Weltpremieren
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Bewertung:
Eine ungewöhnliche Zusammenstellung: Johann Sebastian Bach, Paul Hindemith, Schubert – nein, nicht Franz, sondern Heinz, der 1908 in Dessau zur Welt kam und nur 37 Jahre alt wurde, sowie zwei weitere wenig bekannte Komponisten aus der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts, der aus dem Baltikum stammende Eduard Erdmann und der in Breslau geborene und im Zweiten Weltkrieg in Italien gefallene Edmund von Borck. Möglich macht sie der junge Geiger Lucas Brunnert, der Werke für Solo-Violine auf einer CD des kleinen Labels Aldilà Records [unter dem Titel Gateway Into The Beyond] präsentiert.
Die Stücke von Erdmann, von Borck und Schubert wurden hier zum ersten Mal aufgezeichnet. Sie sind nicht nur echte Entdeckungen, sondern widerlegen auch das gängige Vorurteil, dass neue (in Wahrheit: gar nicht mehr so neue) Musik, zumal wenn sie sich von der Tonalität entfernt, „schwierig“ sei. Das gilt umso mehr für Heinz Schuberts eher konservative, überdeutlich Bach verpflichtete Phantasie für Geige allein von 1943. Brunnert empfindet die Bewegung, die strukturelle Logik dieser Musik so emphatisch nach, dass auch die avancierteren Kompositionen erstaunlich mühelos nachvollzogen werden können, ja geradezu eingängig erscheinen. Am interessantesten wirkt die Sonate für Violine allein von Eduard Erdmann, die mit Abstand längste unter den drei Premieren. Wenn der Komponist in deren zweitem Satz vorschreibt "Einfach wie eine Volksweise", so steht das keineswegs im Gegensatz zur Überschreitung der Dur-Moll-Tonalität.
Thomas Rothschild – 3. Juli 2020 ID 12334
Label-Link zur CD mit
Lucas Brunnert
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