DIE WALKÜRE
konzertant
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Seiner Zeit verpflichtete der kapriziöse Carlos Kleiber eine eingefleischte Mozartsängerin für seine Dresdner Tristan-Einspielung als Vorzeige-Isolde, was auch prompt so funktionierte - so was nennt man wohl bis heute "Referenz-Aufnahme"; Margarete Price sang damals an der Seite René Kollos, beide klangen traumpaarhaft. Und ausgerechnet diese launige Konstellation ging mir den ganzen Abend nicht mehr aus dem Kopf...
Marek Janowski hatte nämlich jetzt für Die Walküre etwas "Ähnliches" versucht, indem er die schon oft mit ihm zusammen gewirkt habende Melanie Diener (kommt ebenso, wie Price, vom Mozartfach) als Sieglinde besetzte - diese Rolle sang sie allerdings die letzten Jahre schon desöfteren, also nicht nur unter Janowski. Was an ihrer Interpretation erleuchtend auffällt, ist dann in der Tat eine so plötzlich völlig unbemühtere Sieglinde-Deutung, das will sagen, dass der Hörer das Gefühl (beim Hören) hat, dass Eine, die Sieglinde singt, sich auch in sie (Sieglinde) quasi fallen lässt bzw. fallen lassen kann; auf einmal wird die passiv-armselige Dimension dieser Figur erschreckender denn je bewusst, so eine Art von "Dienen, Dienen" macht sich aus ihr manifest, was letzten Endes nicht ihrer Figurzitat-Lage entspricht... / An ihrer Seite Altgestein Robert Dean Smith (Siegmund), dessen allgegenwärtige Präsenz, nicht nur hier in Berlin, allmählich schon "verdächtig" scheint; wenigstens kann er, immer noch und recht gut, singen - was man nicht von Timo Riihonen (Hunding), aber auch nicht annähernder Weise, irgendwie behaupten könnte.
[Wer ist bloß bei diesem konzertanten Ring für die Besetzung hauptverantwortlich? Und nicht nur deshalb, weil es beispielsweise fragwürdiger wohl nicht sein kann, dass für Siegfried (1. März 2013) eine andere Brünnhilde oder auch ein anderer Wanderer/Wotan als für Rheingold sowie Walküre bestimmt sein wird, was wiederum für eine Ring-Gesamtaufnahme völlig irritierend und nicht nachvollziehbar ist...]
Doch retten tat den langen, langen diesmaligen Abend Petra Lang (Brünnhilde)! Sie hat in der Rolle debütiert - erst jetzt. Obwohl sie auch schon ein paar Jahre ziemlich gut und auch erfolgreich im Geschäft ist; Kundry, Ortrud, Venus und Brangäne; auch Sieglinde sang sie schon... Die Textverständlichkeit ist außerordentlich, die heiklen Höhen packt sie ohne Weiteres. Highlight der Aufführung!
Auch Tomasz Konieczny (Wotan) und Iris Vermillion (Fricka) gefielen und begeisterten.
Das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin hat sich - neben (oder vor) den Berliner Philharmonikern sowie der Staatskapelle Berlin - zum Wagner-Hauptsachwalter in der Hauptstadt etabliert. Nur zu, nur zu!!
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Andre Sokolowski - 24. November 2012 ID 6396
DIE WALKÜRE konzertant (Philharmonie Berlin, 24.11.2012)
Tomasz Konieczny (Wotan)
Iris Vermillion (Fricka)
Robert Dean Smith (Siegmund)
Melanie Diener (Sieglinde)
Timo Riihonen (Hunding)
Petra Lang (Brünnhilde)
Anja Fidelia Ulrich (Gerhilde)
Fionnuala McCarthy (Ortlinde)
Heike Wessels (Waltraute)
Kismara Pessatti (Schwertleite)
Carola Höhn (Helmwige)
Wilke te Brummelstroete (Siegrune)
Nicole Piccolomini (Grimgerde)
Renate Spingler (Roßweiße)
Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Dirigent: Marek Janowski
Nächste Termine:
1. März 2013, Siegfried
15. März 2013, Götterdämmerung
Weitere Infos siehe auch: http://www.rsb-online.de
http://www.andre-sokolowski.de
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