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Konzertkritik

Keir Dullea's

Gesicht


LUX AETERNA
von György Ligeti


Das Gesicht von Keir Dulleas veränderte sich wohl im Sauseschritt während der allzu bunten Zeitreise, auf die ihn Stanley Kubrick in 2001-ODYSSEE IM WELTRAUM schickte... Auch auf diesen klitzekleinen Urmoment könnte gedanklich kommen, wer Ligetis LUX AETERNA mit der Auferstehungssinfonie von Mahler koppelte - wie jüngst im DSO-Konzert am 23. September 2008 in der Philharmonie Berlin - Foto (C) MGM


In Stanley Kubricks filmischer Scinefictionsinfonie 2001 - Odyssee im Weltraum lässt der Macher Straussens Zarathustra (in der Affenszene zu Beginn) sowie Strauß' Donauwalzer (bei dem Tanz der Flugobjekte) hellhörig erklingen. Bei dem ersten Klassikerzitat eröffnet sich, zum fettsten Tutti hin, das grellste Sonnenlicht der Welt; beim zweiten spielt sich Alles hoch weit oben dann in Schwerelosigkeit und Dunkelm ab. Man ist beim Miterleben dieses Films andauernd zwischen Dies- und Jenseits hin und her geschlenkert und geschüttelt. Eine Schnittstelle - falls es dann sowas im Bewusstsein "religiöser" Menschen gibt - bedeutet hier, also bei Kubrick, jene Zeitreise, die einer der aus seinem Raumschiff rauskatapultierten Männer un-unfreiwilliger Weise unternimmt... und man wird Tausender Partikel Farben rauschhafter denn je gewahr; zu dieser ejakulativen Szene (auch an weiteren markanten Handlungspunkten von 2001) wurden Musiken György Ligeti's benutzt. Der spannendste Moment des Filmes sicherlich, wo Ohr und Auge gleichsam einer Art von Exkursionsverlangen nachgegeben hatten und der Rezipient sich so vermeintlich seines eignen Nachfahren inmitten einer durchsichtigen Fruchtblase bewusst sein sollte: (s)einer fortgezeitlichten Geburt als Auferstehungsakt.
*

Lux Aeterna also: Ligeti schuf sich diesen 16stimmigen Choral als Nachklang seines Requiems, über 40 Jahre ist das her - - jetzt konnte man es live in einem DSO-Konzert erleben; Ingo Metzmacher hatte mit ihm die folgende Idee:

Alles hat soweit Platz genommen, und die Instrumente des Orchesters sind gestimmt, der Dirigent befindet sich in Warteposition. Das Licht im Saal geht aus. Und aus der Richtung Hochbalkon, gleich rechts neben der Orgel, streut sich nachstehender Text (wortwörtlich übersetzt) ins Allgemeinwesen: "Das ewige Licht leuchte ihnen, Herr, / Mit deinen Heiligen in Ewigkeit. / Die ewige Ruhe gib ihnen, Herr, / Und das ewige Licht leuchte ihnen." Und der Hör-Eindruck ist überwältigend!!!

Wie überhaupt der Rundfunkchor Berlin, der 16 seiner Leute für den Auftakt (mit Ligeti's Lux Aeterna) quasi in die Höhe stellte, absoluter Hauptstar dieses insgesamt doch so diffusen Abends ist - - schlagartig geht nämlich das Höhen- in ein niederes Geschehen über: Metzmacher erhebt den Taktstock, und die Mitglieder des DSO schließen, gewissermaßen nahtlos, mit der sogenannten Auferstehungssinfonie von Gustav Mahler an... das Licht im Saal geht nach und nach, während der ersten invasiven Schübe des Allegro maestoso, wieder an...

Ich zähe Mahlers Zweite zu den ungelungensten von seinen Werken. Und obgleich ich sie vielleicht schon über hundert Mal (und sicherlich mit Gänsehaut) gehört zu haben meine, fällt mir dann mit jedem Neu-Erlebnis immer weniger, bald sicher nichts mehr zu ihr ein; sie hat ganz einfach kein Geheimnis. Alles in ihr tönt so vordergründig und so unerträglich schwülstig, dass es mir beim Neu-Erhören jedes neue Mal dann schlechter und beklommener zu werden droht; ich weiß nicht, was das mit uns beiden ist - als Junge konnte ich, allein vom "Urlicht" in ihr, nie genug kriegen; jetzt meine ich sie ganz und gar als einen anmaßenden Schwellkörper mit rosaroten Pausbäckchen für mich erkannt zu haben; sie ist platt und unaufrichtig und vermag zwar alles Mögliche in einem auszulösen: über sich und übers Leben nachzudenken sicher ganz zuletzt!

Nichts desto Trotz - geradezu natürlich - ist dem Metzmacher eine so richtig emotionsgeladne Darbietung des populären Schinkens nebenbei geglückt; bemängelnswert vielleicht das Unheterogene als Gesamteindruck: es herrscht doch große Hektik, und das Schiffsvolk weiß nicht immer, wo der Kapitän zu ankern kommen will, die Tempi tanzen Hopsasa und manche Bläser hauen ab und an daneben; Metzmacher hat nicht - vielleicht noch nicht - jene Gelassenheit, mit der sich Mahlers Ungetüm wohl zähmen und "in Ordnung bringen" ließe...
Dass er Ligeti und Mahler diesen Abend kombinierte - das betrachte ich als Hauptgewinn und Großtat.


Andre Sokolowski - 25. September 2008
ID 4011
http://www.andre-sokolowski.de

DEUTSCHES SYMPHONIE-ORCHESTE (Philharmonie Berlin, 23.09.2008)
Ligeti: Lux aeterna
Mahler: Symphonie Nr. 2 c-Moll, "Auferstehungssymphonie"
Michaela Kaune, Sopran
Christa Mayer, Mezzosopran
Rundfunkchor Berlin
Choreinstudierung: Simon Halsey
Deutsches Symphonie Orchester Berlin
Dirigent: Ingo Metzmacher


Weitere Infos siehe auch: http://www.dso-berlin.de




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