Anrufung der
Bacchanten
|
Brendan Perry, Leadsänger von Dead Can Dance, in der Alten Oper Frankfurt | Foto © Ansgar Skoda
|
Bewertung:
Dead Can Dance gastierte auf der Tour zum aktuellen Album Dionysus (2018) in der ausverkauften Alten Oper Frankfurt. Während ihres etwa zweistündigen Konzertes gab die australische Band rund um das Duo Lisa Gerrard und Brendan Perry einen umfangreichen Einblick in ihr reichhaltiges musikalisches Schaffen. Die von Weltmusik und Neoklassik beeinflusste Band gründete sich 1981 in Melbourne und siedelte dann nach London über. Das Duo mischt in seinen Kompositionen unterschiedliche Musikstile, etwa aus osteuropäischen und arabischen Kulturen. Mittelalterliche Musik, Rock, Trance-Pop, Synthie-Klanglandschaften, alternativer Folk und Neo-Klassik treffen aufeinander. Brendan Perry singt mit weichem und tiefem Bariton englischsprachige, poetische Lyrics. Lisa Gerrard formt mit klarem, kraftvoll in verschiedene Stimmlagen wechselndem Gesang Laute in einer selbst ersonnenen, nicht real existierenden Sprache. Intuitiv untermalt sie mit ihrem stimmlichen Ausdruck oftmals auch die Musik. Auch die Instrumentierung ist durch Facettenreichtum geprägt; so finden sich auf der Bühne unter anderem afrikanische Schlaginstrumente, asiatische Saiteninstrumente und elektronische Klangerzeuger.
Farbspiele in warmen Tönen sorgen im Bühnenhintergrund für Atmosphäre. Der 59-jährige Brendan Perry eröffnet im grauen Anzug das Konzert mit sonorem Gesang zu „Anywhere Out of the World“. Beim zweiten Song des Abends, „Mesmerism“ richtet sich das Scheinwerferlicht auf die Frau im Bühnenzentrum. Majestätisch und erhaben tritt die mittlerweile 58-jährige Lisa Gerrard wie eine Hohepriesterin in schneeweißer Gewandung mit Schleppe, mit hochgestecktem Haar und leuchtenden Diamanten rund um ihren Hals auf. Im Hintergrund agieren zusätzlich sechs exzellente Begleitmusiker. Die beiden Sänger bleiben anfangs ein bisschen auf Distanz zum Publikum und zuweilen auch zueinander. Während des Konzertes gibt es nur wenige Ansagen. Dead Can Dance halten so eine sphärische Aura des Mystischen, episch Entrückten und geheimnisvoll Meditativen. Gerrard und Perry, die einst auch privat verbandelt waren, spielen bekanntere Songs aus ihren insgesamt neun Studioalben, wie „Sanvean“ und „Yulunga (Spirit Dance)“.
Lisa Gerrard musiziert auf einem chinesischen Yangqin, einem trapezförmigen Saiteninstrument, das dem Hackbrett ähnelt. Brendan Perry begleitet seinen Gesang mitunter an einer Gitarre. Selten singen Gerrard und Perry zusammen, meist übernimmt einer die Leading Vocals und steht dann im Scheinwerferlicht. Beide Künstler verfolgen übrigens auch seit vielen Jahren Solo-Karrieren. Gerrard war insbesondere mit Kompositionen für Filmsoundtracks sehr erfolgreich. Sie erhielt 2001 für Gladiator als erste und bislang einzige Frau den Golden Globe Award in der Kategorie Beste Filmmusik. Musikalisch erreicht der Abend ein hohes Niveau. Es werden nahezu perfekt markante, kraftvolle und klangfarbenreiche Akzente gesetzt. Auch rhythmisch ausdrucksstarke Songs wie „Cantara“ oder Balladen wie „The Wind That Shakes the Barley“ werden vom Publikum frenetisch bejubelt. Aus dem aktuellen Album wird während des Konzertes einzig "Dance of the Bacchantes" performt. Nach einem intensiven Konzerterlebnis und zwei Zugaben verabschiedet sich Perry mit ein paar warmen Dankesworten. Gerrard wirft Kusshände ins Publikum. Auch der letzte Zuschauer erhebt sich im bestuhlten Saal für enthusiastische Standing Ovations.
|
Lisa Gerrard, Leadsängerin von Dead Can Dance, in der Alten Oper Frankfurt | Foto © Ansgar Skoda
|
Ansgar Skoda - 20. Juni 2019 (2) ID 11521
Weitere Infos siehe auch: https://www.deadcandance.com/
Post an Ansgar Skoda
skoda-webservice.de
Konzertkritiken
Hat Ihnen der Beitrag gefallen?
Unterstützen auch Sie KULTURA-EXTRA!
Vielen Dank.
|
|
|
Anzeigen:
Kulturtermine
TERMINE EINTRAGEN
Rothschilds Kolumnen
BALLETT | PERFORMANCE | TANZTHEATER
CASTORFOPERN
CD / DVD
INTERVIEWS
KONZERTKRITIKEN
LEUTE
NEUE MUSIK
PREMIERENKRITIKEN
ROSINENPICKEN
Glossen von Andre Sokolowski
RUHRTRIENNALE
= nicht zu toppen
= schon gut
= geht so
= na ja
= katastrophal
|