Zwischen Hoffen
und Resignieren
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Bewertung:
„Alle sind so fleißig – ich nicht/ Und alle sind so dreißig – ich nicht/ Alle wollen mehr, mehr, mehr – ich nicht/ Und alle so: Yeah!“
Augenzwinkernd spricht sich der Song „Danke Nein“ gegen Optimierungswut und Perfektionismus, befeuert durch Werbung oder Social Media aus. Das Kölner Duo Klee bietet mit TROTZALLEDEM elektronischen Folk-Pop zwischen Verschmitztheit, Verträumtheit und Melancholie. Nach 10 Jahren Schaffenspause sind Suzie Kerstgens (Gesang) und Sten Servaes (Klavier, Keyboards, Gesang) mit nachdenklichen Texten und romantischen, hoffnungsvoll-beschwingten Melodien zurück. Das Vorgänger-Album Aus lauter Liebe (2011) rangierte noch auf Platz 6 der deutschen Charts. Songs wie Gold, Zwei Herzen oder Willst du bei mir bleiben sind den Fans der Band noch gut in Erinnerung. TROTZALLEDEM klingt ähnlich verspielt, entspannt-relaxed und schaffte immerhin eine Peak-Position von Platz 26.
Ein Hauch des Einflusses der Pet Shop Boys oder von The Cure wird auf TROTZALLEDEM leise hörbar. Der zuversichtliche Albumopener Club der Liebenden zitiert liebevoll den Hit Shout von Tears For Fears; Danke nein Edith Piafs Chanson Non, je ne regrette rien. Hymnen auf Alltägliches werden in wehmütigem Elektro-Pop erzählt. Wir tanzen alleine porträtiert die vergängliche Gegenwart im einsamen Alltag einer Museumsaufsicht. In Befrei dich verbinden sich Märchenmotive wie „Du musst nicht länger Stroh zu Gold spinnen“ mit schwelgerischem Pathos. Auf einem höheren Reflexionsniveau sind dann die poetischen Verse im wehmütigen Gegenteil von Glück: „Die Angst vor dem Nichts/ flieht vor dem Tageslicht/ Das Gegenteil von Glück/ Kommt mit der Nacht zurück“. Dieser Song erinnert im getrieben rhythmischen Textvortrag etwas an Sehnsucht von Purple Schulz. Das flirtige Drachentöten handelt davon, dass es Helden heute in Paarbeziehungen eigentlich nicht mehr braucht. Suzie Kerstgens' helle, intim anmutende, präsente Stimme wird hier in einem Duett durch Sten Servaes' unaufdringliche Vocals ergänzt. Die Frontfrau und der Keyboarder waren mal liiert. Sie sind einander heute als Bandkollegen noch freundschaftlich eng verbunden.
Einige getragen-eingängige, naive Wohlfühlmelodien muten gefährlich nah am deutschen Schlager an (Weil du ein Wunder bist). Manchmal gleiten die persönlichen Lyrics und Kompositionen haarscharf am Rührselig-Kitschigem entlang (Wenn der Himmel auf die Erde fällt). Klee reflektieren jedoch mutig in Glitzer drauf, dass Herzschmerz auch seine Berechtigung hat und sich nicht einfach alles wegretuschieren lässt: „Problem, Problem/ Wir reden uns alles schön/ Und streust du Glitzer drauf/ Sieht’s Scheiße aus/ Und sitzt du allein zuhaus:/ Mach den Schampus auf!“
Ansgar Skoda - 5. Juni 2021 ID 12955
https://www.kleemusik.de/
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