Amir navigierte
den Personenkorb
(mit Claudia Herr
darin) vom
Himmel auf
die Erde
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(C) Hof Klang
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Bewertung:
Hof Klang® ist eine Institution für zeitgenössische Musik! Ein singuläres Beispiel dafür, was durch bürgerliche Eigeninitiative und privates (unsubventioniertes!) Geldzutun so alles möglich werden kann.
Ihr Gründer und Erfinder, der Architekt Steffen Kühn, hatte dieses Projekt erstmals in Leipzig (wo er damals arbeitete und auch wohnte) ausprobiert. Nachdem er seinen Lebens(haupt)raum in die Hauptstadt umverlegte, installierte er "sein Baby" in den Innenhof eines vormaligen Fabrikgebäudes in der Nähe des Berliner Holzmarkt-Areals - da gibts jetzt wunderschöne, lichte Wohnungen; auch Kühn ist da zu Hause.
Und genau in diesem Umfeld wurden/werden jeden Sommer - einmal jährlich - Stücke von zumeist (noch) lebenden Komponistinnen und Komponisten in kleiner Besetzung dargeboten: eine Werkschau mit Kammermusik, nur halt ausschließlich dann für Neues. Jedesmal gibt es auch Uraufführungen. Das ausführende Personal stammt aus illustren Kreisen und verkörpert eine Art von Who-is-Who in dieser doch fürs herkömmliche Publikum nicht allzu überoft genutzten Einbahnstraße.
Jetzt war 10jähriges Jubiläum, und das Wetter [ganz im Gegensatz zum letzten Mal, wo es 2015 wie aus Kannen goss] war untoppbar genial und einladend; die Stimmung dementsprechend - und der Hof Klang®-Hof mal wieder proppenvoll!
* * *
Erneut dabei auch: Claudia Herr, diese vom Unterwassergrund bis hoch zum Himmelreich schon alles Mögliche gemacht habende resp. mit sich machen lassende Ausnahmekünstlerin. Sie (eine wahre Pop-Ikone in den Sphären zeitgenössischer Musik) musste als insgeheimer Star und also Zugpferd dieses aufregenden Abends herhalten, denn:
Plötzlich - keiner ahnte vorher so etwas - schwebte sie standfest und schier wohlbehalten aufgehoben in einem Personenkorb, der von Amir (dem fernsteuernden Baukranführer) von ganz oben nach ganz unten auf den Punkt hin navigiert wurde, zum Podium herab. Und quasi "nebenbei" zwitscherte sie die von Aribert Reimann schlicht als Eingedunkelt übertitelten neun Paul Celan-Gedichte für Alt solo - was für'n kongenialer Clou!!!
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Claudia Herr - Schwebezustand 1 | Foto (C) Andre Sokolowski
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Claudia Herr - Schwebezustand 2 | Foto (C) Andre Sokolowski
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Claudia Herr - Schwebezustand 3 | Foto (C) Andre Sokolowski
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Dann sang sie auch noch, in Begleitung von Matthias Bauer (Kontrabass), die Uraufführung Magische Duette, welche von dem Komponisten Rainer Rubbert stammten. Herr & Bauer lieferten sich da so eine Art von Schlagabtausch - sie gab ihm vom Balkon aus ihre vokalisen Steilvorlagen, während er sich äußerst vielsaitig und -tönend mit dem tiefklingenden Instrument - ja und das klang mitunter so als würde er Posaune spielen - um entsprechende Beantwortungen Richtung sängerisches Gegenüber mühte. Keine zehn Minuten dauerte der Spaß.
Davor/danach gab es noch hörenswerte Werke Georg Katzers, Wilfried Krätzschmars und Tom Johnsons sowie Kaija Saariahos als auch Toru Takemitsus zu verinnerlichen.
Und als Schluss-Hype steuerte letztendlich Samuel Tramin die Jubiläums-Uraufführung seines Stückes HOFKLANG bei: ein 20 Minuten währendes Geräusche-Krach-Vergnügen der besondern Art. Tramin hatte einen sehr stimmungsvollen Sound auf CD vorbereitet, den er dann versprengter Weise aus diversen Hof-Boxen erschallen ließ. Sämtliche Mitwirkenden des gesamten Abends [alle Namen s.u.] traten zusätzlich dann an, sich mit zig Haushaltsutensilien (Schneebesen, Kochlöffel, Schraubenschlüssel usf.) an allmöglichen Resonanzflächen des Hofklang-Hofs nützlich zu machen - sozusagen mehr oder weniger improvisierte Schlagzeugdienste zu verrichten. Hie und da klebten die dramaturgischen Erläuterungen, die der Komponist sich (anstatt einer stinknormalen Partitur) als eigentliche Arbeitsgrundlage für seine Interpretinnen und Interpreten ausdachte.
Der Jubel war danach sehr groß.
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Andre Sokolowski - 11. September 2016 ID 9539
Hof Klang® (Berliner Michaelkirchstrasse 15, 08.09.2016)
Georg Katzer (geb. 1935): Schlagmusik 1 für Schlagzeug
Aribert Reimann (geb. 1936): Eingedunkelt | Neun Gedichte von Paul Celan für Alt solo
Wilfried Krätzschmar (geb. 1944): Solitude III – „serenade noire“ für Große Trommel
Tom Johnson (geb. 1939): Mißerfolg, ein sehr schwieriges Stück für Kontrabass Solo
Kaija Saariaho (geb. 1952): Fall für Harfe und live Elektronik
Rainer Rubbert (geb. 1957): Magische Duette für Sopran und Kontrabass | Bearbeitung für Kontrabass und Stimme (UA)
Toru Takemitsu (1936-1996): Toward the Sea III für Altflöte und Harfe
Samuel Tramin (geb. 1964): "HOFKLANG" für den Hof der Michaelkirchstrasse 15 (UA)
Claudia Herr, Sopran
Alma Klemm, Harfe
Gerd Schenker, Schlagzeug
Matthias Bauer, Kontrabass
Simone Bodoky-van der Velde, Flötistin
Weitere Infos siehe auch: http://www.hofklang.de
http://www.andre-sokolowski.de
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