Wagner, Wagner und kein Ende... (200. Geburtstag)
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28. April 2013, Premiere an der Oper Bonn
TRISTAN UND ISOLDE
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Robert Gambill (re.) und Dara Hobbs (li.) als Tristan und Isolde an der Oper Bonn - Foto (C) Thilo Beu
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Nein, Wagners Vertonung der Liebesgeschichte von Tristan und Isolde ist in der Oper Bonn nicht urplötzlich zu einer Dreiecksbeziehung geworden. Aber der Heuschnupfen setzte Sopranistin Dara Hobbs ausgerechnet bei der Premiere außer Gefecht, so dass Sabine Hogrefe für sie einspringen musste. Diese sang allerdings nur von der Seite, während Hobbs spielte – und so wurde aus einer der größten Liebesgeschichten der Welt eine Dreiecksbeziehung. Das war allerdings schon fast das einzig Bemerkenswerte an diesem Abend. Die ungewollte Arbeitsteilung gelang ganz vorzüglich, was vor allem an Dara Hobbs lag. Sie spielte so intensiv, dass man fast vergessen konnte, dass sie nicht sang. Und so gebührte ihr zu Recht, zusammen mit einer sehr präzise singenden Sabine Hogrefe, der Applaus des Publikums.
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Robert Gambill und Dara Hobbs als Tristan und Isolde an der Oper Bonn - Foto (C) Thilo Beu
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Tapfer mühte sich Robert Gambill als Tristan, mit den beiden Damen mitzuhalten. Szenisch blieb er vor allem im ersten und zweiten Akt hinter seiner Bühnenpartnerin zurück, erst im dritten Akt gewann seine Figur an Profil: ein alternder, halluzinierender Tristan, der längst jenseits von Gut und Böse ist. Musikalisch wusste auch er durchaus zu überzeugen und teilte sich seine Kräfte im so anspruchsvollen dritten Akt sehr klug ein. Er und seine musikalische Partnerin Sabine Hogrefe mühten sich über weite Strecken des Abends und sangen ihre Partien durchaus solide, wenngleich nicht strahlend. Dabei wurde ihnen allerdings auch selten die Unterstützung des Beethoven Orchesters unter der Leitung von GMD Stefan Blunier zuteil. Das machte sich vor allem im letzten Akt bemerkbar: Gegen die Lautstärke, die im Orchestergraben entstand, war auf der Bühne wenig auszurichten. Gemeinsames Musizieren wurde so sehr schwierig.
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Dara Hobbs (Isolde), Robert Gambill (Tristan) und der Herrenchor des Theaters Bonn in einer neuen Vera-Nemirova-Inszenierung der Wagneroper - Foto (C) Thilo Beu
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Ansonsten gibt es über den Abend wenig zu berichten: Vera Nemirovas Inszenierung verzichtet auf Aufreger und findet einige schöne Bilder, auch wenn sie im Höhepunkt der Liebesszene damit aufwartet, dass Tristan der schaffende Künstler ist und Isolde seine Muse. Zunächst beschreibt sie seinen Körper, anschließend er Bogen um Bogen Papier. Nicht sehr originell. Allerdings sind der zweite und dritte Akt durchaus dicht gestaltet und die beiden Hauptdarsteller Dara Hobbs und Robert Gambill sind hier über weite Strecken gut geführt. Schön anzusehen ist das Bühnenbild: ein Schiffsrumpf im ersten und ein Treibhaus mit zerbrochenen Fensterscheiben im zweiten und dritten Akt. Auf die Fensterscheiben des Treibhauses schreiben Tristan und Isolde mit Kreide Schlagwörter für ihre Liebe – in das Gedächtnis der Zuschauer wird sich dieser Abend allerdings vermutlich eher nicht einschreiben.
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Schlussszene aus Wagners Tristan und Isolde an der Oper Bonn mit Robert Gambill und Dara Hobbs - Foto (C) Thilo Beu
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Karoline Bendig - 13. Mai 2013 ID 6754
TRISTAN UND ISOLDE (Oper Bonn, 28.04.2013)
Musikalische Leitung: Stefan Blunier
Inszenierung: Vera Nemirova
Bühnenbild und Kostüme: Klaus W. Noack
Licht: Max Karbe
Choreinstudierung: Sibylle Wagner
Dramaturgie: Ulrike Schumann
Besetzung:
Tristan ... Robert Gambill
König Marke ... Martin Tzonev
Isolde ... Dara Hobbs / Sabine Hogrefe
Kurwenal ... Mark Morouse
Melot ... Giorgos Kanaris
Brangäne ... Daniela Denschlag
Ein Hirt/Stimme eines jungen Seemanns ... Johannes Mertes
Ein Steuermann ... Sven Bakin
Statisterie des Theaters Bonn
Herrenchor des Theaters Bonn
Beethoven Orchester Bonn
Weitere Termine: 19. 5., 2. 6., 13. 7. 2013
Weitere Infos siehe auch: http://www.theater.bonn.de
Post an Karoline Bendig
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