Heartland
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Matt Johnson, Sänger und Gitarrist der britischen Rockband The The im Kölner Carlswerk Victoria | Foto © Ansgar Skoda
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Bewertung:
Heulende Salven, leidenschaftlich straffe Gitarrenharmonien, pochende Basslinen und ein stampfender Rhythmus versprechen einen schweißtreibenden Abend.
Die Londoner Band The The ging bei ihrer Gründung 1979 aus der Post-Punk-Szene hervor und war geprägt durch ihre kontrastreiche, mal melancholisch stimmungsvolle, mal inbrünstig hoffnungsvolle Musik. Ihr Oeuvre reicht von Rock, Pop, Folk und Blues bis hin zu elektronischen Klängen und Filmmusik. Die acht Studioalben bezeugen ein reichhaltiges kreatives Schaffen.
Matt Johnson, Sänger und Kopf der Band, schrieb viele der Songs über intensive persönliche Erfahrungen und später über die globale Geopolitik. Im Kölner Carlswerk Victoria singt er mit sanftem und klaren Bariton ernst und gefühlvoll aber auch kernig Balladen. Auf der Bühne lässt er es sich nicht nehmen markige Kommentare zu machen, wenn ihm etwa zu viele Konzertbesucher mit ihren Handys filmen. Der Frontmann nimmt sein Publikum liebenswürdig für sich ein, wenn er einen soliden Sinn für Humor beim Erzählen von Anekdoten zu den Songs beweist. Warm und einladend gibt er den Ton an und vermittelt, dass die Songs der Band vom echten Leben und authentischen Problemen handeln. Als Seele von The The lässt er seine Zuschauer an den Geschichten stimmungsvoll teilhaben
Das nüchtern dunkle Bühnenbild täuscht nicht darüber hinweg, dass hier eine erfahrene Band spielt:
Die fünfköpfige Besetzung, die Johnson in Köln anführt, wird durch DC Collard an den Keyboards, Ex-Frank Sinatra-Bassisten James Eller am Bass, Earl Harvin an den Drums und Ex-Iggy Pop-Gitarristen Barrie Cadogan an Gitarre oder Akustikgitarre ergänzt.
Eröffnet wird der Konzertabend gegen 20 Uhr mit dem kühn spirituellen Song Cognitive Dissident. Harvin sorgt mit kraftvollen Tempiwechseln für stampfende Energie. Das prophetisch aufmunternde, frenetisch schwungvoll getragene Armageddon Days Are Here (Again) deutet unter Anderem mit der Verszeile „Islam is rising, the Christians mobilising“ eine apokalyptische Atmosphäre an. Der tiefgründige Titel Heartland, der Ende der 1980er in Zeiten politischer Unruhen entstand, hallt voller musikalischer Echos noch lange nach. Ein Highlight des Abends ist das schwelgerische, glühend hoffnungsfrohe This Is The Day. Auch Icing Up lädt das Publikum mit psychedelischem, gitarrengetriebenem Sound zum Mitsingen, Mitwippen und Tanzen ein. Sweet Bird of Truth behandelt den Krieg im Nahen Osten. Im Song Lonely Planet, der das Set beschließt, singt Johnson die treffende Refrainzeile mit Nachdruck: „If you can't change the world, change yourself“
Als Zugabe spielen The The noch Uncertain Smile über jugendliche Verliebtheit. Hier kehren Johnson und die Band, wie so oft an diesem Abend, bald dem Publikum ihre Rücken zu, wegen des Klaviersolos im Song. Auch sie richten ihre Augen auf den, im Bühnenhintergrund mittig platzierten DC Collard. Am Anfang bleibt er der Struktur des ursprünglichen Solos treu, um es später zu variieren und wild zu improvisieren, während die Bandkollegen im Kreis um ihn herum stehen.
Es folgt als finaler Song das lang gezogene, meisterhaft groovende GIANT über die Angst und Melancholie eines 21-Jährigen.
Nach über zwei Stunden voll strotzender Intensität und einer Pause neigt sich das hingebungsvolle Konzerterlebnis an diesem Mittwochabend gegen 22.30 Uhr dem Ende zu.
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Die britische Rockband The The im Kölner Carlswerk Victoria | Foto © Ansgar Skoda
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Ansgar Skoda - 23. September 2024 ID 14934
Weitere Infos siehe auch: https://www.thethe.com/
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