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nachDRUCK # 5

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Uraufführung

ANNUNZIATA

Performance in Berlin-Mitte


Foto (C) Steffen Kühn

Bewertung:    



„Im Mai 1950 starb die junge Schauspielerin Carola Goldschmidt bei einem Motorradunfall mit nur 22 Jahren. Sie hinterließ eine 11 Monate alte Tochter und ihren Mann, den Schauspieler Günther Gube. Ihr Tagebuch ist von einer anrührenden Unschuld und Ehrlichkeit [...] Carola Goldschmidt wuchs, von der Realität in Deutschland abgeschirmt, in einem bayrischen Internat auf, wohin sie ihre Eltern gebracht hatten, um sie vor den Bombenangriffen auf das Ruhrgebiet zu schützen [...] Junge Männer und Frauen waren traumatisiert und konnten jahrelang über das Erlebte nicht reden. Seelisch schwer beschädigt, wortlos und beschämt schlitterten sie ins deutsche Wirtschaftswunder.“ (Quelle: abhoerstation.com)

*

Ein Haus, was 24 Jahre nicht betreten wurde, gegenüber den früheren Botschaften der USA, Frankreich und Italien. Im Haus offensichtlich Geheimdienstliche Utensilien: eine riesige Telefonanlage, einen aufgebrochenen Tresorraum, alte Telefone, Schlüsselbretter, riesige Entwicklungsbecken für Fotos u.v.m. Auch Alltagsgegenstände, alles noch original DDR: vom Kronleuchter über mit Kunstleder bezogene Türen, alten Gardinen, Putzmittel, sogar das berüchtigte kratzende Klopapier lässt sich noch finden. Bis heute ist niemand aufgetaucht, der in diesem Haus gearbeitet hat. Welch Stoff für die Phantasie, kein Wunder, dass sich eine Truppe von Künstlern um die Sängerin Regina Schulte am Hülse 2013 von dem Ort angezogen fühlen. Seitdem finden in losem Abstand Kunstprojekte statt.

ANNUNZIATA ist ein Stück, welches 2006 unter der Regie von Cristoph Roethel im Monsun-Theater Hamburg Premiere hatte. Der Tagebuchtext von Carola Goldschmidt wird von den vier Musikern Regina Schulte am Hülse (Gesang), Theo Jörgensmann (Klarinette), Bernd Oezsevim (Schlagzeug und Perkussion) und Nikolaus Neuser (Trompete) quer durch das alte Gebäude performt. Es beginnt in den Obergeschossen: Regina Schulte am Hülse ist in schrillen Tönen nur zu hören. Im ersten Obergeschoss dann ein erstes Zusammentreffen der vier Musiker. Im Kontrast zu dem anrührenden Text von Carola Goldschmidt improvisieren die Musiker. Bald geht es in den Innenhof, in die düstere Kulisse ist ein Foto von Carola Goldschmidt projiziert, ein Rosenbusch vor kahler Wand bringt Surrealität. Die vier Musiker arbeiten mit einer beeindruckenden Intensität, die Dramaturgie des Textes – Carolas Erfahrungen, als junge Schauspielerin von schmierigen Intendanten bedrängt - spiegelt sich auch in den Improvisationen wieder. Ein kurzes intensives Stück, wie dafür geschaffen, das alte Gebäude inmitten Berlins wieder langsam ins Bewusstsein zu bringen.



ANNUNZIATA in der Abhörstation - Foto (C) Steffen Kühn


Steffen Kühn - 24. August 2014
ID 8034
ANNUNZIATA (Abhörstation, 22.08.2014)
Regina Schulte am Hülse ... Musikerin und Kuratorin
Jes Schulte am Hülse ... Webdesign
Martin Dobbeck ... Organisation
Theo Jörgensmann ... Klarinette
Bernd Oezsevim ... Schlagzeug und Perkussion
Nikolaus Neuser ... Trompete
Mike Vamp ... Gitarre und Sounddesign
Luise Czerwonatis ... Installationen
Steffi Beder ... Assistenz
Uraufführung war am 23. Mai 2014
Weiterer Termin: 13. 9. 2014


Weitere Infos siehe auch: http://www.abhoerstation.com


Post an Steffen Kühn




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