Livegefühl
in Zeiten
der Pandemie
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Bewertung:
Wenn Künstler in Krisenzeiten nicht auf Tour gehen können, beglücken sie ihre Fans gerne mit Live-Alben: So veröffentlichte Suzanne Vega September 2020 die Aufnahme eines Konzertes im New Yorker Cafe Carlyle von März 2019. Die schottische Pop-Band Belle & Sebastian brachte Dezember 2020 das Live-Album What to look for in summer heraus. Pink hatte schließlich mit ihrer Live-Setlist All I know so far Mai 2021 sogar einen Charterfolg.
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Auch die englische Pop-Band New Order legte unter dem kryptischen Albumtitel Education Entertainment Recreation in diesem Mai ihr bereits drittes Live-Album vor. Der vorliegende Auftritt vom 9. November 2018 im Londoner Alexandra Palace erschien als Doppel-CD mit einer Dauer von 2 Stunden und 20 Minuten. Das Line-up um Sänger Bernard Sumner, Schlagzeuger Stephen Morris, Gitarristin Gillian Gilbert, Keyboarder Phil Cunningham und Bassisten Tom Chapman sorgt für ein abendfüllendes musikalisches Klangerlebnis.
Die von New-Wave und Post-Punk geprägte Band gibt es bereits seit 1980. Sie entstand aus der 1976 gegründeten und 1980 aufgelösten Formation Joy Division. New Order löste sich dann selbst 2007 auf. 2011 formierte sich die Elektro-Pop-Band dann neu. Bandgründer, Bassist und Sänger Peter Hook wurde damals durch Neuzugang Tom Chapman ersetzt. Der Live-Konzertmitschnitt vereint viele der größten Hits der Band, wie etwa „Blue monday“ von 1983, „True faith“ von 1987, „The perfect kiss“ von 1985 und „Temptation“ (1981), das auch in dem Filmsoundtrack von Danny Boyles Trainspotting (1996) prominente Verwendung fand.
Eingeleitet wird das Konzert mit exaltiertem Lamento durch Richard Wagners „Das Rheingold: Vorspiel“. Es folgen 20 Songs der Band. Die Performance ist geprägt durch lange Instrumentalteile, Zwischenapplaus, kurze Danksagungen und den mitunter präsenten Backgroundchor des hörbar bewegten Publikums.
Eine besondere Spannung liegt mitunter im Timing. Die Bandmitglieder, die an wechselnden Instrumenten performen, setzen schon mal routiniert anmutende Phrasierungen oder Tempobeschleunigungen. Das Gitarrenspiel ist bemerkenswert perkussiv und durchsetzt mit flächigen Loops. Bernhard Sumners Stimme bleibt klar und erscheint doch brüchig, klingt verlebt und dann wieder geschmeidig. Sumner improvisiert mit der Stimme, wenn er sie unmittelbar absenkt und sich mit Mühelosigkeit nicht an den Standard hält. Die Songs erzählen mitunter von gemischten Gefühlen. Die voller Verve befeuerten instrumentalen Resonanzkörper überlagern den Sprechgesang nur selten.
Die rhythmisch treibende und stimmige Performance gewinnt zum Ende hin noch etwas an emotionaler Färbung, Wärme und unmittelbarer Variabilität im Ton. Der insgesamt stimmungsvolle Konzertmitschnitt stellt die technische Versiertheit der Band einmal aufs Neue unter Beweis und macht Hoffnung auf eine neue Tour der Band.
Ansgar Skoda - 20. Juli 2021 (2) ID 13037
Link zu CD von
New Order
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