The little Match Girl Passion von David Lang
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Das ist der Komponist David Lang - Foto © Peter Serling | Bildquelle http://davidlangmusic.com
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David Lang (*1957) hat das Märchen Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern von Hans Christian Andersen vertont und selbst den vorhandenen Text umgeschrieben. Und wer noch behauptet, dass zeitgenössische Musik keine Emotionen auslösen könne, sollte sich dann dieses ingeniöse Stück ruhig einmal ansehen/anhören.
Es entstand ein ca. 40minütiges Opus für Vokalquartett und Percussions-Instrumente. Gestern abend wurde es im Sinopolis-Saal des Auditoriums Parco della Musica aufgeführt.
"Come, daughter, help me daughter" - so beginnt die erste Arie für Sopran. Zart und zerbrechlich erscheint das kleine Mädchen, das im Verlauf der Geschichte versucht, ihre Zündhölzer zu verkaufen, um Geld für Essen nach Hause zu bringen. Da ihr aber kein mitleidiger Passant an diesem letzten Tag im Jahr etwas abkauft und die Kälte ihre barfüßigen Beine hochkriecht, fängt sie an, die Zündhölzer nach und nach anzuzünden, um für Sekunden die Illusion einer heilen warmen und leuchtenden Welt zu erleben. "Lights were shining from every window, and there was a savory smell of roast goose, for it was Newyear's eve – yes she remembered that…" Dann erlischt das Streichholz. Sie überredet sich und zündet hoffnungsvoll und schnell ein weiteres an "Ah, perhaps a burning match might be some good..." - und immer wieder.
Die Arie "Have mercy, God – my God have mercy" hätte Bach nicht schöner, packender und einfühlsamer komponieren können. Nach der neunten Stunde zündet sie an der Hausmauer ein weiteres Streichholz an (wir hören es) und erkennt ihre alte Großmutter. Mir ihr steigt sie im Traum selig gen Himmel. Die Arie "When its time for me to go" ist gesungenes Bibbern. Wir ziehen unseren Schal enger und frieren auch. Märchen sind grausam, denke ich.
Am nächsten Morgen liegt sie da mit einem Lächeln auf ihrem bleichen Gesicht. In der einen Hand die abgebrannten Zündhölzer, in der anderen die noch nicht verbrauchten.
Mit der Arie "We sit and cry - Rest soft, daughter, rest soft" geht es zu Ende, und sie ist wohl erlöst.
Der Dirigent Tonino Battista lässt uns lange warten, bis er den Applaus frei gibt, plötzlich bricht er aber dann los. Wir schlucken unseren Kloß im Hals hinunter und fühlen uns vielleicht doch ein wenig manipuliert.
* * *
David Lang ist ein religiöser Komponist – das war Bach auch. Die Matthäus-Passion war seine Inspiration dafür; das sagt er auch in seinen „Composer Notes“. Der Text ist von ihm nach Hans Christian Andersen, H.P. Pauli und Picander. Lang erzählt eine Kindergeschichte zur Weihnachtszeit, die zwischen Gefahr und Moral, Leid und Hoffnung und Schrecken und Schönheit gleichberechtigt hin und her pendelt. Die Kälte wird durch die schönen Träume verdrängt. Ohne Pathos, minimal und melodiös und mit klaren und eindringlichen Wiederholungen wechseln und ergänzen sich die Stimmen. Sehr subtile rhythmische und melodische Verschiebungen. Archaisch und modern, emotional, schön und bedrückend die Musik zu dieser ergreifend traurigen Parabel, die dann doch die positive Seite eines Glaubens verteidigt.
Für einen Moment fühlt man diese Panik und das Mitleid, aber auch den Reiz, der uns als Kind überkam, wenn die Mutter auf unser Drängeln diese hartherzigen, grausamen und traurigen Märchen vorlas.
Der Aufbau dieser Minioper ist ähnlich der Matthäus-Passion. Die repetitiven Arien werden von langen aber nicht langweiligen Rezitativen abgelöst, in denen die Geschichte – in 15 Abschnitten – erzählt wird.
Die hervorragenden Solisten waren Maria Chiara Chizzoni, Patrizia Polia, Carlo Putelli, Giuliano Mazzini. Auch wenn es sich oberflächlich leicht anhörte, mussten sie sehr viel leisten, um dieses „Mühelose“ zustande zu bringen.
Der Amerikaner David Lang, der u.a. auch Schüler von Hans Werner Henze war, gewann für dieses Stück 2008 den Pulitzer Musikpreis. Außerdem hat er einen Teil der Musik für den Oscar-Preisträger-Film La Grande Bellezza geschrieben.
Bewertung:
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Christa Blenk - 22. März 2014 ID 7695
THE LITTLE MATCH GIRL PASSION (Auditorium Parca della Musica, 21.03.2014)
Maria Chiara Chizzoni
Patrizia Polia
Carlo Putelli
Giuliano Mazzini
Solisti del Coro dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia
PMCE Parco della Musica Contemporanea Ensemble
Dirigent: Tonnio Battista
Uraufführung war am 27. Oktober 2007 in der New Yorker Carnegie Hall
Weitere Infos siehe auch: http://davidlangmusic.com
Post an Christa Blenk
eborja.unblog.fr
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