Stelldichein
der Chöre
LIEDER DER HOFFNUNG UND DER VERGÄNGLICHKEIT von Wolfram Buchenberg uraufgeführt
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Bewertung:
Schräge Töne, bewegende, nicht sinntragende Wortlaute und ein mehrebiger, flirrender Gesang von über 300 Personen erfüllen den Raum der Kölner Philharmonie.
In der langen Zeit des Corona-Lockdowns galt Chorgesang als höchst gefährliches Hobby. August 2020 planten der Musikrat und der Chor-Verband NRW mit dem WDR ein besonderes Projekt für die Zeit nach der Pandemie. Sie gaben beim bekannten Chormusik-Komponisten Wolfram Buchenberg ein Werk für gemischte Chöre in Auftrag. In der Kölner Philharmonie wurde nun die Uraufführung der Lieder der Hoffnung und der Vergänglichkeit dargeboten. Beteiligt an dem Konzert waren der WDR Rundfunkchor, der Landesjugendchor NRW und 250 ausgewählte Menschen aus unterschiedlichen Chören in NRW. Musikvereine, Laienchöre, Kirchenchöre und Kantoreien beteiligen sich in Köln an dem satten Chorklang.
Wolfram Buchenberg, geboren 1962 in Engelbolz im Oberallgäu, gilt heute als Koryphäe für zeitgenössische Chormusik. Er schuf neben geistlichen Chorkompositionen und Sakralmusik auch Kammermusik, Orchesterwerke und Bearbeitungen von Volksliedern und Folklore. Buchenberg erkundet in seinen Kompositionen Phänomene changierender Klänge, forciert Überblendungen von Klangflächen. Der ihm gewidmete Abend in der Kölner Philharmonie zeigte die große kompositorische Bandbreite Buchenbergs.
Buchenbergs gut halbstündige Missa ad maiorem Dei gloriam ist vom Latin Jazz inspiriert. Es wird instrumental durch die WDR Big Band mit zahlreichen Bläsern und Schlagzeug begleitet. Die südamerikanische anmutenden, rhythmisch-beschwingte Teile Gloria und Sanctus wechseln mit den konventionell sphärisch-besinnlicheren Kyrie und Agnus Dei. Solist Johannes Hill, seit 2020 auch Mitglied des WDR Rundfunkchores, setzt während der Messvertonung mit nuanciertem Timbre im kernigen Bariton-Gesang wirkungsvoll Akzente. Chorleiter Nicolas Fink, seit 2023 Künstlerischer Leiter des Landesjugendchores NRW, studierte das Projekt mit den Chören ein. Fink merkte man die Bandbreite an Erfahrungen mit Mitsingprojekten und interdisziplinären Programmkonzeptionen während des Dirigierens der unterschiedlichen Chöre an.
Im zweiten Teil des Abends, der Uraufführung Lieder der Hoffnung und der Vergänglichkeit, überraschen wechselnde Chorbesetzungen. Frauen- und Männerstimmen wechseln, mal singen nur einzelne Stimmen aus dem gemischten Chor, dann singen wieder alle Chöre gemeinsam. Thematisch geht es um Lichtblicke, Hoffnungen, Erwartungen, aber auch als Kontrapunkt um Enttäuschungen und Einsamkeit. Ein Lamento drückt Trauer aus. Im letzten Stück stehen die Frauenstimmen für eine Allegorie des Lebens, die tieferen Männerstimmen verkörpern eine Allegorie des Todes.
Als Textgrundlage dienen Gedichte und Verse, die leider den am Eingang ausgegebenen Programmheften nicht beigelegt wurden: von Eduard Mörike (Denk es, o Seele), Ludwig Uhland (Frühlingsglaube), Friedrich Rückert (Aber das Herz hofft immer weiter), Anton Wilhelm von Zuccamaglio (Es fiel ein Reif in der Frühlingsnacht), Wilhelm August Theodor Steinhausen (Sterne funkeln im Dunkeln) bis hin zu anonymen Überlieferungen aus dem Mittelalter (Streitlied zwischen Leben und Tod).
Die verschiedenen Chorleiter, welche die Projektchöre einstudierten – Hans Frambach in Solingen, Romano Giefer in Leverkusen, Christian Komorowski in Essen und Rolf Schmitz-Marburg in Willich – wurden in der Philharmonie mit Frühlingsblumen bedacht. Auch Komponist Wolfram Buchenberg, der inmitten des Publikums saß, wurde bejubelt und mit einem farbenfrohen Blumenstrauß beglückt. An diesem Abend wurde eine große Bandbreite vokaler Fähigkeiten ausgelotet. Ein eindrückliches Spektrum vielschichtiger zeitgenössischer Vokalmusik ließ nachhaltig aufhorchen.
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Ansgar Skoda - 20. März 2023 ID 14110
NRW singt Buchenberg! (Kölner Philharmonie, 18.03.2023)
Wolfram Buchenberg: Missa ad maiorem Dei gloriam für Bariton, Chor und Big Band
- Lieder der Vergänglichkeit und Lieder der Hoffnung für gemischte Chöre (UA)
Johannes Hill, Bariton
Landesjugendchor NRW
WDR Rundfunkchor
WDR Big Band
Einstudierung und Leitung: Nicolas Fink
Weitere Infos siehe auch: https://www1.wdr.de/orchester-und-chor/
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