Rivale
von Lucia Ronchetti
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Amira Elmadfa als Clorinde | Foto (C) Thomas Jauk
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Bewertung:
Lucia Ronchetti beschäftigt sich in ihrer neuen Kammeroper Rivale mit der Kriegerin Clorinde, der Anführerin der Sarazenen, die im belagerten Jerusalem gegen die Kreuzfahrer kämpft. Der christliche Heerführer Tankred nimmt Clorinde gefangen. Das Stück beginnt mit der Gefangenschaft von Clorinde. Ein microtonales Singen der Blechbläser begleitet das ängstliche Warten der Clorinde. Amira Elmadfa als Clorinde spielt von Anfang an sehr ausdrucksstark. Ihr angenehm schlanker, hoch timbrierten Mezzosopran reagiert auf die instrumentalen Aktionen. Sie ist hin- und hergerissen zwischen der Angst und dem Hass auf ihren Peiniger und der Anziehung, welche der Heerführer als Mann auf sie ausübt.
Der zweite Teil spielt in einem traumartigen Zauberwald. Clorinde halluziniert in einer Suche nach Tankred, der ihre Gefühle für ihn erwidert hat. Die Musik - jetzt rhythmisch und sehr perkussiv. Orchestertuttis bedrängen die zarte Stimme, die sich zunehmend in Zittern, Stottern, Schreien und Kreischen auflöst. Die Angst frisst die Kehle auf. Aber Clorindes Vernunft behält die Oberhand. Aus Pflichtgefühl gegenüber ihrem Volk beschließt sie, Tankred zu töten. Barocke Schlachtmusik begleitet nun eine amazonenhafte Clorinde. Bühnennebel und eine sparsame Lichtchoreografie schaffen bezaubernde Bilder im mittig angeordnetem Bühnensetting. Im entscheidenden Kampf wird Clorinde von Tankred getötet, der sie in ihrer Rüstung nicht erkennt. Ein filmisches Musikset dröhnt über die Bühne, sehr narrativ begleitet die Partitur die Entwicklung der Figuren.
Lucia Ronchettis Musik ist modern, aber sie bewegt sich abseits der gängigen -ismen der Neuen Musik. In der Tradition zeitgenössischer bildender Künstler integriert sie musikalische „Ready Made´s“ in ihre Komposition. Man begegnet Gustav Mahlers 2. Sinfonie, Guiseppes Verdis Requiem, Barockkompositionen von Händel und Purcell, aber auch einem Beat von Led Zeppelin.
Stimmlich werden von Amira Elmadfa alle Ausdruckmittel der zeitgenössischen Musik abverlangt, aber auch historisches „Cantabile“ ist von ihr zu leisten. Sie macht das großartig. Mit einer seherischen Sicherheit stößt sie in leere Räume, bevor die Blechbläser ihr folgen. Die sparsame Ausstattung – Barockkleid und Rüstung - inszeniert sie sehr subtil, immer in Kombination mit charakteristischer Mimik. Vamphaft-erotisch setzt sie ihre dichte Mähne ein. Eine knisternde Lust am Spiel, welche das ganz nah sitzende Publikum genießt. Langer Applaus auch für die Musiker unter Max Renne.
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Die neue Spielstätte Neue Werkstatt ist mit diesem Stück gebührend eröffnet, und man darf auf weitere Inszenierungen (wie diese heute!) hoffen.
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Amira Elmadfa als Clorinde in Rivale | Foto (C) Thomas Jauk
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Steffen Kühn - 23. Oktober 2017 ID 10335
RIVAE (Neue Werkstatt, 22.10.2017)
Musikalische Leitung: Max Renne
Inszenierung: Isabel Ostermann
Ausstattung: Stephan von Wedel
Licht: Irene Selka
Dramaturgie: Roman Reeger
Mit: Amira Elmadfa
Instrumentalisten der Staatskapelle Berlin
Uraufführung an der Staatsoper Unter den Linden war am 8. Oktober 2017.
Eine Produktion unter Beteiligung des Staatstheaters Braunschweig
Weitere Infos siehe auch: http://www.staatsoper-berlin.de
Post an Steffen Kühn
http://www.hofklang.de
Neue Musik
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