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nachDRUCK # 5

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CD-Besprechung

LE QUATUOR ROMANTIQUE - RICHARD WAGNER

Ars Produktion, 2013
ARS 38 138




Wagner-Salon


Das diesjährige WAGNERJAHR schöpft seinen scheinbar ausschließlichen Anlass aus dem einen Datum, wo es angedenkenswerter Weise gipfelte: dem 22. Mai 2013! Und da hätte Richard Wagner also seinen 200. Geburtstag feiern können, würde er noch leben. Aber Gott sei Dank ist er längst tot.

Er hat uns/für uns Deutsche(n) anhaltenden Ruhm und außerordentliche Schande eingebracht - - als ruhmreich könnte, neben seinen lauten und auch leisen Werken, beispielsweise die Errichtung "seines" Festspielhauses gelten; heute dient es vorzugsweise als der Pilgerort von sog. Wagnerianern, aber auch Musik wird in ihm (vorzugsweise gut und prächtig) absolviert - als schändlich müsste/muss sein widerlicher Antisemitismus angeprangert sein; der allgemeine Aufarbeitungswille diesbezüglich ist zwar allerorts (oder auch nicht) im Allgemeinen nachvollzieh- und auch belegbar, aber richtig fertig wird man mit dem Phänomen des Judenhassers allem Anschein nach wohl nie; zudem schmückte sich militant das Dritte-Reich-Regime samt seines Führers mit dem deutsch-teutonischen Gelärme und Gedröhne ihres Lieblingskomponisten...


* * *


Pünktlich zu dem Jubiläum wird sich nunmehr eine seit dem 1. Mai erst auf dem Plattenmarkt fast wie "verirrt" habende und ganz extraordinär-außergewöhnliche Wagner-CD zum Kauf-Muss nachhaltig empfehlen, ja - zu reden ist hier über die "Salon-Einspielungen" von ausgewählten Wagner-Werken durch die Kölner Instrumentalgruppe Le Quatuor Romantique; jene hat sich zusätzlich noch die Australierin Suzanne McLeod (die als Solistin des von Thomas Pehlken eingerichteten Arrangements der Wesendonck-Lieder fungiert) mit eingeladen. Und entstanden ist ein stimmiger und gleichsam typisch-neunzehntes-Jahrhundert-mäßiger Elite-Hausmusik-Querschnitt der wundersamsten Art.

Le Quatuor Romantique musiziert in der Besetzung Violine (mit Vassili Voronin), Cello (mit Edward John Semon), Harmonium (mit Joachim Diessner [dem Gründer der Gruppe]) und Klavier (mit Markus Märkl).

Zwei große Ouvertüren (Holländer, Rienzi) rahmen die 12 Tracks der fast auf 80 Minuten Hörzeit sich erstreckenden und exzellent gemischten Aufnahme. Bei diesen beiden Jugendwerken geht die Post so richtig ab; man will, beim Hören, nicht für möglich halten, dass da lediglich vier Instrumente spielen! / Doch die Musiker können natürlich auch ganz anders; bei dem Lohengrin-Vorspiel zum Beispiel - und wann hat man je so "schwanenfederweiß" und "engelrein" diese Musik, die sodurch frei von jedem aufgebrachten, aufgeregten Zittern ist, in einer ähnlichen Verlautbarung vernommen. / Der "Charfreitagszauber" [auf dem Booklet steht tatsächlich-konsequent die altmodische Schreibweise] aus Parsifal erfährt das breiteste und rührseligste Widergabeangebot; so ungefähr muss man sich also eine Dargebrachtseinsweise aus der damaligen Zeit vorstellen; wohl gemerkt: Le Quatuor Romantique hat bereits auf seinen beiden vorherigen Platten, was dann diese Art Musik zu machen anbelangt, historisch-aufführungspraktische Maßstäbe gesetzt!

Es gibt auch eine echte Rarität auf der CD, und zwar Wagners Romanze A-Dur nach dem Albumblatt in C - Thomas Höft, Mitinitiator der CD und Booklet-Autor, schreibt hierzu: "Den Tristan wollte Wagner in Paris aufführen lassen, was jedoch scheiterte. Doch war Wagner weitaus nicht so erfolglos in der Seine-Stadt, wie er das später immer wieder darstellte. Vor allem Prinzessin Pauline von Metternich, die Frau des österreichischen Gesandten, war von Wagner angetan. (..) Die Prinzessin sicherte sich Aufmerksamkeit, indem sie die Aufführung von 'Tannhäuser' an die Wiener Staatsoper empfahl. Und Wagner bedankte sich mit einem 'Albumblatt' (für das Album der Fürstin M.), einem kleinen Klavierstück im so verhassten Genre der Salonmusik."

Unüberhörbares Juwel der vorliegenden Aufnahme sind zweifelsohne die fünf Wesendonck-Lieder; und McLeod (deren Artikulation und Sound an Ortrun Wenkel leicht erinnert) punktet hier - in ihrer klugen Korrespondenz zu/mit den Musikern - als lautstark-angenehme und den Textgehalt gut transportiert habende Interpretin; freilich hätte man sich ausgerechnet daher nebenbei das Nachlesen der Lyrik von Mathilde Wesendonck gewünscht (aber wahrscheinlich war kein Platz mehr hierfür frei im Booklet).

Ein sehr feinsinniges und zum Aufhorchen ermunterndes Nicht-nur-Nischenprodukt.


[Wir tun jetzt mal den Link zu unserer Besprechung an Dr. Sven Friedrich mailen, der ja der Direktor vom Haus Wahnfried (dem Richard-Wagner Museum Bayreuth, das seit ein paar Jahren restauriert und umgebaut wird) ist. Damit er also Kenntnis kriegte von der ungewöhnlichen CD; ja und vielleicht verspürte er gar Lust, Le Quatuor Romantique irgendwann mal bei sich auftreten zu lassen - würde, wie wir finden, ganz gut dorthin passen.]


a. so. - 11. Mai 2013
ID 6750
operatic chamber music RICHARD WAGNER
Ouvertüre zur Oper Der fliegende Holländer;
"Am stillen Herd" aus der Oper Die Meistersinger von Nürnberg;
"Charfreitagszauber" aus dem Bühnenweihfestspiel Parsifal;
Fünf Lieder auf Gedichte von Mathilde Wesendonck [Wesendonck-Lieder];
Vorspiel zum 1. Aufzug der Oper Lohengrin;
"Elsas Ermahnung an Ortrud" aus der Oper Lohengrin;
Romanze A-Dur nach dem Albumblatt in C;
Ouvertüre zur Oper Rienzi



Le Quatuor Romantique:
Vassili Voronin, Violine
Edward John Semon, Violoncello
Joachim Diessner, Harmonium
Markus Märkl, Klavier

Suzanne McLeod, Mezzosopran


CD-Neuveröffentlichung: 1. Mai 2013
EAN: 4260052381380
Bestell-Nr.: ARS 38 138



Siehe auch:
http://www.ars-produktion.de


http://www.andre-sokolowski.de



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