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MUSIKFEST BERLIN 2015

Fulminanter Auftakt mit Minimal Music

Synergy Vocals / Ensemble Modern


Bewertung:    



Als Steve Reich in den frühen achtziger Jahren auf der Suche nach seinem Personalstil die Minimal Music mit begründete, ging ein Aufatmen durch die Musikwelt. Reich schuf im Kontrapunkt zur kopflastigen europäischen Avantgarde eine Musik, die von Fröhlichkeit und Leichtigkeit bestimmt war. Durch Reichs untrügliches Gespür für die Wirkung, welche die Musik auf die Hörer ausübt, erreichte die Musik wieder die Dringlichkeit, welche von Musik vergangener Jahrhunderte ausging.

Mit dieser fröhlichen Leichtigkeit eröffnet das diesjährige MUSIKFEST BERLINden Reigen von ca. 30 Konzerten mit einigen der ambitioniertesten Musiker und Ensembles Europas und Nordamerikas. Das Vokalensemble Synergie Vocals stand gestern mit dem Ensemble Modern, geleitet von Brad Lubman, auf der Bühne.

In John Adams' Chamber Symphony und Shaker Loops kann man den Meister Reich deutlich hören. Aber John Adams wollte nicht bei der Minimal Music stehen bleiben. Er suchte nach mehr Ausdruck neben oder innerhalb den Repetitionen und den Loops der Minimal Music. So erlebt man in Chamber Symphony einen überschäumenden Ausdruck und überraschende, die repetiven Verfahren störende Aktionen. Shaker Loops ist ein fast schon klassisch Satzcharakter tragendes und auf die Schlusssteigerung ausgelegtes Stück. Beide Stücke von Adams strotzen vor Energie, schaffen Aufmerksamkeit durch kreischende Tuttis und eine hysterische Harmonik. Das Ensemble Modern wirft sich in dieses Feuerwerk musikalischen Ausdrucks und treibt die Zuhörer schon vor der Pause - vor dem eigentlichen Höhepunkt - zu stehenden Ovationen.

Tehillim ist ein nahezu sinfonisches Stück. Reichs Vertonung von hebräischen Bibeltexten ist ein leidenschaftliches Manifest der Ehrfrucht und der Hoffnung. Die vier Abschnitte fügen sich trotz starker Individualität zu einem logischen Ganzen zusammen. Part I, Part II und Part III, Part IV werden jeweils zusammen gespielt. Die Allegro-Anfangssätze dieser beiden Teile sind perkussiv und extrovertiert. Ein unwiderstehlicher Rhythmus lässt den mitwippenden Fuß nicht zur Ruhe kommen, auch wenn in ruhigeren Abschnitten die Schlagwerke in exotischen Strukturen langsam verhallen. Die Frauenstimmen schrauben sich im Verlauf des Stückes in ekstatischem Lobgesang immer weiter in die Höhe bis zum Schlusstutti einem fanfarenhaften Halleluja. Brad Lubman geht ganz unprätentiös mit der Partitur um. Spröde, fast ruppig organisiert die kontratierenden Aktionen der Schlagwerke, die verstärkten Frauenstimmen sind nah an natürlichen Stimmen.

Wie viel Suche und letztendlich Theorie hinter der Musik von Reich und Adams stehen, ist nicht wichtig an diesem Abend im fast ausverkauften Kammermusiksaal der Berliner Philharmonie. Man kann sich ganz der Wirkung des Klanges hingeben und wird in den Sog der Pattern und Loops der Musik gezogen. Applaus und Ovationen für ein gelungenes Auftaktkonzert und exzellente Musiker.



Ensemble Modern | (C) Katrin Schilling

Steffen Kühn - 3. September 2015
ID 8847
MUSIKFEST BERLIN (Kammermusiksaal der Philharmonie, 02.09.2015)
John Adams: Chamber Symphony (1992)
- Shaker Loops (1978/83)
Steve Reich: Tehillim (1981)
SYNERGY VOCALS
ENSEMBLE MODERN
NORBERT OMMER, Klangregie
BRAD LUBMAN, Leitung


Weitere Infos siehe auch: http://www.berlinerfestspiele.de/musikfest


Post an Steffen Kühn

http://www.hofklang.de

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