Jörg Widmann - transatlantisch porträtiert
The Cleveland Orchestra
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Bewertung:
Wenn das mal nicht bezeichnend ist: Während jahrhundertalte deutsche Traditionsorchester beim 2014er MUSIKFEST ausschließlich (fast ausschließlich) "nur" Brahms, Bruckner, Strauss, Mahler musizieren, fliegt uns eines von den weltberühmten USA-Orchestern übern großen Teich, um in Berlin ausschließlich (in der Tat: ausschließlich) vier Werke von einem deutschen Komponisten, 42 Jahre jung (!), hintereinander aufzuführen - hält man es für möglich?!
Dass das Gastspiel vom The Cleveland Orchestra (Dirigent: Franz Welser-Möst)- unter genau DEM Blickwinkel - eines der wirklich singulären Highlights dieses Festivals gewesen sein dürfte, bedarf wohl keiner weiteren Erklärung.
"Der 1973 geborene Klarinettist und Komponist Jörg Widmann zählt zweifelsohne zu den wichtigsten musikalischen Persönlichkeiten unserer Tage. Nach einem Instrumentalstudium an der Hochschule für Musik seiner Heimatstadt München und der New Yorker Juilliard School of Music errang er schon früh den Ruf eines der vielseitigsten und virtuosesten Klarinettisten der Gegenwart. Doch auch als Komponist, der u.a. bei Hans Werner Henze und Wolfgang Rihm in die Lehre ging, eroberte sich Widmann in Windeseile den internationalen Musikbetrieb – mit Kammermusikwerken, Orchesterkompositionen sowie zwei Opern und mehreren Arbeiten für das Musiktheater." (Quelle: berlinerfestspiele.de)
Von 2009 bis 2011 war Widmann Composer in Residence beim Cleveland Orchestra – einen Querschnitt der Zusammenarbeit präsentierte nun der Klangkörper anlässlich seines Gastauftritts: Alle vier Werke sind recht groß besetzt; da gab es also fast für alle Musiker aus Cleveland recht viel zu tun....
Lied hatte eine etwas eintönige Stimmung, fing ganz leise (mit "gestopften" Hörnern) an und hielt sich irgendwie - in dieser liedgemeinten und auch liedgemäßen Stimmung - bis zum Schluss hin auf.
Flûte en suite war von dem Widmann für Joshua Smith (Soloflötist beim Cleveland Orchestra) komponiert - ein Werk, das die barocke Suiten-Tradition aufgreift und auch, im letzten Satz v.a., Bach zitiert (Badinerie); das kam natürlich prima bei den Leuten an.
In Con brio zitierte Widmann ebenfalls - noch ausladender und zugleich verquerer (komischer, ironischer, fast "lustiger") als in der Flöten-Suite vorher; diesmal erwischte es den vierten Satz der Siebten Sinfonie von Beethoven.
Den Teufel Amor gabs bereits November letzten Jahres in der Hauptstadt (Staatskapelle Berlin unter der Leitung Daniel Barenboims) zu hören; und auch hier und heute kriegte ich zu ihm keinen direkten Zugang. Lag bestimmt an mir.
Das nannte/nenne ich schon mutig, einen ganzen Abend mit Jörg Widmann-Werken zu bestreiten. Doch das Publikum (ein Drittel saalgefüllt), das hierzu kam, wollte die Werke wohl auch haben; die Begeisterung klang ehrlich.
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Komponist Jörg Widmann und die Musiker des Cleveland Orchestra nehmen ihren Schlussbeifall nach dem Konzert beim MUSIKFEST BERLIN 2014 entgegen - Foto (C) Kai Bienert
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Andre Sokolowski - 12. September 2014 ID 8082
MUSIKFEST BERLIN (Philharmonie, 11.09.2014)
JÖRG WIDMANN: Lied für Orchester (2003/09)
- Flûte en suite für Flöte und Orchestergruppen (2011)
- Con brio, Konzertouvertüre für Orchester (2008/13)
- Teufel Amor, Sinfonischer Hymnos nach Schiller (2009/11)
JOSHUA SMITH, Flöte
THE CLEVELAND ORCHESTRA
Dirigent: FRANZ WELSER-MÖST
Weitere Infos siehe auch: http://www.musikfestberlin.de
Post an Andre Sokolowski
http://www.andre-sokolowski.de
MUSIKFEST BERLIN
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