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Premierenkritik

Technische

Einfalt

BLANK OUT


Bewertung:    



Michel van der Aa ist ein niederländischer Komponist, Autor, Regisseur und Filmemacher. Er ist so verliebt in die Technik, dass er vergisst, die Übertitelung seiner Kammeroper Blank Out in einer Größe projizieren zu lassen, dass man sie auch vom Balkon aus, zumal mit den abdunkelnden 3D-Brillen, die zu tragen befohlen wird, noch lesen kann. Das ist nicht avantgardistisch, sondern dumm. Worum es ging, war mangels der Gelegenheit zur Textlektüre nur in Fragmenten auszumachen.

Die Sängerin betritt die Bühne. Sie wird alsbald durch Filmbilder verdoppelt und verdreifacht und singt mit sich selbst im Duett und im Terzett. Die Mehrspurenaufnahme, die im Medium der Schallplatte sinnvolle Möglichkeiten eröffnet, degeneriert hier zum Effekt. Vorproduzierter Film der einfachsten Art wechselt mit Live Video, gegen Ende kommen auch beide zusammen: Ein Mann, Roderick Williams, sitzt, gefilmt, auf einer Couch, die Frau, der Inhaltsangabe nach seine Mutter, Miah Persson, erscheint per Video in der Tür. Mit dem Zusammenspiel von Film und lebenden Darstellern war die Prager Laterna magika um 1960 schon erfindungsreicher. Und was ist bringt das 3D künstlerisch ein? Absolut nichts.

Man gewinnt den Eindruck, dass all der technische Aufwand nur dazu dient, von der Dürftigkeit der im besten Fall eklektischen Musik abzulenken. Der großartigen Miah Persson hätte man fürwahr besseres Material gewünscht. So wird die bewährte schwedische Sängerin im wörtlichen Sinne ziemlich allein gelassen. Stellenweise wird dem zu großen Teilen unbegleiteten Gesang im Playback ein Chor hinzugefügt. Der muss sich ebenso wenig wie der Mann im Film verneigen. Das übernimmt Michel van der Aa.




Miah Persson und Roderick Williams in Blank Out von Michel van der Aa’s beim Muziekgebouw, Amsterdam | Foto (C) Marco Borggreve

Thomas Rothschild - 14. Juli 2019
ID 11563
BLANK OUT (Konservatorium Darius Milhaud, 13.07.2019)
Komposition, Inszenierung & Film: Michel van der Aa
Dirigent (Film): Klaas Stok
Dramaturgie: Sophie Motley
Licht: Florian Ganzevoort
Choreografie: Thom Stuart
Mit: Miah Persson (Sopran) und Roderick Williams (Bariton)
Chor (Film): Nederlands Kamerkoor
Uraufführung an der Niederländischen Nationaloper in Amsterdam: 20. März 2016
Premiere beim Festival d’Aix-en-Provence: 13.07.2019
Weiterer Termin: 14.07.2019


Weitere Infos siehe auch: https://festival-aix.com


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