Die un-fremde
Edita
LA STRANIERA von Bellini
|
Edita Gruberova - Foto (C) Michael Poehn/Wiener Staatsoper | Bildquelle: staatsoper-berlin.de
|
Bewertung:
"Philippe Auguste, König von Frankreich, hat seine Gemahlin Ingeburg von Dänemark verstoßen und ist mit Agnès von Meran, der Tochter eines Herzogs, die Ehe eingegangen. Da ihm jedoch der Kirchenbann angedroht wird, sieht sich der König gezwungen, diese Verbindung aufzulösen und Ingeburg wieder in ihre Rechte einzusetzen. Agnès wird auf das Schloss Karency in der Bretagne geschickt und unter Hausarrest gestellt. Sie solle, so Philippe Auguste, jedoch weiterhin als Königin behandelt werden. Um diesen Befehl zu überwachen, wird Agnès’ Bruder Leopold, der sich inkognito als Baron Waldeburg (Valdeburgo) am Ort aufhält, dorthin gesandt. Agnès gelingt es aber, dem goldenen Käfig von Karency zu entfliehen, indem sie eine ihr ähnlich sehende Frau anstelle ihrer selbst im Schloss zurücklässt und eine einsame Hütte am See von Montolino aufsucht. Hier lebt sie unter dem Namen Alaide, gilt den Einheimischen aber als eine von Geheimnissen umgebene 'Fremde' und wird entsprechend argwöhnisch von ihnen betrachtet." (Quelle: staatsoper-berlin.de)
Das [s.o.] ist dann "nur" die Vorgeschichte zur Bellini-Oper La Straniera, also eigentlich nicht so besonders stark erhellend, dass wir uns jetzt groß mit diesem Quark beschäftigen - das müssen wir auch nicht, genauso wenig wie die andern Staatsopernbesucher, die ja eigentlich nur wegen IHR gekommen waren, wegen IHRER Stimme, wegen IHRES neuerlichen Aufgeschlagenseins: Edita Gruberova!
Kam, sah, siegte = wie gehabt.
*
Erlebt man sie, wird man [so geht es mir] auf die Vergänglichkeit an sich und insbesondere das Hinplätschern des höchsteigenen Erdendaseins hochbrutal zurückgeworfen, denn: Wohl auch die Stimme - "singe, wem Gesang gegeben" - ist so was fragil sich Änderndes, und eines fernen Tages bleibt womöglich nur noch so Geflüstere oder Geröchele (anstatt bzw. schräggleich einer vormals als "die Stimme" existent gewesenen phonetischen Verlautbarung) = es muss ein Horror sein für SängerInnen, sich mit derart Horrormäßigem gedanklich zu befassen, und es speiste ihre Alpträume, wie zu vermuten ist.
Davon ist SIE - wir waren gestern Abend wieder Ohrenzeugen - scheinbar Lichtjahre entfernt. Wie macht denn SIE das bloß? wie kommt denn SIE noch immer so weit hoch hinauf?? wie ist es möglich, dass dann ausgerechnet SIE (dort "oben") nie so recht verunfallt???
Was ist das Geheimnis dieser Frau = wir werden es wohl nie erfahren.
Oft fragte ich mich die letzten Jahre, wie das reinweg managementmäßig wohl zugeht, wenn die Häuser weltweit Gruberova buchen. Ich vermute mal, sie (also ganz besonders imagepflegerische und auf ihren regelrechten Starruf sich berufende Hausführer) rufen sie dann an und fragen "willst du nicht mal wieder", und dann sagt sie "gern", "ja und was willst du singen" fragen sie, worauf sie schlagfertig "Bellinis Trallala" vorschlägt, "aber das haben wir jetzt nicht im Repertoire", "dann singe ich Bellinis Trallala eben woanders", "nein, nein, nein, bitte nicht dort, bitte nur hier", "also", "jaja, ist gut, ist gut" o.s.ä.
Alle ahnen es: Die Gruberova ist so selbstbewusst (und klug), dass sie vorher bestimmt, was sie - wenn sie dann schon mal singt - wo singt! Ja und so sind's dann meistens "nur noch" konzertante Darbietungen der von ihr bestimmten Raritäten - denn die vielen Trallala's, die sie uns in den letzten Jahren und Jahrzehnten rein akustisch kennenzulernen anempfahl, sind (was die jeweiligen Stückvorlagen angeht) unaufführbare Schmonzetten. Kannst du heutzutage Keinem zumuten.
*
Die Staatskapelle Berlin verübte einen guten Brotjob, ihr bestimmter Dirigent für diesen einen Abend war der Gruberova-Landsmann Peter Valentovic. Und außer IHR waren dann noch fünf andere KollegInnen [s. Namen unten] und der Staatsopernchor bei Bellinis La Straniera mit dabei.
Ekstasenapplaus - ganz insbesondere (natürlich!) "nur" für SIE!
|
Andre Sokolowski - 7. Juni 2015 ID 8691
LA STRANIERA (Staatsoper im Schiller Theater, 06.06.2015)
Konzertante Aufführung
Musikalische Leitung: Peter Valentovic
Chor: Frank Flade
Besetzung:
Alaide, eigentlich Agnese ... Edita Gruberova
Isoletta ... Sonia Ganassi
Arturo di Ravenstel ... José Bros
Valdeburgo, eigentlich Leopoldo ... Alfredo Daza
Signore di Montolino / Prior ... Jan Martiník
Ospurgo ... Jonathan Winell
Staatsopernchor
Staatskapelle Berlin
Weiterer Termin: 10.06.2015
Weitere Infos siehe auch: http://www.staatsoper-berlin.de
Post an Andre Sokolowski
http://www.andre-sokolowski.de
Rosinenpicken
|
|
|
Anzeigen:
Kulturtermine
TERMINE EINTRAGEN
Rothschilds Kolumnen
BALLETT | PERFORMANCE | TANZTHEATER
CASTORFOPERN
CD / DVD
INTERVIEWS
KONZERTKRITIKEN
LEUTE
NEUE MUSIK
PREMIERENKRITIKEN
ROSINENPICKEN
Glossen von Andre Sokolowski
= nicht zu toppen
= schon gut
= geht so
= na ja
= katastrophal
|