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Konzertkritik

Die Votivgabe

Simone Young dirigierte Mozarts GROSSE MESSE, gesungen und musiziert von Siobhan Stagg, Miah Persson, Peter Sonn, David Oštrek, dem Staatsopernchor und der Staatskapelle Berlin

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Das Wort Votivgabe (lt. duden.de "als Bitte um oder Dank für Hilfe in einer Notlage einem Heiligen dargebrachte Gabe") hatte es mir angetan, ich las es in dem Wikipedia-Beitrag, der die so genannte Große Messe von Wolfgang Amadeus Mozart beinhaltet:


"Die Messe war möglicherweise als eine Art Votivgabe für Constanze gedacht gewesen. Davon zeugt insbesondere die unvergleichliche Sopranarie 'Et incarnatus est'."


Der Kirchenmusiker Matthias Elger (dessen Eintrag ich auf paul-gerhardt.com recherchierte) brachte das Thema Große Messe & Constanze Mozart so hier auf den Punkt:


"Ein wichtiger Grund für das neue Werk dürfte die Hochzeit mit Constanze im Sommer 1782 und das damit verbundene Gefühl von Glück, Demut und Dankbarkeit gewesen sein – in einem Brief schreibt Mozart von seinem inneren Versprechen, eine 'neukomponierte Messe zur Aufführung zu bringen'. Dabei hatte er ganz sicher seine Frau als Sopranistin im Blick, oder besser im inneren Ohr: die anrührenden Solopartien im Kyrie, vor allem die unvergleichliche Musik der Arie 'Et incarnatus est' zeigen wohl die höchste musikalische Innigkeit, zu der Mozart fähig ist."


Ja und so halten wir dann fest, dass überhaupt nicht unoft ein privater Auslöser als DER Moment im Leben eines schöpferischen Menschen, der ihn nachgerade zu der Schöpfung dieses oder jenes seiner schöpferischen Werke inspiriert, durchaus verstanden werden könnte.

*

Gestern Abend stand die Große Messe auf dem Abo-Konzertkalender der Staatskapelle Berlin. Die Australierin Simone Young, die an der Staatsoper gerade eine Wiederaufnahme des Rosenkavaliers vom Dirigentenpult aus leitet, war für Zubin Mehta eingesprungen, und als das womöglich Aufhorchendste ihrer Interpretation sollte ihr leicht-lockeres Führen und Fühlen des Staatsopernchors (der dieses Jahr seinen 200. Geburtstag feiert) werden; diese Sängerinnen- und Sängervereinigung scheint ja wegen ihrer höchsteigenen Berufung, nämlich halt mehr Opern- statt Konzertchor sein zu müssen, nicht als Idealbesetzung für Sakralwerke bestimmt. Die Young vermochte es dann allerdings, ihr möglichst viele vibrationslastige Selbstbestätigungsversuche sozusagen "auszutreiben", was ihr letzten Endes ziemlich gut gelang.

Mein Highlight des kurzweiligen Konzerts, natürlich:

Die Sopranarie "Et incarnatus est de Spiritus Sanctu" (dt.: "Er hat Fleisch angenommen durch den Heiligen Geist") - Siobhan Stagg sang sie. Himmlisch!




Der Chor der Staatsoper Unter den Linden im 200. Jahr seines Bestehens | Foto (C) Peter Adamik

Andre Sokolowski - 23. März 2022
ID 13537
STAATSKAPELLE BERLIN (Philharmonie Berlin, 22.03.2022)
Wolfgang Amadeus Mozart: Messe c-Moll KV 427
Siobhan Stagg und Miah Persson, Sopran
Peter Sonn, Tenor
David Oštrek, Bass
Staatsopernchor
(Choreinstudierung: Martin Wright)
Staatskapelle Berlin
Dirigentin: Simone Young


Weitere Infos siehe auch: https://www.staatskapelle-berlin.de


https://www.andre-sokolowski.de

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