennungsschmerzen gehen klanglich mit Dissonanzen einher. Einfache Motive wiederholen sich, glanzvoll leuchtend in den Terzen hoher Stimmen. Musikalische Wendungen potenzieren sich.

Singvögel dienen als Liebesboten in Monteverdis Augellin-Madrigalen. Sie werden in koloraturenreichen Fiorituren von hohen Singstimmen nachgeahmt. Das Ensemble bringt Monteverdis la Sestina mit dem Untertitel Lagrime d’Amante (dt.: "Tränen des Liebenden am Grab der Geliebten") zur Aufführung. Es handelt sich hierbei um sechszeilige Gedichte, deren letzte Worte sich in allen Gedichten wiederholen, jedoch unterschiedlich gereiht. Monteverdi gedenkt in dieser Trauerrede mit Bildern des Schmerzes der Sängerin Caterina Marinelli, die er in sein Haus aufgenommen hatte und die nur 17-jährig 1608 an den Pocken verstarb. Ein Höhepunkt vor der Pause ist auch das Madrigal Sinfonia – Altri canti d’Amor, bei der Inés Alonso mit einem ergreifenden Solo Akzente setzt, zurückhaltend begleitet von diversen Männerstimmen.

Aufgelockert wird das gut zweistündige Konzert durch berückende Instrumentalteile -dargeboten von Andrés Murillo und Pablo Albarracín an der Barockviolinen, Pablo Fitzgerald an der Theorbe und Joan Seguí am Cembalo - mit Genrestücken von jüngeren Kollegen Monteverdis, wie Hieronymus Kapsberger, Tarquinio Merula und Marco Uccellini, die durch Klangeffekte, ungewöhnliche Tonarten und Harmonien gebrochener Akkorde aufhorchen lassen. Ein überaus harmonienreicher und himmelsstrebender Abend neigt sich gegen 22 Uhr dem Ende zu.



Ensemble Cantoría beim Abschlussapplaus in der Sayner Hütte | Foto © Ansgar Skoda

Ansgar Skoda - 31. August 2024
ID 14894
Weitere Infos siehe auch: https://www.cantoriamusic.com


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