We groove
together
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Róisín Murphy in der Live Music Hall in Köln | Foto © Ansgar Skoda
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Bewertung:
Die Irin Róisín Murphy überrascht in ihren legendären Liveshows nicht nur mit extravaganten Kostümwechseln. 2015 spielte sie noch im Kölner E-Werk als Highlight der Electronic Beats. Vergangenen Mittwoch trat sie nun endlich (nach mehreren pandemiebedingten Verschiebungen) mit Songs aus ihrer neuen Platte Róisín Machine in der Live Music Hall auf. Bereits die Vorgruppe Mad Mad Mad heizte dem Publikum gekonnt mit viel Drum-Beats, vokalen Percussions und getriebenen E-Gitarren-Effekten ein. Der Übergang von der Vorband zum Hauptact war dann extrem cool.
Denn Benjamin Bouton an der Guitarre, den Synthesizern und Percussions, Matt Kelly am Schlagzeug und Kevin Toublant am Bass und am Moog werden übergangslos zum Teil der Band von Róisín Murphy. Sie begleiten so auf der Bühne ihren ersten Song „Fun for me“, den die Sängerin mit Spoken Words im Backstage-Bereich einleitet. Ihr Bild wird dabei auf der Bühne übertragen, bis sie auf die Bühne tänzelt. Später wird sie auch weitere Songs der Trip-Hop-Dance-Formation Moloko performen, internationale Hits, die sie mit ihrem damaligen Lebenspartner Mark Brydon hatte, wie „Sing it back“ (1999), „The Time is now“ (2000), „Cannot contain this“ (2003) und „Forever more“ (2003). Die Mutter zweier Kinder macht seit 27 Jahren Musik. Seit 17 Jahren geht sie nun solo musikalische Wege. Murphys drittes Album Hairless Toys (2015) war unter anderem für den Mercury Prize nominiert. Alte und neue Songs der in Irland geborenen und in Manchester und Sheffield aufgewachsenen 48jährigen Sängerin halten sich während des Kölner Konzertes die Waage.
"Rrrrah!" knurrt die Künstlerin. Während ihre vierköpfige Band eher dezent im Hintergrund spielt, unterhält sie das Publikum. Sie räkelt sich auf den Boden, wechselt fliegend ungewöhnliche Kopfbedeckungen und Oberteile, posiert effektvoll. Der zweite Song des Abends, „Something More“, ist aus der neuen Platte. Ihre Songs verbinden Herzschmerz, Neugierde und abstrakte Ideen. Elektro-Nostalgie paart sich mit kühn aufgebauten House-Fantasien. Repetitive Beat-Arrangements beben. Soundmuster, Rhythmen und Harmonien grooven voll dramatisch sich steigernder Backgrounds. Gesangslinien überlagern sich, auch rhythmische Dynamiken finden passgenaue Übergänge. „It’s hot in here“, spricht Murphy mit den begeisterten Zuschauern, um doch das nächste raumgreifende Kostüm während ihres Gesangs vorzuführen. Ein Track mündet wie in einem DJ-Mix in den nächsten. Ein Höhepunkt des Abends ist der neue Song „Simulation“, in dem Róisín Murphy die Möglichkeit betrachtet, vielleicht in einer Simulation zu leben. Der pumpende House-Beat des langsam sich entfaltenden „Simulation“ setzt ein. Bald wird er verstärkt durch Hi-Hat, Strings, Bass und Gitarre und Murphys hypnotischen Gesang. Während des unerbittlich pulsierenden „Incapable“ fragt Murphy in Dauerschleife kokett dramatisch ins Publikum, ob sie unfähig sei zu lieben.
Róisín Murphy performt auch das smoothe „Overpowered“aus ihrem gleichnamigen Album von 2007, das einen Beat aus „I Wear My Sunglasses At Night“ verarbeitet. „Murphy’s Law“, ein Cover vom gleichnamigen Hit von Cheri von 1982, grooved lässig mit augenzwinkernden Hooks. Der funkige Disco-Song handelt vom Ende einer Beziehung. Die Erzählerin gesteht ein, dass Murphy’s law sie erneut dazu bringen könnte, eine unheilvolle Beziehung einzugehen. Während der Live-Performance von „Murphys Law“ springt Murphy regelmäßig zu „We got together“, ebenfalls auf ihrem jüngsten Werk Róisín Machine enthalten. Murphy wählte ihren jüngsten Albumtitel, weil sich die Wörter reimen (ihr Vorname spricht sich „ro-schien“). Die Diva der elektronischen Tanzmusik begreift sich gerne auch mal selbst bei den eifrigen Kunstschöpfungen als Maschine. Als Vertrauter und musikalischer Weggefährte steuerte der Engländer Richard Barratt oder Crooked Man aka DJ Parrot musikalischen Feinschliff zu den neuen Songs bei, die thematisch Rhythmus und Groove, das Verlangen nach Liebe und Kontakt behandeln.
Der vibrierende Drang nach Bewegung ist allen Songs gemein. Smash Loops im festlichen Flow oder rhythmischer Sprechgesang mit Schnappatmung und lasziven Gehauche lassen das Event zu einem Hörereignis werden. Mit ausdrucksstarkem, volltönendem, oft markant gehauchtem Gesang interpretiert Murphy ihre Songs. Als Zugaben spielt Murphy „Flash of Light“ von Luca C und das Cover „Golden Era“ von David Morales. Mit einem in die Länge gezogenen Cover ihres Moloko-Hits „Familiar Feeling“ verabschiedet sie sich schließlich von der Bühne. Ein Erlebnis!
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Róisín Murphy in der Live Music Hall in Köln | Foto © Ansgar Skoda
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Ansgar Skoda - 21. Mai 2022 ID 13634
Weitere Infos siehe auch: https://www.roisinmurphyofficial.com/
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