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Konzertbericht

Going with

the flow



Alice Merton im Tanzbrunnen Köln | Foto © Ansgar Skoda

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Ein Auftritt von Alice Merton in Köln war das letzte Massenevent, das ich März 2020 vor Beginn der Pandemie besuchte. Im Zuge des Abebbens der Pandemie ist die deutsch-irische oder deutsch-kanadische Künstlerin nun erneut auf Tournee. Die Sicherheitsstandards in der Open Air Location Tanzbrunnen sind erhöht. Ein Impfpass und ein Lichtbildausweis werden am Eingang vorgezeigt. Nur etwa 400 Besucher nehmen in der nach Blöcken und Sitzreihen bestuhlten Location Platz. Der Konzertabend beginnt ohne Vorband mit den Klängen vom Alan Parsons Project. Das durch alle Altersgruppen gemischte Publikum wartet gespannt.

Mertons vierköpfige Band, Keyboarder Bastian Völkel, Gitarrist Regi Drake, Bassist Alex Broschek und Drummer Lucas Heiby, betritt gegen 20.20 Uhr die Bühne. Die 27jährige Singer-Songwriterin mit der kraftvollen Stimme folgt als letzte. Merton ist ja bekannt für extravagante Outfits. Heute trägt sie pink schillernde Shorts und eine Art schwarzes BDSM-Halsband, das kunstvoll gerippt über die Arme verlängert ist. Die nur 1,64 Meter große Sängerin strahlt Lebensfreude aus. Mit Loveback und Island performt das Quintett zwei neue, noch unveröffentlichte Songs der Künstlerin. Zwinkernd kündigt Merton ihren Fans eine neue Platte an.

Schon beim dritten Song bittet Merton ihr Publikum sich von den Sitzplätzen zu erheben, mitzuklatschen und sich zu bewegen: „Usually I don’t do concerts with seats.“ Als das Konzert nach kurzer Zeit von einem heftigen Regenguss heimgesucht wird, bittet sie auch einige Konzertbesucher nach vorne zu kommen. Die Location ist nur teilweise überdacht, und Besucher in den hinteren Reihen drohen klatschnass zu werden. Kurz überlegt sie, ob eine Veränderung der Sitzordnung gegen mögliche Coronamaßnahmen verstoßen könnte. Dann überwiegt jedoch die Sorge, dass sich die Besucher eine Erkältung holen könnten. Sie betont entschuldigend im Zuge ihrer Aufforderung: „I believe in Corona. I’m no Querdenker.“ Sorgenvoll deutet Merton auf die Gewitterfront am Himmel und fragt ihr Publikum, in welche Richtung der Wind ziehe. Tatsächlich zieht der Regen bald ab. Wenig später zeigt sich Merton sehr betroffen von der kürzlichen Flutkatastrophe im Westen Deutschlands: „It felt quite intense when I saw the pictures.“ Sie performt ihre neue Single Vertigo, die vom Schwindelgefühl und einer Panikattacke vor einem Clubbesuch handelt. Im treibenden Rhythmus erzählt der Song auch von Schamgefühlen.

*

Die in Kanada, den USA, England und Deutschland aufgewachsene Künstlerin spielte schon im Alter von fünf Jahren Klavier. Vier Jahre später wollte sie Opernsängerin werden und übte sich im klassischen Gesang. Dann schrieb sie Popsongs. Sie liebt Pfefferminztee, deshalb nannte sie ihr Debütalbum MINT (2019), nicht etwa um junge Frauen für die sogenannten MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) zu begeistern.

Merton gilt heute als Vorzeigetalent der 2003 gegründeten Popakademie Baden-Württemberg in Mannheim. In dieser Hochschule, deren Absolventin Merton ist, machen Studierende vom ersten Tag an Musik, schreiben Kompositionen und performen. Mit ihrer Debütsingle No Roots hatte sie 2016 einen Nummer eins-Hit und Platinerfolg in Deutschland. Ihr Song, der davon handelt, als Heranwachsende aufgrund fortwährender Umzüge kein Heimatgefühl und keine Wurzeln entwickeln zu können, war in den Top Ten von mehr als zehn Ländern vertreten. Auch Homesick, das von einem ähnlichen Hintergrund erzählt, wird an dem Konzertabend vom Publikum frenetisch bejubelt.

In der stylischen Location am Rhein erzählt die heutige Wahlberlinerin in kurzen Publikumsansprachen, dass sie das Songwriting liebe. 2020 in der Zeit der Pandemie hatte sie hierfür viel Zeit. Sie stellt neue Songs wie Future mit einer irisierenden Rhythmik vor. Ihre ebenfalls durchweg junge Band harmoniert gut und beweist Durchhaltevermögen. Neben den Hits (aus MINT) wie Funny business, I don’t hold a grudge, Trouble in Paradise und Lash out spielt Alice Merton als Zugabe noch einen weiteren, bisher unveröffentlichten Song, Letting you know. Die vielversprechenden, eingängigen Melodien machen gespannt auf das neue Album, von dem die Musikerin während ihres Konzertes mehrfach erzählt.



Alice Merton und ihre Bandmitglieder verabschieden sich von der Bühne im Tanzbrunnen Köln | Foto © Ansgar Skoda

Ansgar Skoda - 2. August 2021
ID 13063
Weitere Infos siehe auch: https://www.alicemerton.com/


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