Filme, Kino & TV
Kunst, Fotografie & Neue Medien
Literatur
Musik
Theater
 
Redaktion, Impressum, Kontakt
Spenden, Spendenaufruf
Mediadaten, Werbung
 
Kulturtermine
 

Bitte spenden Sie!

Unsere Anthologie:
nachDRUCK # 5

KULTURA-EXTRA durchsuchen...

Ludwigsburger Schlossfestspiele 2019

Prinzip Feigheit?

Drei Streichquartette von Dmitri Schostakowitsch - kommentiert mit Auszügen aus dem Schostakowitsch-Roman DER LÄRM DER ZEIT von Julian Barnes
Bewertung:    



Dass Dmitri Schostakowitsch der bedeutendste Symphoniker des 20. Jahrhunderts sei, dürfte mittlerweile auf weitgehenden Konsens stoßen. Dass der russische Komponist auch auf dem Gebiet des Streichquartetts eine unausschöpfliche Fundgrube bereit gestellt hat, ist nicht ganz so bekannt. Bei den Ludwigsburger Schlossfestspielen hat nun das junge, aber in jeder Hinsicht perfekte Eliot Quartett das achte Streichquartett von Schostakowitsch mit dessen erstem und dem fünfzehnten, seinem letzten, umrahmt. Der scheidende Intendant Thomas Wördehoff hatte den Einfall, das dichte Konzert mit Auszügen aus Der Lärm der Zeit, dem im vergangenen Jahr in deutscher Übersetzung erschienenen Schostakowitsch-Roman des Engländers Julian Barnes, zu unterbrechen. Ob es freilich eine gute Idee war, die Textstellen zwischen den Sätzen statt zwischen den ganzen Quartetten zu lesen, darf bezweifelt werden. Die Bezüge zwischen den einzelnen Sätzen, die Struktur des Ganzen wurden damit zerstört.

*

Julian Barnes nennt Schostakowitsch angesichts seiner ambivalenten Haltung gegenüber den Machthabern einen Feigling und spricht vom „Prinzip Feigheit“. Das sollte Schule machen. Ab sofort sollte man in jedem Konzert das treffende Wort für Carl Orff finden, der auf Hitlers Gottbegnadeten-Liste stand, für Hans Pfitzner – er figuriert neben Richard Strauss und Wilhelm Furtwängler auf der Sonderliste mit den drei wichtigsten Musikern des Dritten Reichs –, der nicht, wie Schostakowitsch, nur Kompromisse gemacht hat, sondern sich den Nationalsozialisten mit Eifer und denunziatorisch andiente, oder wie Gottfried von Einem, der von Österreich ins nationalsozialistische Deutschland übersiedelte, als seine jüdischen und kommunistischen Kollegen das Land unter Lebensgefahr verlassen mussten, und der dort seine ersten Werke von Herbert von Karajan uraufführen ließ, der seinerseits, ebenfalls auf der Gottbegnadeten-Liste geehrt und somit vom Kriegseinsatz befreit, gleich zwei Mal in die NSDAP eingetreten war.

Thomas Rothschild – 2. Juni 2019
ID 11457
JUNGE KLÄNGE: ELIOT QUARTETT (Residenzschloss Ludwigsburg, 01.06.2019)
Musik & Rezitation | Werke von Schostakowitsch & Barnes

Dmitri Schostakowitsch: Streichquartett Nr. 1 C-Dur op. 49
- Streichquartett Nr.  8  c-Moll  op.  110 
- Streichquartett Nr. 15 es-Moll op. 144
Julian Barnes: Der Lärm der Zeit (Auszüge)
Eliot Quartett
Maryana Osipova, Violine
Alexander Sachs, Violine
Dmitry Hahalin, Viola
Michael Preuss, Violoncello

Akademie für gesprochenes Wort, Rezitation



Weitere Infos siehe auch: https://www.schlossfestspiele.de


Post an Dr. Thomas Rothschild

Konzertkritiken

LUDWIGSBURGER SCHLOSSFESTSPIELE



Hat Ihnen der Beitrag gefallen?

Unterstützen auch Sie KULTURA-EXTRA!



Vielen Dank.



  Anzeigen:







MUSIK Inhalt:

Kulturtermine
TERMINE EINTRAGEN

Rothschilds Kolumnen

BAYREUTHER FESTSPIELE

CASTORFOPERN

CD / DVD

INTERVIEWS

KONZERTKRITIKEN

LEUTE MIT MUSIK

LIVE-STREAMS |
ONLINE

NEUE MUSIK

PREMIERENKRITIKEN

ROSINENPICKEN
Glossen von Andre Sokolowski



Bewertungsmaßstäbe:


= nicht zu toppen


= schon gut


= geht so


= na ja


= katastrophal




Home     Datenschutz     Impressum     FILM     KUNST     LITERATUR     MUSIK     THEATER     Archiv     Termine

Rechtshinweis
Für alle von dieser Homepage auf andere Internetseiten gesetzten Links gilt, dass wir keinerlei Einfluss auf deren Gestaltung und Inhalte haben!!

© 1999-2024 KULTURA-EXTRA (Alle Beiträge unterliegen dem Copyright der jeweiligen Autoren, Künstler und Institutionen. Widerrechtliche Weiterverbreitung ist strafbar!)