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Konzertbericht

Higher



Nina Persson, Frontfrau bei den Cardigans, auf dem 8. Zeltfestival Rhein-Neckar in Mannheim | Foto © Ansgar Skoda

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Im Mannheimer Palastzelt auf dem Maimarktgelände wird spannungsvoll das erste Cardigans-Konzert in Deutschland seit 18 Jahren erwartet. Der Regensburger Musiker Telquist und seine Band sowie die schwedische Indie-Rockband Shout Out Louds besorgen ein entspanntes, atmosphärisches Vorprogramm. Das Stockholmer Quartett Shout Out Louds spielen als Supportact ihr komplettes Debüt Howl Howl Gaff Gaff von 2003. Frontmann Adam Olenius singt schwelgerisch die über 20 Jahre alten Pop-Hymnen, energiegeladen begleitet von seiner vierköpfigen Band. Stimmlich unterstützt bald Jennie Abrahamson in den Backing Vocals, die kurzfristig die erkrankte Keyboarderin vertritt.

*

Gegen 20 Uhr geben sich dann die schwedischen Indie-Pop-Rocker The Cardigans beim Maifeld-Derby im Zeltfestival Rhein-Neckar die Ehre. Nach Abba, Roxette und Ace of Base gilt die 1992 gegründete Band mit 15 Millionen verkauften Alben als erfolgreichster Pop-Export Schwedens. Die Band, die sich nie offiziell auflöste, veröffentlichte 2005 mit Super Extra Gravity ihr bislang letztes Album. Die charmante Cardigans-Frontfrau Nina Persson wartete in der Vergangenheit mit interessanten Solo-Projekten und Kooperationen auf und begeisterte im vergangenen Jahr mit ihrer Zusammenarbeit mit dem Folk-Musiker James Yorkston unter anderem in Frankfurt.

Songkomponist und Gitarrist Peter Svensson verließ die Band auf eigenen Wunsch. Neue Songs und Platten werde es ohne ihn voraussichtlich nicht geben, so Persson, das Aushängeschild der Cardigans zuletzt in verschiedenen Interviews. Sie hatte bisher getextet, er komponiert. In Mannheim wird der Bandgründer an den Gitarren elegant von Oskar Humlebo an der linken Bühnenrampe vertreten. An der rechten Bühnenrampe besorgt Magnus Sveningsson innige Basslines. Wie Svensson war Sveningsson vor der gemeinsamen Bandgründung der Cardigans Heavy Metal-Musiker. Erhöht in der Bühnenmitte positioniert performt Bengt Lagerberg routiniert am Schlagzeug und der Flöte; am Keyboard und der Gitarre komplettiert Multiinstrumentalist Lars-Olaf Johansson das Bild.

Zu den ersten performten Songs zählt der melodramatische Hit „Erase/Rewind“.

Nina Persson ist mittlerweile verheiratet mit dem amerikanischen Filmkomponisten Nathan Larson, Mutter eines gemeinsamen Sohnes und Überlebende einer Gebährmutterhalskrebs-Erkrankung. Sie trägt anfangs einen grünen Anzug und eine große, durchscheinende Schleife am Hals. Später wechselt sie während einer längeren Instrumentalpassage zu einem luftigen Kleid. Ihre Kompagnons auf der Bühne tragen schicke Hemden. Die 49-Jährige singt charismatisch und nuanciert die wehmütige Ballade „Communication“, den Indiepop-Klassiker „Live And Learn“ oder das erhabene „Higher“. Die Instrumentalisten besorgen derweil wirkungsvoll temporeiche Rhythmen, wummernde Gitarrenriffs und leidenschaftliche Basslinien und mitunter dezente Backing Vocals.

Persson unterstreicht ihren gefühlvollen, leicht rauchigen Gesang mit ausdrucksstarken, konzentrierten und dramatischen Gesten der Hände und Arme. „For what it’s worth“ leitet sie prägnant mit Mundharmonikaspiel ein, später greift sie selbst zur Gitarre. Das Publikum applaudiert begeistert, wenn sie Refrains lässig variiert oder effektvoll leicht zerdehnt und sich mit schnellen Schritten entlang der Rampe auf und ab bewegt, alsbald vorm Publikum in die Hocke gehend oder kniend.

Gegen Ende spielt die Formation noch den verspielt-flirtigen Durchbruchs-Hit „Lovefool“, der durch US-Filme wie Baz Luhrmanns Romeo + Julia (1996) oder Cruel Intentions (1999) weltweit bekannt wurde. Final als letzter Song gefeiert wird auch der Alternative Rocksong „My Favourite Game“, bei dem viele im Publikum mitsingen. Der temporeiche, gitarren- und basslastige Song handelt von einer zerstörerischen, ausweglosen Liebesbeziehung, bei der die Frau ihren Partner ändern möchte. Das dazugehörige Musikvideo löste aufgrund einer dargestellten halsbrecherischen Autofahrt Kontroversen aus.

Das versierte Quintett verabschiedet sich feierlich mit Handshakes von der Bühne. Ein Filmabspann folgt von LED-Wänden, der zuletzt die Zeile „Friede in Palästina“ einblendet. Auf eine Zugabe nach der weit über 90-minütigen Performance hoffen Zuschauer vergeblich. Der ein- oder die andere im Publikum hätten sich noch über Songs aus dem Debüt gefreut, das die Band bei ihrer Setlist weitestgehend aussparte. Trotzdem ein Erlebnis, das Hoffnung auf mehr musikalische Lebenszeichen der Band macht.



Oskar Humlebo und Lars-Olaf Johansson an den Gitarren und Sängerin Nina Persson von den Cardigans auf dem 8. Zeltfestival Rhein-Neckar in Mannheim | Foto © Ansgar Skoda

Ansgar Skoda - 27. Juni 2024
ID 14819
Weitere Infos siehe auch: https://www.zeltfestivalrheinneckar.de


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