Drei andere
Streichquartette
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Bewertung:
MAERZMUSIK – FESTIVAL FÜR ZEITFRAGEN, das ist der Anspruch, dem man gerecht werden möchte. Da kann man das Arditti Quartet nicht einfach ein paar Streichquartette von (sagen wir mal) Xenakis oder Ferneyhough spielen lassen.
Nein, an diesem Abend erleben wir die Musiker einmal ganz anders.
Das Programm beginnt mit geräuschlosen, bewegten Bildern. Die Ardittis sind gar nicht auf der Bühne! Es wird Peter Ablingers Videoarbeit 2. Streichquartett gezeigt. Die Aufnahmen sind in der Wüste des Iran gedreht: Vier traditionell gekleidete Damen sitzen ohne zu spielen im Wüstenwind. Das Stück reflektiert die kulturelle Kodierung der muslimischen Welt und spielt mit der genderspezifischen Geschichte des Genres Streichquartett. Kann man machen, vier Minuten, das ist okay.
Aber auch im zweiten Stück kann man die Ardittis nicht sehen. Georg Friedrich Haas´ 10. Streichquartett setzt sie in völlige Dunkelheit. Eine radikale Situation, welche die Sinne auf das Audiovisuelle lenkt. Das undramaturgische Stück arbeitet ca. 40 Minuten mit modulierenden Flächen, ein Auf und Ab, zwischendurch hat man einige Male das Gefühle, es sei zu Ende. Interessante Erfahrung, die man gern machen würde, wenn man chillig in einem Loungemöbel abhängt.
Endlich dann - nach einer halbstündigen Umbauphase - können wir die Ardittis nun auch sehend erleben. Jennifer Walshes neue Komposition Everything is Important für Stimme, Streichquartett und Film steht an dritter Stelle des Programmes. Und jetzt geht die Post ab! In einem Art Happening singt und tanzt Walshe ihr Stück, in dem es um Technologie, Umweltkatastrophen und wirtschaftliche Ungleichheiten geht. Dada mit extrem anspruchsvoller Quartettmusik. Wer, wenn nicht die Ardittis, könnten sowas bewältigen. Das Tempo und die Gleichzeitigkeit unserer mediatisierten Realität werden in den nervösen Filmsequenzen thematisiert. Wie ein ICE rast das Stück an den Zuschauern vorbei, selbst wenn man des Englischen ein wenig mächtig ist, versteht man nahezu nichts vom gesprochenen und gesungenen Text und bleibt etwas ratlos zurück.
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Das Arditti Quartet | Foto (C) Astrid Karger
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Steffen Kühn - 20. März 2017 ID 9924
MAERZ MUSIK (Haus der Berliner Festspiele, 19.03.2017)
Peter Ablinger: 2. Streichquartett | Video, 4 min., colour, sound
Nasim Khorasani, Violine
Kimia Ebrahimzade, Violine
Shirin Abedinirad, Viola
Stefanie Prenn, Violoncello
Georg Friedrich Haas: 10. Streichquartett
Jennifer Walshe: Everything is Important für Stimme, Streichquartett und Film
Arditti Quartet:
Irvine Arditti, Violine
Ashot Sarkissjan, Violine
Ralf Ehlers, Viola
Lucas Fels, Violoncello
Jennifer Walshe, Stimme
Weitere Infos siehe auch: http://www.berliner-festspiele.de
Post an Steffen Kühn
http://www.hofklang.de
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