Les Troyens
von Hector Berlioz
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Es wird vom 6. Januar bis 25. Februar 2011 "Revolutions-Wochen" an der Deutschen Oper Berlin geben. Da werden dann so gewaltige Produktionen wie Jeanne d'Arc (in der Regie von Christoph Schlingensief), Germania (in der Regie von Kirsten Harms) oder Marie Victoire (in der Regie von Johannes Schaaf) - alles kämpferische Ausgrabungen der vergangnen Spielzeiten - zu hören und zu sehen sein. Auch so Gediegeneres wie zum Beispiel Tosca, Andrea Chenier oder Die Hochzeit des Figaro - jahrzehntelang erprobtes Repertoire - gibts außerdem. Und auch die Dialoge der Karmelitrerinnen... Man hätte sogar Die Trojaner (in der Regie von David Pountney) mit dazu nehmen können - die kamen letzte Woche sehr erfolgreich und spektakulär als allerneueste Premiere raus - ; doch Die Trojaner (Les Troyens) sind an sich ja schon sehr übermäßig und sehr ausufernd an Personal und Zeit, in ihnen geht es auch nicht um so Revolutionäres oder so, sondern allein um Krieg, also um Mord und Totschlag - - doch die Übergänge sind schon fließend:
Die Trojaner also sind, vom Stücktext her, ein grauenhaftes Ding. Und ihre Dramaturgie ist unter aller Sau. Das merkt man schon, dass Berlioz - im Gegensatz zu Wagner (den er vielleicht mit Trojaner irgendwie ja überbieten hätte wollen) - kein Dramatiker und also Stückeschreiber ist; null Psychologisches zwischen den handelnden Personen, beispielsweise. Und so pufft dann all die stundenlang daher geschrieene und her gesäuselte Musik so richtig absolut ins Leere, weil die Handlung einfach auf der Stelle tritt und zwischen Menschen überhaupt nichts (also "richtig Menschliches") passiert...
Egal - wir freuten uns über diesen sportiven Ehrgeiz, den dann jetzt Sir Donald Runnicles nebst Produktionsteam (s.u.) packte, uns Berlioz' Trojaner einmal groß und breit und kräftig auf der Bühne vorzuofferieren. Freilich wunderten wir uns (und pausenlos), warum er Dieses tat, denn: Dieses Stück bereicherte uns, also "menschlich", reinweg nicht - wir registrierten bloß so aufgesetzt gewollte Wirkung, wie sie vielleicht damals bei der Großen Oper in Paris gefordert und gefragt gewesen war; alles in Allem aber: Hohl hoch hundert!
Und dabei erahnen wir doch irgendwie, dass - falls ein wirklich kreativer und politisch ambitionierter Regisseur am Werk gewesen wäre - es ein krasses als wie klares Abbild unserer Geschichte & Gesellschaft hätte werden können, Die Trojaner zeitgemäß zu inszenieren; aber: leider Fehlanzeige!!
Nicht einmal diese verklemmten Tanzeinlagen konnten (wenigstens erotisch) etwas aufmischen - wie ärgerlich...
Doch musikalisch: Erste Sahne!!!
Chor, Orchester: umwerfend!!!!!!
Solisten: Spitze...
Trotz des musealen Großeindrucks von uns: Reingeh'n und sich selbst ein Bildchen über Die Trojaner an der Deutschen Oper machen!
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Andre Sokolowski - 12. Dezember 2010 ID 4977
LES TROYENS (Deutsche Oper Berlin, 11.12.2010)
Musikalische Leitung: DONALD RUNNICLES
Inszenierung: DAVID POUNTNEY
Bühne: JOHAN ENGELS
Kostüme: MARIE-JEANNE LECCA
Choreographie RENATO ZANELLA
Besetzung:
Énée ... IAN STOREY
Chorèbe ... JEAN-FRANCOIS LAPOINTE
Panthée ... SETH CARICO
Narbal ... REINHARD HAGEN
Iopas / Hylas ... GREGORY WARREN
Ascagne ... JANA KURUCOVÁ
Cassandre ... PETRA LANG
Didon ... BÉATRICE URIA-MONZON
Anna ... LIANE KEEGAN
Priamus ... LENUS CARLSON
Ein griechischer Heerführer ... SERGIO VITALE
Hector ... STEPHEN BRONK
Hélénus ... YOSEP KANG
Ein Soldat ... BEN WAGER
Erster trojanischer Soldat ... BEN WAGNER
Zweiter trojanischer Soldat ... LENUS CARLSON
Mercure ... STEPHEN BRONK
Hécube ... FIONNUALA MCCARTHY
Andromache ... ETOILE CHAVILLE
CHOR DER DEUTSCHEN OPER BERLIN
ORCHESTER DER DEUTSCHEN OPER BERLIN
OPERNBALLETT DER DEUTSCHEN OPER BERLIN
Weitere Infos siehe auch: http://www.deutscheoperberlin.de
http://www.andre-sokolowski.de
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