Violinsonaten op. 6 von Johann Stamitz (1717-1757)
mit Stephan Schardt (Violine) & Michael Behringen (Cembalo)
Dabringhaus und Grimm MDG 903 1862-6
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Bewertung:
Für die Einspielung der Telemann'schen sog. Frankfurter Sonaten 1715 (bei dem Label MDG) gabs letzten Herbst einen verdienten ECHO Klassik!
Nunmehr sind die Violinsonaten op. 6 von Johann Stamitz (1717-1757) - wieder mit dem Geiger Stephan Schardt! - als CD-Veröffentlichung auf dem Markt; Michael Behringer (am Cembalo) begleitet...
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"Stamitz war zunächst Konzertmeister und ab 1750 bis zu seinem Tod Instrumentalmusikdirektor in der Hofkapelle des Kurfürsten Carl Theodor von der Pfalz. Der Geigenvirtuose gilt als 'spiritus rector' und Gründer der berühmten Mannheimer Schule. Als Komponist prägte er den Typus der Konzertsinfonie entscheidend mit." (Quelle: Wikipedia)
Stephan Schardt - der, außer dass er ein berühmter und bekannter Geiger ist, auch als im In- und Ausland stark beachtete Instanz in puncto historisch informierte Aufführungspraxis gilt - zeichnet nun seinerseits im (wiederum vorzüglich recherchierten und geschriebenen CD-Booklet) ein umfassendes Bild des Komponisten, den er einen "Feuergeist aus Böhmen" nennt.
Musikforschung und -wissenschaft hätten sich - so meint Schardt - in erster Linie auf die Sinfonien Stamitz' konzentriert und auf den so zur Weltberühmtheit gelangten Mannheimer Orchesterstil vorrangig abgehoben. "Stamitz' Solokonzerte und seine Kammermusik wurden dagegen vernachlässigt und der Violinvirtuose nur am Rande behandelt."
Das [s.o.] war dann sicherlich auch einer der Beweggründe, weswegen Schardt und Behringer sich mit der über 1stündigen Aufnahme aller Violinsonaten op. 6 so vehement ins Zeug legten - - mit der CD liegt somit eine Erstveröffentlichung dieser Stamitz-Werke (Weltpremiere!) vor.
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Johann Stamitz (1717-1757) | Bildquelle: Wikipedia
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"Dem Manierismus eines Spätstils, der viele virtuose Sonaten leer erscheinen lässt" - wie Schardt zum allgemeinen Ausdruck der sechs eingespielten Werke schreibt - entgehe Stamitz "durch eine vitale Rhythmik und prägnant konstrastierende Themen. Das überbordende Figurenwerk ist nie mechanisch und wird dramaturgisch eingesetzt, unerschöpflich ist die Fantasie im Auffinden neuer Figuren. In den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts hatte sich die Affekteinheit der barocken Sonate aufgelöst, hier sind die Kontraste auf die Spitze getrieben."
Und: "Die revolutionäre Modernität dieser Musik wird deutlich, wenn man bedenkt, dass sie schon wenige Jahre nach J. S. Bachs Kunst der Fuge und noch vor Mozarts Geburt entstand."
Lauscht man den Violinsonaten, wird Einem (bestätigend!) bewusst und "klar", was Schardt am Anfang - und noch vor seinen darauf folgenden Werkeinführungen - zur "Unwirksamkeit der Epochenbegriffe" anzumerken sich genötigt sah: "Wenn beim Hören von Stamitz' Musik der Eindruck des 'Nicht-mehr' und 'Noch-nicht' aufkommt, kann das vor allem daran liegen, dass die Musik der älteren Generation (des Hochbarock) und der jüngeren (ab Haydn) viel häufiger gespielt wird und unsere Hörerwartungen dominiert." So würde - lt. Schardt - "die vielfältige Musik des Stilwandels im 18. Jahrhundert letztlich alle Begriffe" sprengen, und das impliziere eine "Chance für entdeckendes Hören". Schardt behauptet gar: "In Wahrheit ist alles Übergangszeit." Der Satz nun wiederum hatte uns in der Quintessenz zum Thema ausgesprochen gut gefallen!
Alle eingespielten sechs Sonaten sind je dreisätzig (Adagio - Allegro - Menuett). Das "arkadische Adagio" zur 5. Violinsonate muss es Schardt besonders angetan haben; er beschreibt es als einen "Ausnahmesatz mit durchgehend zweistimmigem Violinpart" - - ja, man kriegt da wirklich Gänsehaut, wenn man das hört! Schardt nochmals: "Meine Faszination für diesen Satz, der einen vollkommenen Frieden ausstrahlt, war der Ausgangspunkt für diese Einspielung."
Musik zum Entdecken.
Wir empfehlen gern und dringlichst.
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Das ist der Geiger Stephan Schardt - Foto (C) Christian Flemming
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Andre Sokolowski - 21. Januar 2015 ID 8380
Johann Stamitz (1717-1757) | Violinsonaten op. 6
Stephan Schardt, Violine
Michael Behringer, Cembalo
1 Hybrid-SACD
Dabringhaus und Grimm Audiovision
Artikel-Nr.: MDG 903 1862-6
http://www.mdg.de/pdf/1862e.pdf
Weitere Infos siehe auch: http://www.stephanschardt.de
Post an Andre Sokolowski
http://www.andre-sokolowski.de
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