Allein im
Rosengarten
7. Akademiekonzert 2020/21 des Nationaltheater-Orchesters Mannheim
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Bewertung:
Die unzähligen Streams der letzten Monate hatten auch etwas Gutes - nämlich dahingehend, dass die wegen des in Schach zu haltenden Coronavirus aus- und eingesperrten Freunde der Musik und des Theaters über ihre provinziellen Tellerränder virtuelle Exkursionen nach weit draußen unternehmen konnten, also über ihre örtlich angestammten Horizonte, wo sie ihre Heimcomputer stehen haben, weiter noch hinauszublicken in der Lage waren als sonst üblich. Ja und außer jenem wirklich-unwirklichen Mitdabeisein bei Konzerten oder Aufführungen war mit einemmal zu konstatieren, dass man plötzlich sogar dort zugegen sein durfte, wohin man sonst vielleicht nie hätte extra reisen wollen. Dass diese Bequemlichkeit um Gottes Willen bloß nicht Schule macht!
Also:
Wir hatten gestern Abend eine allererste "Erstbegegnung" mit dem legendären Nationaltheater-Orchester Mannheim, welches sein 7. Akademiekonzert aus dem Mannheimer Rosengarten livestreamte:
"Die in der Musikalischen Akademie organisierten Mitglieder des Nationaltheater-Orchesters Mannheim sind Veranstalter einer der ältesten Konzertreihen in Deutschland. Unter den Theater- und Symphonieorchestern sind die demokratische Struktur der Akademie und ihre damit verbundene programmatische sowie finanzielle Eigenständigkeit einzigartig. Sie sind entscheidend für die künstlerische Identität und das Selbstbewusstsein der Musiker. Achtmal im Jahr präsentiert sich heute das Orchester, das sonst im Operngraben erklingt, im Mozartsaal des Rosengartens.
1778 gründeten Bürger und Musiker Mannheims, orientiert am Pariser Vorbild, eine Académie des amateurs. Sie führte die Konzertreihe der Hofkapelle in eigener Regie weiter, nachdem der Kurfürst Mannheim verlassen hatte. Heute nimmt die Akademie neben den Musikern des Nationaltheater-Orchesters auch Fördermitglieder auf. Ein Kuratorium, besetzt mit Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik, von der Universität und den Hochschulen sowie aus dem musikalischen Leben Mannheims, begleitet und unterstützt die Arbeit des Vorstands der Akademie.
Kulturschaffen in der Eigenverantwortung der Künstler: Das ist in Mannheim Wirklichkeit, und es ist erwiesenermaßen ein erfolgreiches und nachhaltiges Konzept!"
(Quelle: musikalische-akademie.de)
Zu den seit mehr als 240 Jahren nicht nur die "Akademie-Konzerte" des NTO leitenden Chefdirigenten zählten keine Geringeren als Felix Weingartner (1889-91), Wilhelm Furtwängler (1915-20), Erich Kleiber (1922/23) oder Joseph Rosenstock (1930-33); nach dem Kriege standen u.a. Horst Stein (1963.70), Hans Wallat (1970-80) oder Wolfgang Rennert (1980-85) dem Orchester vor; ab der Jahrtausendwende waren es z.B. Ádám Fischer (-2005), Frédéric Chaslin (2005/06), Axel Kober (2006/07), Friedemann Layer (2007-09), Dan Ettinger (2009-2016) und Alexander Soddy (seit 2016), die hier "Chef" gewesen waren.
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Das Programm bestand aus Kompositionen von Berg, Haydn, Mahler und Schreker. In der Mitte hatte Generalmusikdirektor Alexander Soddy Werke aufgestellt, mit denen sich "hauseigene" Solisten präsentierten:
Der Österreicher Lukas Zeilinger, der seit sechs Jahren im Mannheimer Orchester spielt, glänzte mit Joseph Haydns Trompetenkonzert; im anschließenden Talk mit Harfinistin Nora von Marschall empfahl er uns das alte Volkslied von der Salzachtalbrücke als eines seiner Lieblingsstücke, und zudem erfuhren wir vom Unterschied der deutschen zur amerikanischen Trompete und stellten mal wieder fest: Wissen ist Macht (nach noch mehr Wissen) oder so.
Bei Arnold Schönbergs Bearbeitung der Lieder eines fahrenden Gesellen, die uns Thomas Berau mit viel Empathie und bester Textverständlichkeit vortrug, konnte man außer ihm 2 Violinen, 1 Bratsche, 1 Cello, 1 Kontrabass, 1 Flöte, 1 Klarinette sowie 1 Harmonium, 1 Klavier hören und sehen.
Wir empfanden schlussendlich die beiden Eckpfeiler - Lyrische Suite von Alban Berg und Kammersymphonie von Franz Schreker - als beeindruckendste und gekonnteste Programmdarbietungen des Livestream-Abends!!
Sehr schönes Konzert.
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Thomas Berau singt die Lieder eines fahrenden Gesellen, und Musiker des Nationaltheater-Orchesters Mannheim begleitet ihn... | Screenshot d. Livestreams auf musikalische-akademie.de v. 31.05.2021
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Andre Sokolowski - 1. Juni 2021 ID 12945
MUSIKALISCHE AKADEMIE DES NATIONALTHEATER-ORCHESTERS MANNHEIM (Rosengarten, 31.05.2021)
Alban Berg: 3 Stücke aus der Lyrischen Suite
Joseph Haydn: Konzert für Trompete und Orchester Es-Dur
Gustav Mahler: Lieder eines fahrenden Gesellen, arr. Arnold Schönberg
Franz Schreker: Kammersymphonie
Lukas Zeilinger, Trompete
Thomas Berau, Bariton
Nationaltheater-Orchester Mannheim
Dirigent: Alexander Soddy
Livestream auf musikalische-akademie.de v. 31.05.2021
Weitere Infos siehe auch: https://musikalische-akademie.de/
http://www.andre-sokolowski.de
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