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Konzertbericht

„Das zitternde

Glänzen der

spielenden

Wellen“



RheinVokal-Festival am Mittelrhein - Pfarrkirche Sankt Pankratius in Boppard-Herschwiesen | Foto © Ansgar Skoda

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Das Festival RheinVokal lädt im Sommer zu Vokalmusik an ausgewählten Aufführungsorten, meist Kirchen, am Mittelrhein ein. Die Pfarrkirche Sankt Pankratius in Boppard-Herschwiesen hat barocken Charme, ist jedoch, 11 Kilometer vom Rhein entfernt, mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht erreichbar. Mit dem Auto fahren Konzert-Interessierte etwa 16 Minuten von Boppard aus zu der großen Dorfkirche.

Wegen Erkrankungen wechselten das angekündigte Programm und die Solo-Musiker in Boppard-Herschwiesen; und ähnlich, wie am Vorabend in der Christuskirche Andernach, lag der Schwerpunkt auf Arien von Georg Friedrich Händel. Auch in der führenden Musikmetropole London sorgte Händel spätestens mit seiner Opera seria Rinaldo 1711 für Furore.

Das Konzertprogramm versammelte unter dem Titel Sweet Silence – süße Stille, sanfte Quelle Händels eher schlichte Neun Deutschen Arien von 1727, stimmungsvoll wechselnd mit kontemplativen und sinnlichen Kompositionen seiner Zeitgenossen aus der Hauptstadt des Vereinigten Königreichs.

Der aus Hamburg stammende Barthold Heinrich Brockes legte 1721 eine Gedichtsammlung mit naturnahen Bildern und Assoziationen zum Landleben vor, denen Händel Kantatentexte oder Sing-Gedichte für seine o.g. Arien entnahm. In der sonnendurchfluteten Kirche Sankt Pankratius eröffneten Cembalistin Wiebke Weidanz und Blockflötist Max Volbers den Konzertabend mit Instrumentalmusik von John Eccles. (Weidanz unterrichtet seit 2014 als Professorin für Cembalo an der Musikhochschule Nürnberg. Volbers erhielt 2023 für seine Debüt-CD Whispers of Tradition den Opus Klassik in der Kategorie „Nachwuchskünstler des Jahres“.)

Bald trat die junge Sopranistin Marie-Sophie Pollak hinzu (die ihr Diplom an der Hochschule für Musik und Theater München mit Auszeichnung abschloss). Sie hielt in der Arie "Künft’ger Zeiten eitler Kummer" lang anhaltende Notenwerte sanft und klangschön bei Worten wie „ruhig“. Sie forcierte stimmlich in "Das zitternde Glänzen" eindringlich das Spiel der Wellen durch wechselnde Stimmbewegungen in Höhen oder Tiefen. Auch in "Süßer Blumen" meisterte sie nuanciert die Intervallsprünge, die bildlich ein Fallen oder einen Aufschwung der Seele symbolisieren sollen. Musikalisch wurden Appelle wie „Sprecht nicht“ und „Höret nur!“ in Arien wie "Die ihr aus dunklen Grüften" und "Meine Seele hört im Sehen" durch abfallende Tonfolgen und Variationen des Arrangements wirkungsvoll dramatisch unterstrichen. Die kurzen und formal klaren Barockarien wurden meist zunächst vollständig vorgetragen, bevor einzelne Verse neu akzentuiert und wiederholt wurden. Max Volbers meisterte die zahlreichen Koloraturen der Flötenstimme in "Flammende Rose, Zierde der Erden" klangfarbenreich.

Die vorgetragenen Arien wurden atmosphärisch durch instrumentale Zwischenspiele aufgelockert. Ergänzt wurden Händels Arien unter anderem durch Auszüge von John Eccles The Mad Lover, Giuseppe Sammartinis Flötensonate g-Moll oder Francesco Geminianis Prélude Nr. 1. Ein Höhepunkt des Konzertabends war Pollaks facettenreicher und leidenschaftlich ausdrucksstarker Vortrag von Giovanni Bononcinis "To flight my love ingrate", in London 1710 in der italienisch-englischen Kollektion Songs in the new Opera call’d Almahide erschienen. Das harmonisch elegante Zusammenspiel und die ausdrucksvolle, gut aufeinander abgestimmte Melodik berührten.

Als Zugabe bot das Ensemble dem sichtlich bewegtem Publikum eine von Händels berühmtesten Arien eindringlich dar: „Lascia ch’io pianga“ von 1705, ähnlich wie am Festival-Vorabend beim Programm in der Christuskirche Andernach. In Boppard-Herschwiesen wurde die Arie nun stimmungsvoll eingeleitet durch ein minutenlanges Flötenspiel von Max Volbers.



Flötist Max Volbers, Cembalistin Wiebke Weidanz und Sopranistin Marie-Sophie Pollak (von links nach rechts) beim Abschlussapplaus in der Pfarrkirche Sankt Pankratius in Boppard-Herschwiesen | Foto © Ansgar Skoda

Ansgar Skoda - 1. August 2024
ID 14857
Weitere Infos siehe auch: https://www.rheinvokal.de/


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