450 Jahre Claudio Monteverdi
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Monteverdi Choir & English Baroque Soloists (Sir John Eliot Gardiner)
IL RITORNO D´ULISSE IN PATRIA
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Bewertung:
Von den drei Monteverdi-Opern ist die über dreistündige Il ritorno d´Ulisse in patria die insgesamt vielleicht wohl unzugänglichste, gewiss aber die allernervigste - auf jeden Fall für mich!
Sie "basiert auf dem zweiten Teil der Odyssee und erzählt davon, wie Treue und Liebe letztlich über Betrug und Verrat siegen. Odysseus, König von Ithaka, kehrt nach zehnjähriger Irrfahrt nach Hause zurück, wo seine treue Gattin Penelope von drei aufdringlichen Freiern belagert wird, während ihre Berater sie drängen, wieder zu heiraten. Odysseus, dem die heillos zerstrittenen Götter wahlweise zur Seite stehen oder Hindernisse in den Weg legen, gelingt es schließlich, Penelope von seiner wahren Identität zu überzeugen, die Freier aus dem Palast zu jagen und sein Königreich zurückzugewinnen.
Monteverdi und sein Librettist Badoaro führen uns ein Shakespeare-artiges Ensemble von Charakteren vor – angefangen bei den streitenden Göttern, den vornehmen Protagonisten, bis zu hin zu ihren intriganten Dienern, den bösartigen Hofschranzen und den entweder unschuldigen, treuen oder einfach nur dummen Bauern. Genau und höchst subtil reflektiert Monteverdis Musik die Physiognomie jeder einzelnen Persönlichkeit und bewegt uns so dazu, deren Gefühle, Sorgen und Freuden zu teilen."
(Quelle: Berliner Festspiele)
"Shakespeareartiges Ensemble" - das mag sein und wäre supertoll, denn Shakespeare konnte Stücke schreiben, immerhin!! Aber das grauenhafte Konvolut des Opernlibrettisten Giacomo Bodoaro scheint - wie ich das als Heutiger so laienhafter Weise kurzschließe und bauchmäßig erfühle - alles andere als musikalisch-inspirierend für den großen Monteverdi gewesen zu sein; die meiste Spielzeit tut sich in ermüdendem und nicht besonders zielführendem "Sprechgesang" gefallen. Für die hardcorigsten Monteverdi-Fans gewiss ein Schmankerl allererster Sahne - für so hinsichtlich rezitativer Singularschönheiten nicht ganz Eingeweihte und geschweige denn Erreichbare (wie mich z.B.) eine hörerische Folter sondergleichen!
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Alles dieses - aus der eingestand'ner Maßen etwas eingeschränkten Perspektive meiner rezipienten Wenigkeit - hat selbstverständlich nichts mit der schier untoppbaren musikalischen Gereichung durch die Damen und Herren des Monteverdi Choir, die InstrumentalistInnen der English Baroque Soloists und den Dirigenten John Eliot Gardiner zu tun; es gibt betörend schöne Stellen und ein insgesamtes Klangbild, eine Art von resonantem Teppich sozusagen, welche(s) sicher seines Gleichen suchen dürfte!
Wieder ist es - wie schon gestern bei L'Orfeo - die fast kantig-maskulin sich über ihre "weichen" Geschlechtsgenossinnen heraushebende Mezzosopranistin Lucile Richardot (als Penelope), die absolut bestimmend und sonach auch tonangebend 'rüberkommt.
Ihr allzu plötzlich und seit Jahren und Jahrzehnten nach dem Rechten sehender Heimkehrer-Gatte wird von Furio Zanasi, einem tenoral klingenden Bariton von etwas älterem Kaliber (als der Richardot) gesungen und gespielt.
Der Krystian Adam hinterlässt als Telemaco und die Hana Blažíková als Minerva einen respektablen Eindruck; auch Francesca Biliotti als Penelope's Hofdame Ericlea soll nicht unerwähnt bleiben - ja und es gibt auch einen Spaßmacher zu Diensten: Robert Burt als Fresssack Iro.
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Die läppische Personenführung des Regie-Duos mit Elsa Rooke und dem Gardiner ganz höchstpersönlich ist womöglich mitverantwortlich dafür, dass dieser Ulisse bei mir so überhaupt nicht "zündete". Mag sein, dass das dann Andere ein bisschen anders sehen.
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Andre Sokolowski - 4. September 2017 ID 10229
Il ritorno d´Ulisse in patria (Philharmonie Berlin, 03.09.2017)
Halbszenische Aufführung
Regie: Elsa Rooke und Sir John Eliot Gardiner
Kostüme: Isabella Gardiner und Patricia Hofstede
Lichtdesign: Rick Fisher
Besetzung:
Ulisse ... FURIO ZANASI
Penelope ... LUCILE RICHARDOT
Telemaco ... KRYSTIAN ADAM
Minerva/Fortuna ... HANA BLAŽÍKOVÁ
Tempo, Nettuno, Antinoo ... GIANLUCA BURATTO
Pisandro ... MICHAŁ CZERNIAWSKI
Anfinomo ... GARETH TRESEDER
Eurimaco ... ZACHARY WILDER
Melanto ... ANNA DENNIS
Giove ... JOHN TAYLOR WARD
Giunone ... FRANCESCA BONCOMPAGNI
Iro ... ROBERT BURT
Eumete ... FRANCISCO FERNÁNDEZ-RUEDA
Umana fragilità ... CARLO VISTOLI
Amore ... SILVIA FRIGATO
Ericlea ... FRANCESCA BILIOTTI
MONTEVERDI CHOIR
ENGLISH BAROQUE SOLOISTS
Dirigent: SIR JOHN ELIOT GARDINER
Monteverdi 450
Weitere Infos siehe auch: http://www.berlinerfestspiele.de
http://www.andre-sokolowski.de
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