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CD-Kritik

Zwischen

den Zeiten





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Das in Bremen beheimatete Ensemnble Los Temperamentos hat jetzt seine mittlerweile fünfte CD veröffentlicht und sie mit Entre dos Tiempos (dt.: "Zwischen den Zeiten") betitelt. Und nicht nur zeitlich, sondern ebenso örtlich ist der Titel gemeint, wenn er sich auf die musikalischen Verbindungen zwischen Europa und Lateinamerika beruft - ein Thema, mit dem sich diese auch aus Musikerinnen und Musikern mittel- und südamerikanischer Herkunft zusammensetztende Truppe eine Art Alleinstellungsmerkmal zu sichern schien.

Sämtliche Stücke der mit einer Gesamtdauer von 1 Stunde und 22 Minuten vorliegenden Scheibe waren mir bis dato unbekannt; allesamt Neu-Entdeckungen für mich, z.B. die Ciaconna für Flöte von Benedetto Marcello (1686-1739), die Cello-Sonate von Jean-Baptiste Barrière (1707-1774), die Violinsonate von Francesco Maria Veracini (1690-1768) oder die Pasacalle von Santiago de Murica (ca. 1685-?). Oder hatten Sie - falls Sie wie ich NICHT zu den absoluten Insidern oder Spezialkennern für Alte Musik zählen - von den genannten Komponisten [s.o.] je etwas gelesen und/ oder gehört??

Die Pallette reicht vom französischen und italienischen Barock über spanische Sakralmusik bis zur sog. Suite Indigena (fußend auf dem peruanischen "Trujillo Kodex"); und so betont der aus Kolumbien stammende Ensembleleiter und Cellist Néstor Fabián Cortés Garzón, dass sich die Musikerinnen und Musiker von Los Temperamentos vor allem für die musikalischen Beziehungen zwischen den Kontinenten interssierten. "Einerseits gibt es europäische Werke, die die damaligen 'Trends' aus Süd- und Mittelamerika aufnahmen und auf der anderen Seite gibt es lange unbeachtet gebliebene lateinamerikanische Kompositionen, deren Musik durch die Kolonialisierung europäisch beeinflusst wurde", ergänzt die Cembalistin Nadine Remmert, die gemeinsam mit Luis Pinzón das lesenswerte Booklet verfasste.

So gesehen ist es auch eine Geschichten-CD, denn auf ihr wird sehr viel und sehr, sehr schön gesungen; sechs Nummern (6 Tracks) vermitteln ein vor Sonne und Schnee, Hitze und Kälte schier auf- und abschäumendes Liebes- als wie Liebesbekundungsbedürfnis aus dem lateinamerikanischen Raum. Die Lieder und Tänze machen süchtig; du hörst sie einmal, du hörst sie zweimal, dreimal... du kannst und willst nicht aufhören, sie immer wieder neu zu hören; und es braucht kein stimulierendes Getränk und keinen Dampf, der einem das Gehirn erweitert, um mit dieser froh und gleichsam melancholisch machenden Musik vorübergehend abzutauchen, sich von ihr in eine Bilderwelt hineinlocken zu lassen, um gleichsam als "Außerirdischer" in und mit ihr geerdet zu werden... (Die wunderbaren Liedertexte sind übrigens alle in dem Booklet nachlesbar, und zwar viersprachig!)

Mein er-hörter Favorit dieser bemerkenswerten Aufnahme ist das Gesangsquartett mit Swantje Tams Freier, Caroline Bruker Freier, Sönke Tams Freier und (nochmals zu nennen:) Nadine Remmert!

Bitte aneignen, und zwar als Ganzes!

Erfreut die Sinne, öffnet das Herz.



Andre Sokolowski - 12. Oktober 2020
ID 12529
Los Temperamentos - Entre dos Tiempos (Arcantus arc 20023)
Swantje Tams Freier (Gesang)
Caroline Bruker Freier (Gesang)
Sönke Tams Freier (Gesang)
Nadine Remmert (Gesang und Cembalo)
Felipe Maximilian Egaña Labrín (Traversflöte, Piccolo, Traverso)
Tomoe Badiarova (Violine und Violoncello da spalla)
Alice Váz (Violine)
Néstor Fabián Cortés Garzón (Violoncello)
Hugo Miguel de Rodas Sanchez (Erzlaute, Gitarre)
Miguel Ángel Altamar de la Torre (Perkussion)
Los Temperamentos
Leitung: Néstor Fabián Cortés Garzón
EVÖ am 30.09.2020 (Label: arcantus)

https://www.lostemperamentos.de/


http://www.andre-sokolowski.de

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