Beethovens
Kreutzer-Sonate,
arrangiert für
Streichquintett
|
|
Bewertung:
Die Geigerinnen Charlotte Maclet und Leslie Boulet-Raulet, die Bratschistin Sarah Chenaf und die Cellistin Juliette Salmona taten sich vor über zwölf Jahren zusammen, um ab da als QUATUOR ZAÏDE nicht nur in Frankreich, wo sie her sind, sondern weit über dessen Grenzen hinaus zu reüssieren. Wie sie wohl ausgerechnet auf Zaïde (nach dem gleichnamigen Singspiel von Mozart) gekommen waren, um ihr Quartett so zu benennen? Sie erklären es auf ihrer Homepage:
"Zaïde is the heroine of a drama and it follows that our quartet is the heart of the story that we are beginning to write together. The Singspiel genre (a popular version of operas), inspires us too. From the German 'singen' meaning to sing, and 'spielen' to play. Sing, because the voice is always a model for us and an ideal for any musician. It is the first of all instruments and probably the most expressive."
[Google-Übersetzung ins Deutsche: "Zaïde ist die Heldin eines Dramas und daraus folgt, dass unser Quartett das Herzstück der Geschichte ist, die wir gemeinsam zu schreiben beginnen. Das Singspiel-Genre (eine beliebte Version von Opern) inspiriert uns ebenfalls. Aus dem Deutschen 'singen' bedeutet singen und 'spielen' spielen. Singen Sie, denn die Stimme ist für uns immer ein Vorbild und für jeden Musiker ein Ideal. Es ist das erste aller Instrumente und wahrscheinlich das ausdrucksstärkste."]
Möglichst immer erste Stimme sein frei nach der Formel "Stimme gleich Gesang", egal, von welchem der vier Instrumente sie gerade hörbar ist - als 4facher Gesang, den 4 Sing-Spielerinnen auf den Saiten zweier Geigen, einer Bratsche sowie einem Cello musizieren - derart war es dann vielleicht gemeint.
*
Zum großen Beethovenjahr 2020, das von den Veranstaltungen her wegen Corona ziemlich abgebrochen, ausgedünnt vonstatten ging, steuerte QUATUOR ZAÏDE seine Ludwig-CD (die es bereits 2019 in den Riffx Studios von La Seine Musicale in Boulogne-Billancourt südwestlich von Paris einspielte) bei. Zur seiner "Unterstützung" holte es sich Bruno Delepelaire, einen der Solo-Cellisten der Berliner Philharmoniker, mit dem es die Kreutzer-Sonate aufnahm, und zwar in einer anonymen Quintett-Fassung von 1832, die gewiss nicht allzu häufig musiziert wird und daher als Rarität oder sogar als Attraktion und Hauptstück dieser vorliegenden Scheibe gelten kann.
Das von Beethoven als dreisätzige Sonate für Klavier und Violine Nr. 9 A-Dur op. 47 komponierte Opus wirkt in der vom QUATUOR ZAÏDE präferierten Fassung freilich viel, viel fundamentaler, was ganz hörbar auch damit zusammenhängt, dass dann der (ursprüngliche) Klavierpart insbesondere durch die zwei Celli (s)eine "basslastige" Wirkung nicht unter den Tisch zu kehren vermag. Die interpretatorische Herangehensweise hat etwas Direktes und ist voller zupackender Energie. Nur zum Vergleich: Ich hörte mir dann auch eine weit über 50 Jahre zurückliegende Aufnahme des Kreutzer-Originals mit Arthur Grumiaux und Clara Haskil paarmal an - da schnitt natürlich jetzt die Neueinspielung der Quintett-Fassung um Größenordnungen "günstiger" ab. Ist halt Geschmackssache.
Ganz "klassisch", und als würde es sich zwischen Mozart/ Haydn nicht oder noch nicht so recht entschieden haben, nimmt sich - als das zweite Werk dieser CD - Beethovens Streichquartett Nr. 3 D-Dur op. 18,3 aus. Es versteht sich als ein Jugendstück, und es wirkt also unentschlossen, fast naiv und macht zudem ganz unbekümmert einen zwischen leichtfüßiger Kindlichkeit und aufkeimendem Jünglingsein hin/ her schwankenden emotionalen Eindruck. Stark elektrisierend.
Es bereitet Freude und stimmt glücklich, der Musik des jungen Ludwig derart teilhaftig geworden zu sein.
Sehr schöne Aufnahme.
Andre Sokolowski - 3. Februar 2021 ID 12728
Ludwig | Quatuor Zaïde & Bruno Delepelaire
Ludwig van Beethoven: Quintett für Streicher a-Moll nach der Kreutzer-Sonate in A-dur op. 47 (anonyme Bearbeitung von 1832)
- Streichquartett Nr. 3 in D-Dur op. 18,3
Quatuor Zaïde
Charlotte Maclet, Violine
Leslie Boulet-Raulet, Violine
Sarah Chenaf, Viola
Juliette Salmona, Violoncello
Bruno Delepelaire, Violoncello
Aufgenommen im Studio Riffx - Seine Musicale, 2019
Label: NoMadMusic, 2020
https://www.quatuorzaide.com/
http://www.andre-sokolowski.de
CD-Kritiken
Konzerte (vor Ort)
Live-Streams
Hat Ihnen der Beitrag gefallen?
Unterstützen auch Sie KULTURA-EXTRA!
Vielen Dank.
|
|
|
Anzeigen:
Kulturtermine
TERMINE EINTRAGEN
Rothschilds Kolumnen
BALLETT | PERFORMANCE | TANZTHEATER
CASTORFOPERN
CD / DVD
INTERVIEWS
KONZERTKRITIKEN
LEUTE
NEUE MUSIK
PREMIERENKRITIKEN
ROSINENPICKEN
Glossen von Andre Sokolowski
= nicht zu toppen
= schon gut
= geht so
= na ja
= katastrophal
|