AscheMOND oder The Fairy Queen
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Ulrich Matthes
spielt den Sohn
von Sylvia Plath,
die eigentlich
bloß eine
Tochter
hatte)
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Die Entstehungsgeschichte von Helmut Oehrings neuer Oper geht in etwa so: Die Deutsche Staatsoper Berlin wollte, dass Regisseur Claus Guth The Fairy Queen von Henri Purcell inszeniert. Der Angeworbene schlug vor, den Komponisten Oehring mit ins Boot zu nehmen: "Ich hatte intuitiv das Bedürfnis, dem Zauberhaften und Leichten, das uns in Purcells Musik begegnet, etwas radikal Düsteres entgegenzustellen..." Oehring lieferte, ja und so kam es zu dem Work in progress, der dann schließlich zu der Uraufführung seines AscheMOND oder The Fairy Queen hinführte. Ein wohl einzigartiger Prozess von künstlerischem Kollektiv- als wie Gelungensein!
Die Gegenüberstellung einer Sommernachtstraum-wie-bei-Shakespeare-Komponente mit einer hinzugedachten AußenseiterInnen-Kurzvita (Libretto von Stefanie Wördemann) verleiht dem über zweistündigen Abend einen dominanten Einzelplot, an dessen dramaturgisch fortschreitenden Pfadrändern das vorzugsweise Allegorische der Purcell'schen Hinzureichung nicht ausschließlich aufs Schmückendste gedeiht - - der Hörer UND der Seher (Ausstattung von Christian Schmidt) bleiben den Zeitlauf über sozusagen bei der Stange, sind in einen Spannungsgrad versetzt, der sie dann mehr als Liebhaber von psychologisch ausgefeilten Kammerspielen anstatt Kenner zeitgenössischer Musiken identifizieren ließe:
Ulrich Matthes kehrt - zeitreisend - in sein Elternhaus zurück. Der frühe Tod der Mutter (die die Sylvia Plath sein soll, die sich mit nicht mal 30 Jahren selbst vergaste) ist ein anhaltendes Trauma für den Sohn. Die taubstumme Bedienstete von früher (die das familiäre Umfeld Helmut Oehrings, dessen Elternpaar gehörlos ist, markiert) empfängt den Rückkehrer und händigt ihm die Wohnungsschlüssel aus. Erinnerungen werden visuell; das Interieur vervollständigt sich peu à peu, und Paare und Passanten gehen plötzlich ein und aus; Matthes zitiert hierzu diverse Tagebucheintragungen der Plath und wird zum Still-Beobachter des derart Rückbeschauten... Die Gebärdensolistin Christina Schönfeld "verwandelt" sich nach früher; Kindschauspieler Fabian Sturm fühlt sich zumeist bei ihr, der ehemaligen Bediensteten, anstatt bei seiner leibhaftigen Mutter heimisch und geborgen; Sopranistin Marlis Petersen soll/könnte Plath darstellen - - außerdem die Sänger Bejun Mehta, Tanja Ariane Baumgartner, Topi Lehtipuu und Roman Trekel sowie Tänzer Uli Kirsch; die Letztgenannten als vor allem Purcell singende Paare/Passanten, wie gesagt...
Auf musikalischem Gebiet werden alle erdenklichen Register gezogen: Die Akademie für Alte Musik Berlin (Dirigent: Benjamin Bayl) vereinigt sich mit einem imposanten Aufgebot der Staatskapelle Berlin (Dirigent: Johannes Kalitzke) sowie den beiden Gitarristen Jörg Wilkendorf und Daniel Göritz als auch dem genial sowohl auf seinem (verkabelten) Instrument spielenden wie mit seiner Stimme akrobatische Phonetik betreibenden Solo-Kontrabassisten Matthias Bauer; will sagen - im Orchestergraben ist tatsächlich etwas los!!!
Wie auch der Staatsopernchor (Einstudierung: Eberhard Friedrich) einen sehr, sehr guten Eindruck hinterließ; er hatte, wie es schien, sogar diese Gebärdensprache richtig drauf.
Grandiose Aufführung in jeder Hinsicht.
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Bewertung:
Der Schauspieler Ulrich Mathes und die Sopranistin Marlis Petersen in Helmut Oehrings AscheMOND oder The Fairy Queen - Foto (C) Monika Rittershaus
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Andre Sokolowski - 20. Juni 2013 ID 6868
ASCHEMOND ODER THE FAIRY QUEEN (Staatsoper im Schiller Theater, 19.06.2013)
Musikalische Leitung: Johannes Kalitzke
Musikalische Leitung der Akamus: Benjamin Bayl
Inszenierung: Claus Guth
Bühnenbild | Kostüme: Christian Schmidt
Licht: Olaf Freese
Choreographie: Ramses Sigl
Video: Kai Ehlers
Elektronik: Torsten Ottersberg
Chor: Eberhard Friedrich
Dramaturgie: Konrad Kuhn und Jens Schroth
Komponist: Helmut Oehring
Libretto: Stefanie Wördemann
Besetzung:
Sopran ... Marlis Petersen
Mezzosopran ... Tanja Ariane Baumgartner
Countertenor ... Bejun Mehta
Tenor ... Topi Lehtipuu
Bass-Bariton ... Roman Trekel
Schauspieler ... Ulrich Matthes
Tänzer ... Uli Kirsch
Gebärden-Solistin ... Christina Schönfeld
E-Gitarre ... Jörg Wilkendorf
Solo-Gitarre | Banjo ... Daniel Göritz
Solo- Kontrabass ... Matthias Bauer
Saatsopernchor
Akademie für Alte Musik Berlin
Staatskapelle Berlin
Uraufführung war am 16. Juni 2013
Weitere Termine: 21., 23., 25. + 28. 6. 2013
Weitere Infos siehe auch: http://www.staatsoper-berlin.de
http://www.andre-sokolowski.de
Außerdem bei INFEKTION! 2013:
For the Disconnected Child von Falk Richter
Schaubühne am Lehniner Platz | 17.06.2013
Récitations von Georges Aperghis
WERKSTATT im Schiller Theater | 20.06.2013
Hanjo von Toshio Hosokawa
Staatsoper im Schiller Theater | 20.06.2013
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