Barbarischer
Kitsch
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Brandon Jovanovich und Elīna Garanča als Samson et Dalila an der Staatsoper Unter den Linden | Foto (C) Matthias Baus
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Bewertung:
Camille Saint-Saëns alttestamentarischer Bibelschinken Samson et Dalila ist (neben dem Karneval der Tiere) sein berühmtestes und populärstes Opus; ja und sowieso kennt/liebt man es nur wegen dieser herrlich nachsingbaren und in Tausenden von Wunschkonzerten rauf und runter geleierten Dalila-Arie "Mon cœur s'ouvre à ta voix" (wie man im Übrigen auch Karneval nur wegen seines ebenso rauf/runter geleierten Wunschkonzerte-Schwans für Cello solo kennt & liebt), doch macht ja nix. Trotzdem - oder gerade deshalb - werden beide Werke immer wieder, und in Gänze (!!), hie und da und praktisch weltweit aufgeführt; das finden wir total in Ordnung.
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Jetzt hat Daniel Barenboim seine seit ein paar Jahren anhaltende "französische Projektphase" [z.B. Bizets Perlenfischer, 2017] mit Samson et Dalila wohlwollend aufgestockt; das Werk hatte unter dem Dirigat von Alain Altinoglu und in der Regie von Patrick Kinmonth an der DOB 2011 sein letztes und v.a. ungleich wichtigeres Bretterdasein in Berlin gehabt, doch das nur nebenbei erwähnt.
Im Gegensatz zu Regisseur Damián Szifron, welcher den ersten Teil der neuesten Berliner Samson et Dalila als barbarisch-eintönigen Kitsch (Ausstattung: Étienne Pluss, Gesine Völlm) verabsolvierte und im zweiten Teil mit etwas heutigendem Folter- und IS-Feeling einem gewissen Zeitgeist frönen wollte (was dann allerdings total missriet!), gelang es Barenboim dann wenigstens rein musikalisch pluszupunkten; mit den zwei ProtagonistInnen Brandon Jovanovich & Elīna Garanča schien er ganz gezielt das größte Los des Abends gezogen zu haben, wobei die Garanča noch um einen Deut genialer als ihr Titelpartner wirkte, schon allein wegen ihres doch etwas unterkühlten Typs, der wiederum dieser arg tückischen Gestalt Dalilas sehr, sehr, sehr entgegenkam, und überhaupt klingt die Garanča-Stimme derzeit so, als wäre sie auf ihrem Absolutzenit, einfach grandios!!
Ansonsten machte noch Michael Volle (als gemeingefährlicher und irrwitziger Dagon-Priester) übermäßig auf sich aufmerksam. Ja und die Staatskapelle Berlin, die alles immer allgut musiziert, verdiente wieder ihr obligatorisches Routine-Lob.
Allein der vor sich hin und aus sich raus vibrierende Staatsopernchor (Choreinstudierung: Martin Wright) klang - wegen des unüberhörbaren Dauervibratos - stellenweise fast zum Weghören. Und warum werden eigentlich dann immer noch so altgediente Hasen wie Kwangchul Youn und Wolfgang Schöne mit so Gastrollen versorgt, obwohl ihre gesanglichen Sternstundenexistenzen weit ins vorige Jahrtausend ragten? Unerklärlich alles das.
Im Ganzen:
Ärgerlich und ziemlich eine Pleite.
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Samson et Dalila an der Staatsoper Unter den Linden | Foto (C) Matthias Baus
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Andre Sokolowski - 25. November 2019 ID 11842
SAMSON ET DALILA (Staatsoper Unter den Linden, 24.11.2019)
Musikalische Leitung: Daniel Barenboim
Inszenierung: Damián Szifron
Bühnenbild: Étienne Pluss
Kostüme: Gesine Völlm
Licht: Olaf Freese
Video: Judith Selenko
Choreografie: Tomasz Kajdański
Choreinstudierung: Martin Wright
Dramaturgie: Jana Beckmann
Besetzung:
Dalila ... Elīna Garanča
Samson ... Brandon Jovanovich
Oberpriester des Dagon ... Michael Volle
Abimélech ... Kwangchul Youn
Ein alter Hebräer ... Wolfgang Schöne
Erster Philister ... Andrés Moreno García
Zweiter Philister ... Jaka Mihelač
Bote der Philister ... Javier Bernardo
Staatsopernchor
Staatskapelle Berlin
Premiere war am 24. November 2019.
Weitere Termine: 27., 30.11. / 03., 07., 11., 14.12.2019
Weitere Infos siehe auch: https://www.staatsoper-berlin.de/
http://www.andre-sokolowski.de
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