Füreinander, zueinander
LEYLA UND MEDJNUN von Detlev Glanert
in der Jungen Oper Hannover
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Bewertung:
In die mystische Welt des Orients entführt die neue Produktion der jungen Oper im Ballhof. Gegeben wird eine Neufassung von Detlev Glanerts Märchen für Musik Leyla und Medjnun.
Leyla und Medjnun sind, wie so viele Liebespaare der Weltliteratur, füreinander bestimmt, können aber nicht zueinander kommen. In der Schule verlieben sie sich ineinander, aber weder Leylas noch Medjnuns Familie stimmen der Verbindung zu. Medjnun zieht sich daraufhin in die Wüste zurück, widmet sich ganz dem Dichten und lebt, umgeben von wilden Tieren, fernab von der Zivilisation. Leyla dagegen bleibt bei ihrer Familie und wird gezwungen, einen Mann zu heiraten, den sie nicht liebt. Erst nach dem Tod finden ihre Wege wieder zusammen.
Dreh- und Angelpunkt des Abends sind allerdings weder Leyla noch Medjnun, sondern Zenne, der die Geschichte in seinem Register der großen Liebesgeschichten aufbewahrt und sie Abend für Abend neu hervorholt. Und Matthias Buss, der diese Rolle verkörpert, genießt es, diesen Zampano und hoffnungslosen Zyniker zu verkörpern. Wobei Zyniker: Eigentlich erhofft er sich ein anderes, versöhnliches Ende für seine beiden Liebenden, auch wenn es am Ende dieses Abends so ausgeht, wie es immer ausgeht. Er zieht die Fäden, schiebt zu Beginn die Figuren wie Schachfiguren auf kleinen Podesten hin und her, zwingt Leyla zur Heirat und hofft und bangt doch immer mit den beiden. Allein wie Buss diesen Abend in Händen hält und die Fäden zieht, hat einen hohen Unterhaltungswert und ist äußerst sehenswert.
Musikalisch ist Leyla und Medjnun eine spannende, anregende Reise durch musikalische Elemente aus Europa und dem Nahen Osten. Prägend an diesem Abend ist die Musik der orientalischen Laute Oud, die in ein westliches Orchester eingebettet wird. Überhaupt ist es ungewöhnlich, dass im Ballhof ein derart großes Orchester musiziert. Dennoch klappt das Zusammenspiel mit dem Sängerensemble gut, und das Orchester überlagert an keiner Stelle die Sänger. Karine Minasyan und Edward Mout bewältigen ihre (musikalisch wie szenisch) komplizierten Partien souverän, auch wenn bei Letzterem die Textverständlichkeit noch verbesserungswürdig ist.
Auch das Bühnenbild vermag zu überzeugen. Rebekka Zimlich, die zudem für die Kostüme verantwortlich zeichnet, hat eine kleine Spielfläche vor dem Orchester eingerichtet, auf die die Zuschauer von einer Tribüne aus herunterschauen. Über dem Orchester hängt eine Gitterkonstruktion, die bei entsprechender Beleuchtung von oben schöne Muster wirft. Sobald Medjnun in die Wüste geht, werden Teppiche unter dem Podest, auf dem das Orchester sitzt, hervorgerollt, die gleich einen völlig anderen Raumeindruck geben. Einen großen Anteil an diesem stimmigen Bühnenbild hat allerdings auch das Licht von Uwe Wegener.
Hilflos wirkt da leider nur die Regie. Sebastian Welker kann sich nicht entscheiden, ob er nun illustrierend inszenieren oder doch lieber die Mittel, die er verwendet, ausstellen will. So kommt bei Leylas Tod ein Apparat zum Einsatz, mit dem sichtbar durch einen roten Schlauch Farbe ins weiße Kostüm gepumpt wird, das sich dann natürlich entsprechend verfärbt. Dem gegenüber stehen Szenen, die dermaßen eins zu eins mit dem Gesagten inszeniert sind, dass es schon fast zu viel ist. Es wirkt alles ein wenig zu bemüht, ein wenig zu aktionistisch. Auch die Idee, Leyla von Beginn an mit knappen Outfits auftreten zu lassen, ist schlicht plakativ und lässt erahnen, dass sie zumindest nicht in dem Maße an einer keuschen Liebe interessiert ist wie Medjnun, der ihrer Verführungskunst hilflos ausgeliefert ist. Eine etwas einfache Sichtweise. Das ist schade und trübt den Eindruck dieser ansonsten durchaus überzeugenden Aufführung.
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Karoline Bendig - 18. Mai 2017 ID 10034
LEYLA UND MEDJNUN (Ballhof Eins, 12.05.2017)
Musikalische Leitung: Siegmund Weinmeister
Inszenierung: Sebastian Welker
Bühne und Kostüme: Rebekka Zimlich
Choreographie: Grazyna Przybylska-Angermann
Licht: Uwe Wegner
Dramaturgie: Swantje Köhnecke/Christopher Baumann
Musiktheaterpädagogik: Maike Fölling
Mit: Matthias Buss (als Zenne), Karine Minasyan (als Leyla), Edward Mout (als Medjnun) sowie Marlene Gaßner, Michael Chacewicz, Gihoon Kim, Ylva Stenberg, Anna Mengel, Uwe Gottswinter und Jan Szurgot
Niedersächsisches Staatsorchester Hannover
Uraufführung der Neufassung in der Jungen Oper Hannover: 12. Mai 2017
Weitere Termine: 18., 24., 25., 27.05.2017
Weitere Infos siehe auch: http://www.staatstheater-hannover.de
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Neue Musik
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