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LES SIÈCLES



Foto (C) Holger Talinski


Die von François-Xavier Roth (49) anno 2003 gegründeten LES SIÈCLES sind gewiss eines der jüngsten (nicht nur) Alte-Musik-Ensembles in Frankreich - setzt man sie zum Beispiel (von dem Gründungsdatum her) zu Les Arts Florissants, 1979 von William Christie aus der Taufe gehoben, in Relation. Der Unterschied zwischen den beiden Klangköpern ist allerdings, weswegen in der Klammer oben "nicht nur" steht, dass halt der (zeitlich) ältere sich ausschließlich Barockmusik in historischer Aufführungspraxis verpflichtet fühlt, während der (zeitlich) jüngere ein Repertoire mit ziemlich Allem pflegt.


LES SIÉCLES besteht "aus herausragenden jungen MusikerInnen aus den besten französischen Ensembles. Roths war es grundsätzlich ein Anliegen, dass sein Orchester nicht nur dem Repertoire, sondern auch der Konzertform selbst mit neuen Ideen begegnet.

Dem Orchester steht eine umfangreiche Sammlung von historischen Instrumenten aus der Zeit des Barocks, der Klassik, der Romantik und der Moderne zur Verfügung. Entsprechend umfassend ist sein Repertoire. Les Siècles ist somit eines der wenigen Orchester, die jedes Stück des Repertoires auf den entsprechenden historischen Instrumenten spielen können. Diese flexible und historisch informierte Aufführungspraxis führt zu einer außerordentlich kreativen Programmgestaltung.
(Quelle: berlinerfestspiele.de)


Und dass Roth (der Mann für alle Fälle) sich selbstredend in den Stilen mehrerer Jahrhunderte vorzüglich auszukennen scheint, bewies "nicht nur" seine im Herbst erst mit dem Gürzenich-Orchester aufgeklarte weil von allem herkömmlichen Überrausch entschlackte Tristan-Klang-Erkundung an der Oper Köln!

*

Jetzt spielte er mit seinen SIÈCLES in der Kölner Philharmonie ein breitgefächertes und gottlob auch nicht ungefälliges Programm mit ausschließlich französischer Musik, welche den Zeitbogen von 1670 (Lullys Le Bourgois Gentilhomme-Suite) bis 1919/20 (Ravels orgiastische La Valse) gewitzter Maßen abgriff; Roth tat gleich mal zu Beginn, mit einem echten Zeremonienstab bewaffnet, demonstrieren, wie zur damaligen Zeit so dirigiert wurde also per lautem Takt-Aufschlagen Richtung Fußboden anstatt, wie heutzutage, mit 'nem Stab herumzufuchteln, was er übrigens bis Schluss des Abends konsequent zu meiden wusste - alles Handarbeit.

Die durch die Bank weg gut gelaunten Musikerinnen und Musiker versprühten eine Ladung an Esprit, wie man ihn seltenst so vom Podium zum Publikum erfährt. Und um dem Ganzen noch eins drauf zu setzen, spielten sie zum Schluss paar Ausschnitte aus L'Arlésienne von George Bizet; da wackelte vielleicht das Haus!




Les Siècles | Foto (C) Ansgar Klostermann


"François-Xavier Roth ist nicht nur Generalmusikdirektor der Stadt Köln und Gürzenich-Kapellmeister. Auch hat ihn das London Symphony Orchestra zu seinem Ersten Gastdirigenten ernannt, und seit 2003 leitet der Maestro das von ihm gegründete und in Paris verankerte Spezial-Orchester Les Siècles. Der Name dieses vielfach preisgekrönten Klangkörpers – 'die Zeitalter' – ist geradezu Programm: Man spielt die Musik aller Jahrhunderte, historisch informiert, auf dem jeweiligen Originalinstrumentarium." (Quelle: koelner-philharmonie.de)
Andre Sokolowski - 20. Januar 2020
ID 11946
LES SIÈCLES (Kölner Philharmonie, 19.01.2020)
Jean-Baptiste Lully: Suite aus Le Bourgois Gentilhomme(1670)
Jean-Philippe Rameau: Les Indes galantes (1736), Suite Nr. 1 für Orchester, ediert von Paul Dukas
Léo Delibes: Coppélia ou La Fille aux yeux d'émail (1870)
Jules Massenet: Le Cid (1883–85)
Claude Debussy: Prélude à l'après-midi d'un faune (1891–94)
Maurice Ravel: La Valse (1919–20)
Les Siècles
Dirigent: François-Xavier Roth


Weitere Infos siehe auch: https://lessiecles.com/


http://www.andre-sokolowski.de

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