Konzerte für
zu Hause
aus der leeren Staatsoper Unter den Linden
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Stephan Rügamer singt drei der 25 Schottischen Lieder Ludwig van Beethovens in der leeren Staatsoper Unter den Linden | Screenshot des Streams v. 22.05.2020 auf staatsoper-berlin.de
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Bewertung:
In der Ranking-Liste aufrecht zu erhaltender Kontakte der an Spitzenhäusern angestellten resp. mit ihnen verbundenen oder zusammenarbeitenden Spitzenkünstler zu dem sie (wegen Corona) derzeit nicht direkt besuchen könnenden treufesten Publikum rangierten bisher die vier Einrichtungen der Berliner Opernstiftung auf den untersten vier Plätzen! Ganz, ganz oben stehen - wegen ihrer von uns regelmäßig konstatierten und auch "konsumierten" Live-Streams - auf Platz 1 die Laeiszhalle Hamburg (täglich online außer an den Wochenenden), auf Platz 2 das Wiener Konzerthaus (sonntags, dienstags, donnerstags online) und auf Platz 3 die Bayerische Staatsoper (montags online).
Der Gerechtigkeit halber soll freilich auch auf solche Initiativen wie die erst seit kurzem anvisierten "Hofkonzerte" mit Mitgliedern der Staatskapelle Berlin oder die gelegentliche Teilnahme von OrchestermusikerInnen der DOB beim sensationellen 1:1 CONCERTS-Format oder die vorproduzierten "Lieblingsstücke" von und mit Ensemblemitgliedern der Deutschen Oper Berlin verwiesen sein - hingegen registrierte man aus Richtung KOB und Staatsballett, also auf deren hausinternen Websites, keine nennenswerten kommunikativen Lebenszeichen; und selbst wenn wir uns die vielen abrufbaren Alt-Konserven (Stichwort: Online-Spielplan) ab und an mal anschauen und anhören, ersetzt das längst nicht die direkteren und mittelbareren Kontaktgesten, wie sie die von uns auserkorenen drei "Spitzenreiter" [s. Ranking-Liste] anrührenderweise pflegen, und das ist schon etwas dürftig. Wer, fragen wir uns besorgt, trägt eigentlich die Schuld an dieser läppisch anmutenden Fantasiearmut der Angemahnten? Die Betroffenen werden es sicher selber wissen!
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Nie zuvor hatte der Schreiber dieser Zeilen so viel Kammermusik mit so vielen Spitzenkönnern live (oder ein bisschen zeitversetzt) im Web verfolgen können wie in den zurückliegenden Wochen - seit dem Ausbruch von Corona, wohl gemerkt. Auch gestern waren außerordentlich superb gespielte kammermusikalische Delikatessen zu erleben.
Nach der über zwei Monate andauernden Sendepause - unabhängig von dem irgendwie nicht ganz so treffsicher auf 3.sat ausgestrahlten Gedenkkonzert anlässlich 75 Jahre Kriegsende - gab es ein neuerliches Lebenszeichen von der weltberühmten (und 450 Jahre alten!) Staatskapelle Berlin. Ihr erstes KONZERT FÜR ZU HAUSE wurde 19 Uhr als Stream auf staatsoper-berlin.de gestellt und wird einige Tage anklickbar sein - dieses Video wurde zeitnah produziert; es werden weitere dazu kommen, und immer freitags und zur gleichen Zeit kann man sie nachsehen und nachhören...
Beethoven-Kleinode standen auf dem Programm.
Ja, und wann kriegt man schon mal dessen Hornsextett zu hören? Wussten Sie etwa, dass unser Jubilar in seiner Jugend Hornunterricht nahm - er wollte es dann später (mit dem Hornsextett) seinem Ex-Lehrer einmal richtig zeigen... Hanno Westphal und Sebastian Posch hatten ihre zwei Instrumente "gurkenfrei" im Griff, ihr Spiel war lupenrein!! Und das die beiden komplettierende Streicherensemble setzte sich aus den Geigerinnen Ulrike Eschenburg und Darya Varlamova, der Bratschistin Stanislava Stoykova, dem Cellisten Nikolaus Popa und dem Kontrabassisten Alf Moser zusammen.
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Mitlieder der Staatskapelle Berlin mit Beethovens Horn-Sextett in der leeren Staatsoper Unter den Linden | Screenshot des Streams v. 22.05.2020 auf staatsoper-berlin.de
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Der Tenor Stephan Rügamer sang zum abschließenden Höhepunkt des halbstündigen Beethoven-Kurzabends drei von 25 Schottischen Liedern (auch diese sehr, sehr selten öffentlich zur Aufführung gebracht): den Treuen Johnie (Nr. 20), "O Zaub'rin, leb wohl" (Nr. 18) und Sally in Our Alley im englischsprachigen Original (Nr. 25).
Der schottische Verleger und Volksliedsammler George Thomson (1757–1851) trat 1803, nachdem er vorher schon bei Haydn, Pleyel oder Koželuh musikalische Arrangements zu schottischen Weisen bestellte, schließlich auch mit Beethoven in Kontakt. "Bis 1820 hat Beethoven knapp 170 Bearbeitungen dieser Art angefertigt, und es darf vermutet werden, dass es für ihn nicht nur ein lukratives Brotgeschäft war. So ersetzen diese Arrangements in seinem Œuvre die Folge der originären Klaviertrios, die 1811 mit dem großformatigen Werk in B-Dur op. 97 zu einem Abschluss gekommen war." (Quelle: musikzeitung.ch)
Die gesungenen Kuriositäten wurden von dem Klaviertrio mit Serge Verheylewegen (Violine), Isa von Wedemeyer (Violoncello) und Markus Appelt (Klavier) begleitet.
Prickelndes Konzerterlebnis.
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Andre Sokolowski - 23. Mai 2020 ID 12256
KONZERT FÜR ZU HAUSE (Staatsoper Unter den Linden, 22.05.2020)
Ludwig van Beethoven: Sextett op. 81b für zwei Hörner und Streicher
Ludwig van Beethoven: 25 Schottische Lieder op. 108
- 20. Der treue Johnie (engl.: Faithfu Johnie by Anne Grant)
- 18. "O Zaub'rin, leb wohl" (engl. Enchantress, farewell by Walter Scott)
- 25. Sally in Our Alley by Henry Carey (dt.: Das Baschen in unserm Strasschen)
Hanno Westphal und Sebastian Posch, Horn
Ulrike Eschenburg, Darya Varlamova und Serge Verheylewegen, Violine
Stanislava Stoykova, Viola
Nikolaus Popa und Isa von Wedemeyer, Violoncello
Alf Moser, Kontrabass
Stephan Rügamer, Tenor
Markus Appelt, Klavier
Eine Produktion der Staatsoper Unter den Linden
Online-Premiere am 22. Mai 2020 auf staatsopere-berlin.de
Weitere Infos siehe auch: https://www.staatsoper-berlin.de/
http://www.andre-sokolowski.de
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