Wagner, Wagner und kein Ende... (200. Geburtstag)
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Marek Janowski dirigiert die Werke Richard Wagners immer anders als die Anderen - daher macht wohl sein ehrgeiziger WAGNER-ZYKLUS einen Sinn
Die Meistersinger von Nürnberg WWV 96
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In den Meistersingern gehts um Zünfte. In der Kleinen Welt der Nürnberger, die zeitlich ungefähr so um das 15. Jahrhundert angesiedelt ist, dreht sich fast Alles um den hier vor Ort präsent und ansässig gewesenen Lokalhero Hans Sachs (bei Wikipedia als "ein Nürnberger Spruchdichter, Meistersinger und Dramatiker" klassifizert). Der ist das absolute Zentrum dieser Wagner-Oper, Handwerker und Bürger gleichermaßen, durch und durch... Aber er gibt auch - das macht dann die Oper fast faschistoid - in seiner sog. Ansprache völkisches Zeug, und noch dazu mit einem Brustton nationaldeutscher Gesinnung, von sich, dass der migrationsgeübte Hörer heutzutage schon das große Kotzen kriegen könnte. Dennoch sitzt er (= migrationsgeübter Hörer), also wenn er nicht schon a priori einen generellen Grundekel vor Wagner hat, gebannter als denn je vor einem alles Maß gesprengt habenden und brillant geführ(er)ten Chor- und Orchesterapparat - - wie gestern Abend, bis vor Mitternacht, passiert:
Marek Janowski lässt zum Schluss dieser besagten sog. Ansprache Hans Sachs' einen Akkord verlautbaren, der Einem das beklemmende Gefühl gibt, dass es hier, also nach all dem aufgeplapperten deutsch-tumben Stumpfsinn, nichts weiter zu sagen gäbe als vielleicht noch 'Weg die Scheiße!' oder so - - mit andern Worten ausgedrückt: Schluss, aus, vorbei. / Es klang wie'n Bombeneinschlag!
Sowieso bevorzugt er (Janowski) ein passabel-forsches Tempo. Dass ihm insbesondere - durch ein gewisses Aufgereiztsein - Stellen in der Festwiese unübersichtlich aus dem Ruder liefen (und das bühnenmusikantische Trompetenkorps des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin stand halt dann etwas allzu weit vom Podiumsgeschehen weg), machte sich letztlich fast schon wieder gut, hatte fürwahr einen noch zusätzlichen, wenn auch ungewollten theatralischen Effekt.
Der Rundfunkchor Berlin (erneut von Eberhard Friedrich [seines Zeichens Chorchef der Bayreuther Festspiele UND der Deutschen Staatsoper Berlin] betreut) schmetterte nicht nur sein "Wach auf!" vorzüglich wie erwartet in den Saal... / Und bei dem drauffolgenden Sachsseufzer von Albert Dohmen ("Euch macht ihr's leicht, mir macht ihr's schwer") war endlich auch, was ihn (Dohmen) betrifft, der Gänsehauteffekt zu spüren; allzu lang klebte er in den Stunden vorher an den Noten seines mitgebrachten Antiquarstextes.
Solide und bekannt: Robert Dean Smith als Walther oder (Gag der konzertanten Aufführung!) Matti Salminen als Ein Nachtwächter.
Georg Zappenfeld war ein begnadet gut singender Pogner.
Edith Haller / Michelle Breedt als Evchen / Lene sorgten aktuell dafür, dass diese Männer-Bürgeroper auch als Frauenstückchen (Eva spräche nur, wenn sie gefragt würde) erkennbar ist.
Dietrich Henschel mimte edel seinen Beckmesser; aber die Stimme packt ihn nicht.
Und Peter Sonn sprang kurzfristig als David ein, ja und er tat uns allerliebst hiermit bezaubern.
Hyperventilierend: Ein Publikum, was sich - schier außer Rand und Band geratend - nicht beruhigen wollte.
Andre Sokolowski - 4. Juni 2011 ID 5227
DIE MEISTERSINGER VON NÜRNBERG (Philharmonie Berlin, 03.06.2011)
Albert Dohmen (Hans Sachs)
Georg Zeppenfeld (Veit Pogner)
Michael Smallwood (Kunz Vogelgesang)
Sebastian Noack (Konrad Nachtigall)
Dietrich Henschel (Sixtus Beckmesser)
Tuomas Pursio (Fritz Kothner)
Jörg Schörner (Balthasar Zorn)
Tobias Ebenstein (Ulrich Eißlinger)
Thorsten Scharnke (Augustin Moser)
Tobias Berndt (Hermann Ortel)
Hans-Peter Scheidegger (Hans Schwarz)
Hyung Wook Lee (Hans Foltz)
Robert Dean Smith (Walther von Stolzing)
Peter Sonn (David)
Edith Haller (Eva)
Michelle Breedt (Magdalena)
Matti Salminen (Nachtwächter)
Rundfunkchor Berlin
Choreinstudierung: Eberhard Friedrich
Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Dirigent: Marek Janowski
Fortsetzung des Wagnerzyklus:
LOHENGRIN am 12. November 2011
TRISTAN UND ISOLDE am 27. März 2012
TANNHÄUSER am 5. Mai 2012
Siehe auch:
http://www.rsb-online.de
http://www.andre-sokolowski.de
Zu den 20 EXEMPLARISCHEN WAGNERKRITIKEN
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