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Konzertkritik

Das Leise

war am

"lautesten"



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Das vor ca. 30 Jahren von Claudio Abbado gegründete Gustav Mahler Jugendorchester (aus europäischen Musikern, mit Sitz in Wien) gastierte Sonntagabend beim traditionellen Sommerfestival YOUNG EURO CLASSIC im Konzerthaus Berlin. Gelegentlich verschlägt es uns dorthin; wir sind dann immer ziemlich neugierig, wie sich die jungen Leute an der Seite etabliertester Weltspitzenstars - das nämlich ist die raffinierte Mischung des Events, womit es reichlich Publikum (der Saal war ausverkauft!) ansaugt - so ausprobieren und bewähren. Das GMJO hat es da freilich überhaupt nicht schwer; in ihm spielt quasi der gesamte abrufbare Nachwuchskader (nicht nur) für die Wiener Philharmoniker, vermuten wir; von daher müssten es schon hochqualifizierte Instrumentalisten sein...

Hauptattraktion des über zweistündigen Abends, ohne jede Frage: Ich habe genug BWV 82! Drei Arien, zwei Rezitative. Es gibt zwei Fassungen, eine für tiefe Männerstimme und eine für Sopran. Wer sich auf diese Bach-Kantate einlässt, kann das nur, wenn er auch weiß, worüber er da singt. Das Stück ist von einer schier spirituellen Tiefe, hat sozusagen Allgemeinheitsgrad (es geht hierin um nicht viel mehr und nicht viel weniger als "Tod und Leben"), dass selbst "bibellose" Hörer geistig-emotionalen Gewinn aus ihm erzielen dürften. Es fußt, rein liturgisch, auf den sog. Lobgesang des Simeon, wonach selbiger "im Jesuskind den erwarteten Messias erkennt und damit die Erfüllung einer Verheißung, die er persönlich durch den Heiligen Geist erhalten hatte. Nach dieser Verheißung sollte er nicht sterben, bevor seine Augen den Messias gesehen haben." (Quelle: Wikipedia)

Kein Geringerer als Christian Gerhaher - er gilt als weltweit bester Bariton; allein was seine Vortragskunst in puncto Kunstlied anbelangt, scheint er in seinem Qualitätsmaß konkurrenzlos - sang! Bernhard Heinrichs (Solo-Oboist der Philharmonia Zürich) übernahm den Instrumentalpart. Das Orchester war in Minimalbesetzung aufgestellt; in der Mitte stand ein Orgelpositiv...

Es war atemberaubend.

*

Nicht minder atemberaubend - v.a. was das ewig nicht enden wollende und durch die phänomenalen Streicher des GMJO fast bis zur pianissimalen Unhörbarkeit ausufernde Adagio aus Mahlers Neunter betraf - das Großwerk nach der Pause. [Im vorigen Jahr, nur zum Vergleich, wagte sich ebenfalls ein "Jugendorchester", konkret das National Youth Orchestra of Great Britain, hieran.]

Der 41jährige Philippe Jordan (Chefdirigent der Pariser Oper und der Wiener Symphoniker) fiel bis die Tage nicht/noch nicht mit Mahler-Interpretationen auf. Er kommt - das spürte man sehr deutlich - mehr denn vom Musiktheater. Jordans Ausgestaltungsimpetus ist vordergründig, die (wohl auch bei Hörern nachvollziehbar gemacht werden wollenden) Ergründungen desjenigen, was außerdem noch hinter derartigen Werken - Mahler-Sinfonien sind "nicht nur" aus Krach und Masse - steht, fällt ihm noch sichtbar schwer. Nichts desto Trotz gelingen ihm betörend schöne und auch anhaltende Glücksmomente, wenn er dann den Riesenapparat, und wie von jetzt auf gleich, total zurückfährt, um auf diese Art und Weise herrlich-leise, um nicht gar zu sagen leiseste Verlautbarungen zu ermöglichen.

Ja und die jungen Musikerinnen und Musiker (so wie das Publikum) dankten es ihm mit enthusiastischem Getrampel bei Entgegennahme seines hochverdienten Schlussapplauses.

Prima!!



Gustav Mahler Jugendorchester | Foto (C) Cosimo Filippini


Andre Sokolowski - 29. August 2016
ID 9507
YOUNG EURO CLASSIC (Konzerthaus Berlin, 28.08.2016)
J. S. Bach: Solokantate für Bariton Ich habe genug BWV 82
Mahler: Symphonie Nr. 9 D-Dur
Christian Gerhaher, Bariton
Gustav Mahler Jugendorchester
Dirigent: Philippe Jordan


Weitere Infos siehe auch: http://www.young-euro-classic.de


http://www.andre-sokolowski.de

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