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Chor zum

Anfassen


EIN DEUTSCHES REQUIEM
von Johannes Brahms


Iwona Sobotka in human requiem mit dem Rundfunkchor Berlin | © Matthias Heyde (Bildquelle: radialsystem.de)

Bewertung:    



Ein deutsches Requiem von Johannes Brahms wird meistens um die Totensonntagszeit herum gespielt, aber auch Allerseelen, Buß- und Bet- oder Volkstrauertag stünden im Allgemeinen als Termine für die Aufführung des Werkes einladender Weise zur Debatte - heutzutage ist das freilich völlig schnuppe, denn zum Trauern hat man übers Jahr hinweg wohl immer reichlich einen guten Grund...

*

Der RADIALSYSTEM-Gründer und -miterfinder Jochen Sandig nahm das Opus jetzt beim Wort und schafft(e) mit dem Rundfunkchor Berlin (Choreinstudierung, Leitung: Gijs Leenaars; Co-Dirigent: Benjamin Goodson) "ein dreidimensionales szenisches Konzerterlebnis über die Liebe, das Leben und den Tod. Die Trennung zwischen Bühne und Zuschauerraum ist aufgehoben, das Publikum sitzt nicht mehr frontal vor dem Klang, sondern steht mittendrin - Text, Körper, Raum und Klang werden unmittelbar miteinander in Verbindung gesetzt. Die Nähe zwischen den Sängern und dem Publikum macht die humane Botschaft des Trostes mit allen Sinnen erfahrbar" - wie es in der kurzen Selbstdarstellung heißt.

Das Live-Erlebnis freilich, welches ich mir gestern Abend bei der Wiederaufnahme der in 2012 von Sandig, Leenaars (und dem Doppel-Dramaturgen-Team mit Sasha Waltz und Ilka Seifert!!) ausgedachten und kreierten Chor-Performance human requiem gönnte, hat ganz selbstverständlich einen eigenständig-unverwechselbaren Reiz:

Tatsächlich wollte - und im Nachhinein - die sinnliche Erinnerung bevorzugt auch auf körperliche Wegbeschreitungen tendieren; je nachdem, wie du dich dann dieser Musik und ihren Interpretinnen und Interpreten ausgesetzt hattest, also im Stehen, Sitzen oder Liegen, konnte es passieren, dass du, während sie sich schemenhaft an dir vorbei- oder vorüberschickten, mit den Händen liebevoll berührt wurdest oder der Stoff von ihren Kleidungen (Rocksäume, Hosenschläge) dich rein zufällig und unvermittelt streifte und du "es" mitunter sogar riechen konntest, ob und wer da derart nahe bei dir war - aber das Allerschönste dieser mannigfachen sinnlichen Spontan-Erlebnisse: Dass du die Einzelstimmen der Choristinnen sowie Choristen ab und an dann mit den Ohren fangen und "bewahren" konntest...

Ja, jetzt weiß ich endlich, wie dann jede(r) einzelne Solistin und Solist des Rundfunkchors Berlin in individuellster Echtheit klingt.

Was für ein schönes Privileg.




human requiem mit dem Rundfunkchor Berlin | © Matthias Heyde (Bildquelle: radialsystem.de)

Andre Sokolowski - 27. Mai 2017
ID 10049
HUMAN REQUIEM (Radialsystem V, 26.05.2017)
Konzept und Regie: Jochen Sandig
Künstlerische Mitarbeit und Repetition: Davide Camplani und Claudia de Serpa Soares
Dramaturgie: Ilka Seifert und Sasha Waltz
Raum: Brad Hwang
Licht: Jörg Bittner
Technische Leitung: Kristin Hörnig
Mit: Iwona Sobotka (Sopran), Konrad Jarnot (Bariton), Angela Gassenhuber und Philip Mayers (Klavier) sowie dem Rundfunkchor Berlin
Dirigent: Gijs Leenaars
Co-Dirigent: Benjamin Goodson
Premiere war am 11. Februar 2012.
Weiterer Termin: 27.05.2017
Eine Produktion des Rundfunkchores Berlin in Kooperation mit Sasha Waltz & Guests und RADIALSYSTEM V


Weitere Infos siehe auch: http://www.radialsystem.de


http://www.andre-sokolowski.de

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