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Konzertbericht

Metal Heart



Shirley Manson, Frontfrau von Garbage, mit Tourbassistin Ginger Pooley im Kölner E-Werk | Foto © Ansgar Skoda

Bewertung:    



Die Besucher stehen am Freitagabend, 5.7., dicht gedrängt im Kölner E-Werk. Es ist altersmäßig ziemlich bunt durchmischt, ältere Konzertbesucher begleiten die Alternative-Rock-Band schon seit vielen Jahren. Wegen der Verlängerung des Deutschland EM-Spiels haben einige Besucher den Auftritt des Supports, Lucia & The Best Boys, verpasst.

Im Bühnenhintergrund hängt ein meterhohes Banner mit Engelsstatuen, das an das Albumcover der letzten GARBAGE-Platte No Gods No Masters (2021) erinnert. Der anarchistisch anmutende Titel ist vom politischen und gesellschaftlichen Klima in den USA inspiriert.

GARBAGE (selbstironisch für „Müll“) besteht schon seit etwa 30 Jahren. Die Band betritt gegen 21 Uhr die Bühne, und wortlos geht es erst mal los mit "#1Crush". Kühl-fordernder Gesang trifft auf düstere Gitarrenlinien im Beitrag der Band zum Romeo & Juliet-Filmsoundtrack von 1996.

Die schottische Leadsängerin Shirley Manson, die im Verlauf der 30jährigen Bandgeschichte ein gepflegtes Bad Girl oder Femme Fatale-Image kultivierte, stakst über die Bühne. Sie trägt ein wildes Outfit aus rot und weiß gefransten Tüllkleidern, Strumpfhose, Lack und Mieder und ist grell geschminkt. Manson flucht im schottischen Akzent, plaudert lächelnd, ist warmherzig und witzig.

Nirvana-Produzenten-Legende Butch Vig spielt energiegeladen am Schlagzeug. Das Quartett komplettieren die beiden Gitarristen Duke Erikson und Steve Marker, die regelmäßig auch zum Keyboard wechseln. Im Hintergrund agierend komplettiert als Tour-Bassistin die Amerikanerin Ginger Pooley die Band.

Die Scheinwerfer der Bühne haften in einer schillernden Lichtshow beharrlich auf der 57-Jährigen Manson, die ihren dunkel bebenden, verrucht lockenden Gesang stets mit dramatischen Posen, etwa beim experimentell anmutenden, elektrolastigen "Metal Heart", unterstreicht. Die vier Instrumentalisten halten sich insbesondere anfangs eher im Hintergrund.

Performte neuere Songs, wie "The Men Who Rule the World" und "Wolves", widmen sich aggressiv brodelnd aber eingängig einer zunehmenden alarmierenden gesellschaftlichen Entwicklung und erscheinen grobschlächtig kirchen- und kapitalismuskritisch. Die Band emanzipiert sich von kapitalistischer Kurzsicht und klagt voll unterkühlter Verve patriarchale Strukturen und Rassismus an. Bei empörten Ausrufen akzentuiert Manson ihren gesanglichen Ausdruck leidenschaftlich oder unterkühlt und wird oftmals durch Hall-Effekte verstärkt oder verzerrt untersungen.

Auch das gespielte „The Creeps“ birgt schmissig herbe Rock-Momente. Hier beschäftigen sich die Lyrics introspektiv mit dem eigenen Bewusstsein. Ein Höhepunkt des Konzertes ist das eingängige "Bleed Like Me", das die versöhnliche Botschaft hat, Menschen bei allen Unterschieden für das Allgemeinwohl Gemeinsamkeiten finden zu lassen.

Bässe und Schlagzeug stampfen, elektronische Elemente schlängeln sich verwoben durch aufgewühlte Gitarrenlinien. Das Publikum singt lauthals bei "Special" mit, tanzt und klatscht rituell im Takt beim industriell klingenden, zackigen "Push It".

Die Performance ist vertraut dynamisch und gewohnt lässig-lasziv. Der rauchige Gesang der Schottin dominiert betörend und verlockend düster weite Passagen der Songs. Die Frontsängerin singt rotzig-melodramatisch und haucht mit wuchtiger Stimme dem einen oder anderen eher beliebigen oder seelenlosen Text Leben ein. Soundspielereien, TripHop-Elemente, stilistische Brüche und Effekte sorgen insgesamt für ein atmosphärisch abwechslungsreiches Konzerterlebnis.

Hits wie "Stupid Girl" oder "Vow" bereichern die Setlist der über zwanzig dargebotenen Songs. Als Zugabe spielen Garbage noch die verführerisch-melancholische Ballade "Milk" und das mit einleitenden Piano-Akkorden effektvoll abgewandelte "Only happy when it rains". Der Konzertabend bietet Synthiebombast, Wave-Gitarrenspiel, krachenden Elektro-Rock und stampfende Dance-Rhythmen, verstörende Sounds und vielversprechende, eingängige Refrains. Abzüge gibt es für die stark dröhnende Akustik im ehemaligen Elektrizitätswerk.



GARBAGE im Kölner E-Werk | Foto © Ansgar Skoda

Ansgar Skoda - 7. Juli 2024
ID 14828
Weitere Infos siehe auch: https://www.garbage.com/


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