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Konzertbericht

Auf sanften

Schwingen

gen Mitter-

nacht

ROMANISCHE NACHT 2022 in Köln


Sergey Malov spielte auf seiner Violine Bach-Sonaten | Foto © Ansgar Skoda

Bewertung:    



Ein atmosphärischer Widerhall belebt den Raumklang in romanischen Kirchen und lässt Klänge oft akustisch besonders effektvoll vibrieren. Das Motto des diesjährigen Romanischen Sommers in Kölns romanischen Kirchen war „Schwingen“. Das Festival wurde pandemiebedingt 2020 ausgesetzt und 2021 nur als Radio-Konzertreihe veranstaltet. Es bot dann während der 33. Ausgabe vom 19. bis 24. Juni in fünfzehn Konzerten erneut bewegende, nuancenreich pulsierende Melodien. Prächtige Stimmpaarungen und zirkulierende Klänge erfüllten Kölns romanischen Kirchen. Am letzten Freitag fand das diesjährige Festival mit Werken unterschiedlicher Gattungen und Stilistik in der ROMANISCHEN NACHT in der Kapitolskirche seinen Höhepunkt.

Einen glanzvollen Auftakt machte der Jazzchor Freiburg unter der Leitung von Bertrand Gröger gegen 20 Uhr mit Mironczarnia (2012) des polnischen Komponisten Jakub Neske. Ein Flüstern geht durch den Raum, Wortfetzen steigern sich rhythmisch und verändern sich atemlos minimalistisch. Wechselnde Solisten treten aus dem Chor mit tragenden Melodien hervor, Texte und Akkorde changieren. Auch die chorische Interpretation von The Garden des Vokalkünstlers Bobby McFerrin berauscht und begeistert klangfarbenreich. Die Aufführung von Messages zeugt gleichfalls von der fruchtbaren Zusammenarbeit des Jazzchors Freiburg mit dem zehnfachem Grammy-Preisträger Bobby McFerrin und dessen Musiker Roger Treece. Messages nach dem Opus des Lyrikers Don Rosler behandelt universelle Wahrheiten in unzähligen Sprachen. Stimmen und Töne steigern sich harmonisch temperamentvoll. Bereichert wird der Auftritt des Chores noch durch Long long long von dem Beatle George Harrison und The Way of Love von Malene Rigtrup und Morten Kjaer nach 1. Korinther 13.

Nach dem stimmungsvollen, dichten und leidenschaftlichen Auftritt des Jazzchores geht es ab 21 Uhr besinnlich mit einem Violinenkonzert des russischen Geigers Sergey Malov weiter. Der aus St. Petersburg stammende, mehrfach preisgekrönte Geiger bringt mit bewundernswerter Ausdauer den Resonanzraum der Basilika zum Klingen. Er spielt zahlreiche ausdrucksstarke Solowerke von Johann Sebastian Bach.

Griots erzählen als Berufssänger in Westafrika epische Geschichten. Mola Sylla wurde in Dakar im Senegal geboren. Er steht in der Tradition der senegalesischen Griots und singt meist mit dramatisch kraftvollem Timbre im senegalesischen Wolof. Seine Erzählungen begleitet er rhythmisch intensiv auf selbstgebauten, traditionellen Instrumenten. In Köln wird er begleitet vom Virtuosen Bao Sissoko an der mit beiden Händen gezupften, vielsaitigen westafrikanischen Stegharfe Kora. Ihr Konzertprogramm Lumba präsentieren sie ab 22 Uhr als Trio Tamala gemeinsam mit dem belgischen Violinisten Wouter Vandenabeele. Die Kompositionen des Trios handeln emotionsreich, beschwingt und voller Leichtigkeit von dem Wunsch nach gesellschaftlicher Veränderung, Hoffnungen, Enttäuschungen und mitunter falschen Erwartungen.



Bao Sissoko an der Stegharfe Kora und Sänger Mola Sylla | Foto © Ansgar Skoda


Das Programm Echo Chambers des Kölner Jazzensemble Fuchsthone Orchestra schloss ab 23 Uhr das ungewöhnliche Programm ab. Die Komponistinnen Caroline Thon und Christina Fuchs dirigierten selbst ihre komplexen Uraufführungen. Sie konnten sich auf ein exzellentes Bläserensemble und profilierte Streicher verlassen. Zudem faszinierte die österreichische Jazzsängerin Filippa Gojo nuanciert mit stimmlichem Facettenreichtum. Sie machte bereits in der ROMANISCHEN NACHT 2016 als Sängerin mit Potenzial auf sich aufmerksam.

Die Basilika Sankt Maria im Kapitol gilt als eines der architektonisch ungewöhnlichsten Bauwerke des 11. Jahrhunderts. In Kölns größter romanischer Basilika konnten während der Konzerte u.a. römische Bauteile und Spolien, ein Dreikonchenchor mit Säulenumgang, die größten Krypta des Rheinlands und die einzige erhaltene Holztür der deutschen Romanik mit Reliefs bewundert werden. Der beeindruckende Resonanzraum der 100 Meter langen und 40 Meter breiten Basilika wurde wie in den Vorjahren atmosphärisch in kontrastreichen Farben beleuchtet.
Ansgar Skoda - 28. Juni 2022
ID 13692
Weitere Infos siehe auch: http://www.romanischer-sommer.de/


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