Ives, Berg, Schubert
Philharmonia Orchestra
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Bewertung:
Christoph von Dohnányi wurde mit 27 Jahren Deutschlands jüngster Generalmusikdirektor am Theater Lübeck, das war 1956. Bald darauf wurde er Chefdirigent des WDR Sinfonieorchesters Köln, und so ging es weiter und weiter, schnell dirigierte er auch Orchester im europäischen Ausland, später in der ganzen Welt. Seit nunmehr 62 Jahren schon! Es ist ein großes Fest, so einen erfahrenen Orchesterleiter erleben zu können, und das gerade mit einem so bekanntem Stück wie Franz Schuberts 8. Sinfonie.
Die einstimmige Hornmelodie, welche das Stück einleitet, ist wohl mittlerweile so populär wie Beethovens da-da-da- daa. Dohnányi steht ganz frei vor seinem Orchester, wie ein Maler vor einer großen Leinwand. Er lässt das Orchester über weite Strecken einfach laufen, hier und da setzt einen Tupfer, oft tritt er zurück, sein Werk betrachtend und auch genießend, wie man meint zu erkennen. Dann plötzlich greift er ein und gestaltet jede Nuance der Partitur. Die Musiker reagieren auf jedes Wimpernzucken ihres Ehrendirigenten. Nur sehr selten erlebt man nach dem ersten Satz eines Standardwerkes schon begeisternde Bravos! Aber die Qualität der Musiker des Philharmonia Orchestras ist einfach atemberaubend. Beispielhaft die vier Querflöten: reiner heller Klang, der scheinbar nahtlos von den Violinen weitergeführt wird. Unglaublich die durchgängige Qualität aller Solisten des Traditionsorchesters aus London.
Mit Charles Ives´ The Unanswered Questions ist der Abend mal gestartet. Das nicht mehr als fünf Minuten kurze Orchesterstück musste nach den ersten Skizzen des Komponisten über 40 Jahre warten, bis es 1948 endlich uraufgeführt wurde. In einer geheimnisvollen Klangwolke blitzt siebenmal die Trompete auf, sechsmal versuchen die Flöten eine Antwort.
Nach der radikalen Einfachheit von Ives folgt Alban Bergs höchst komplexes Violinenkonzert. Carolin Widmann ist die Solistin des Abends. Harmonisch verhakt sich das Saitenspiel ihres Ausnahmeinstrumentes aus dem 18. Jahrhundert (eine G. B. Guadagnini) mit der Solostimme der Orchesterharfe. Bergs Stück besteht aus vier Sätzen und wird in zwei Teilen aufgeführt. Der zweite Teil beginnt farbiger und leitet ein dynamisches Allegro ein. Carolin Widmann wird nach dem Stück frenetisch gefeiert und bedankt sich mit einer kurzen Zugabe.
Der Abend ist deutlich in zwei Teile getrennt, in Erinnerung bleibt die fulminante Aufführung von Schuberts 8. Sinfonie.
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Christoph von Dohnányi und das Philharmonia Orchestra beim MUSIKFEST BERLIN 2015 | Foto (C) Kai Bienert
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Steffen Kühn - 12. September 2015 ID 8861
MUSIKFEST BERLIN (Philharmonie, 11.09.2015)
Charles Ives: The Unanswered Question
Alban Berg: Violinkonzert Dem Andenken eines Engels
Franz Schubert: Symphonie Nr. 8 C-Dur D 944 Die Große
CAROLIN WIDMANN, Violine
PHILHARMONIA ORCHESTRA
CHRISTOPH VON DOHNÁNYI, Leitung
Weitere Infos siehe auch: http://www.berlinerfestspiele.de/musikfest
Post an Steffen Kühn
http://www.hofklang.de
Neue Musik
MUSIKFEST BERLIN
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