Klangfarben der
Ewigen Stadt
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La Risonanza aus Mailand - in der Christuskirche Andernach | Foto © Ansgar Skoda
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Baumkronen wiegen sich hinter den hohen Fenstern der Christuskirche Andernach. Jahrhundertelang war Rom ein Must-Go für deutsche Künstler. So besuchte auch ein Genie aus Halle die Hauptstadt Italiens für Studienreisen. Von Anfang Mai 1707 bis Sommer 1708 verbrachte Georg Friedrich Händel (1685-1759) mit Anfang Zwanzig mehrere Aufenthalte in Rom. Hier lernte er zahlreiche italienische Komponisten kennen, wie etwa Arcangelo Corelli, damals ein Großmeister der römischen Violinschule.
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Eingeleitet wurde das RheinVokal-Konzert [unter der Überschrift Händel in Rom] in der Christuskirche Andernach mit der sog. Sonata da chiesa von Arcangelo Corelli, einem Zeitgenossen Händels, dargeboten vom Mailänder Barockensemble La Risonanza unter der Leitung von Fabio Bonizzoni (Cembalo und Orgel). Die feierliche Musik, inspiriert vom Karmeliterfest, ist geprägt durch Largo-Sätze und Allegro-Fugen. Ryo Terekado und Ulrike Slowik an den Violinen sowie sowie Ayako Matsunaga an der Viola und Caterina Dell'Agnello am Violoncello harmonierten sphärisch, klangfarbenreich.
Alsbald folgten ein Antiphon und eine Pfingstmotette Händels aus seiner römischen Zeit, bei der die Streicher effektvoll von einer Sopranstimme begleitet wurden. Als Ersatz für die erkrankte Francesca Lombardi Mazzulli trat kurzfristig die chinesische Sopranistin Jiayu Jin auf. Die in Mailand lebende Absolventin des Mailänder Konservatoriums gewann 2023 den 1. Preis und den La Spagne-Preis beim Barock-Gesangswettbewerb Cavalli Monteverdi in Cremona in der Lombardei. In ihrer chinesischen Heimat zählt Jin zu den bedeutendsten Sängerinnen Alter Musik. Sie bewies in Andernach einschlägige Opernerfahrung und facettenreiche Versiertheit während ihrer Interpretation der römischen Händelkompositionen.
Nach der instrumentellen Eröffnung präsentierte das Ensemble "Haec est Regina Virginum" HWV 235, eine Arie zum Lob der Gottesmutter, die Händel am 15. Juli 1707 als Antiphon zu einem der Psalme komponierte. Darauf folgt die lateinische Solokantate O qualis de coelo sonus, eine Beschreibung des Pfingstwunders mit feierlichen Streicherakkorden, Triolenketten der Violinen. Sopranistin Jin forcierte den Lobpreis der Gottesliebe im Rezitativ weich, aber prägnant und mit Verve. Ein Höhepunkt vor der Pause war ein weiteres intimes Werk geistlicher Musik, Händels Salve Regina, das dieser als Andachtsmusik für Trinitatis, den 19. Juni, komponierte. Die Sopranstimme trat hier in klangschönen Motiven in Dialog mit den Geigen; changierende Dissonanzen schimmerten auf.
Im Anschluss an die Pause wurde die Kantate Tu fedel, tu constante HWV 171 dargeboten, in der eine antike römische Schäferin die Untreue ihres Liebhabers Fileno in stürmisch knappen Akkorden wütend anklagt. Das erste, leicht tänzerische Rezitativ steigert sich schwungvoll kaskadenhaft, bis die Arie sinnlich-kontemplativ in pastorale Töne übergeht, in der sich die Protagonistin von ihrem Liebhaber oder schnippisch auch gar von der Liebe selbst lossagt.
Als Zugabe bot das Ensemble dem begeisterten Publikum eine von Händels berühmtesten Arien: "Lascia ch’io pianga" (1705); der Komponist baute sie sechs Jahre später in seine Oper Rinaldo ein.
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Fabio Bonizzoni, Jiayu Jin und Instrumentalensemble La Risonanza (von links nach rechts) beim Abschlussapplaus in der Christuskirche Andernach | Foto © Ansgar Skoda
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Ansgar Skoda - 29. Juli 2024 ID 14852
Weitere Infos siehe auch: https://www.larisonanza.it/
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