Of Rats and Men von
Donghoon Shin und AURORA
von Peter Eötvös
2 Uraufführungen mit der Karana-Akademie der Berliner Philharmoniker
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Bewertung:
Fangen wir mal von hinten an. Igor Strawinsky hat bei seiner Bearbeitung der barocken Vorlagen von Pergolesi für die Pulcinella-Suite wohl sehr viel Spaß gehabt. Die verschärfte Harmonik lässt die jungen Musiker rhythmisch schwingen, die Verkürzung der metrischen Perioden bringt positive Energie in den Saal. Harte Übergänge und sehr skurrile Instrumentenkombinationen bewegen Musiker und Publikum nicht nur einmal zu lachen. Die Rhythmik erscheint auch sehr lustig - wie gegen den Strich gebürstet. Ein wunderbarer Abschluss eines außergewöhnlichen Konzertabends.
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Aber auch zwei Uraufführungen haben sich die Musiker der Karajan-Akademie der Berliner Philharmoniker und Peter Eötvös vorgenommen:
Donghoon Shins Of Rats and Men für Kammerorchester ist ein dynamisches frisches Stück des jungen koreanischen Komponisten. Der erste Satz startet mit einem großangelegten Gesang der Oboe. Diese eindringliche Melodie wird von Aktionen des Ensembles gestützt, gestört und konterkariert. Die Tutti-Passagen bringen Dichte in die Komposition. Scharfe Akzente, Sforzati und kraftvolle Crescendi treiben das musikalische Geschehen immer weiter vorwärts. Die Vorlagen (Franz Kafka und Roberto Bolaño), deren sich Donghoon Shin bedient hat, sind nicht entscheidend, um Genuss an der Musik zu haben. Sie mögen für ihn als Inspiration wichtig gewesen sein, der Zuhörer braucht sie nicht.
Dann Peter Eötvös´ AURORA für Kontrabass solo und Streicherensemble mit dem wunderbaren Matthew McDonald als Solisten. Das um ein Akkordeon erweitere Ensemble agiert wie ein Echo um ihn. Klanglich höchst anspruchsvoll, wie sich das Akkordeon immer wieder unter die sirrenden Streicherflächen schiebt. Die expressiven Solopassagen meistert McDonald schlafwandlerisch sicher. Eötvös hat das musikalische Geschehen seines eigenen Stückes immer unter voller Kontrolle. Die ungewöhnliche Besetzung und Programmierung gehen voll auf. Mehr davon möchte man in den begeisternden Applaus und die vielen Bravos rufen.
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Aber auch vor 100 Jahren haben Komponisten Außergewöhnliches gewagt. Der Verzicht auf melodische narrative Elemente in Igor Strawinsky Symphonies d’instruments à vent generiert eine Musik, die weder Entwicklungen zeigt noch einen nachvollziehbaren musikalischen Prozess erkennbar macht. Kurze Motive, wie etwa die deklamatorische Eröffnung durch die Klarinetten, ein statischer Blocksatz des gesamten Ensembles oder eine markante Dreitonfolge der Oboen und Hörner flimmern einfach nacheinander durch den Raum. Soviel Außergewöhnliches zu hören war erstmal ein großer Misserfolg, und Strawinsky hatte es kommen sehen. „Ich wusste, dass ich nicht mit einem sofortigen Erfolg rechnen konnte. Das Werk enthält keinerlei Elemente, an die der Durchschnittshörer gewöhnt ist und die unfehlbar auf ihn wirken. Aber ich hoffte doch, das Werk werde einige bewegen, die aus rein musikalischen Gründen zuhören und nicht den Wunsch haben, ein sentimentales Bedürfnis zu befriedigen.“ Ganz schön realistisch der Komponist, und so revidierte Strawinsky 1947 die Partitur. Die jungen Musiker hatten sichtlich Spaß an allen vier Stücken, und die Qualität des Ensembles war hervorragend.
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Karajan-Akademie der Berliner Philharmoniker | Foto (C) Peter Adamik
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Steffen Kühn - 10. Dezember 2019 ID 11875
KARAJAN-AKADEMIE DER BERLINER PHILHARMONIKER (Kammermusiksaal, 08.12.2019)
Donghoon Shin: Of Rats and Men für Kammerorchester (UA)
Peter Eötvös: AURORA für Kontrabass solo und Streicherensemble (UA)
Igor Strawinsky: Symphonies d’instruments à vent
- Pulcinella-Suite
Matthew McDonald, Kontrabass
Karajan-Akademie der Berliner Philharmoniker
Dirigent: Peter Eötvös
Weitere Infos siehe auch: https://www.berliner-philharmoniker.de/
Post an Steffen Kühn
https://www.hofklang.de
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