Filme, Kino & TV
Kunst, Fotografie & Neue Medien
Literatur
Musik
Theater
 
Redaktion, Impressum, Kontakt
Spenden, Spendenaufruf
Mediadaten, Werbung
 
Kulturtermine
 

Bitte spenden Sie!

Unsere Anthologie:
nachDRUCK # 5

KULTURA-EXTRA durchsuchen...

Rosinenpicken (488)

Lauter Müll



Juliane Banse (li.) als Jean d´Arc in Walter Braunfels´ Szenen aus dem Leben der Heiligen Johanna an der Oper Köln | Foto (C) Paul Leclaire

Bewertung:    



Vor 11 Jahren stemmte die Deutsche Oper Berlin die szenische Uraufführung von Walter Braunfels' Jean d´Arc - Szenen aus dem Leben der Heiligen Johanna. Der zu dieser Zeit wegen seiner fortgeschrittenen Krebserkrankung schon nicht mehr selber sein Regiekonzept auf der Bühne verwirklicht habende Christof Schlingensief gab seine Unterlagen an ein Team von gleich mal drei Co-Regisseuren weiter; anders wäre "sein" gedachter Aufwand für das dreieinhalbstündige und an sich schon völlig überbordene Musiktheater wohl nicht umsetzbar gewesen...

"Walter Braunfels schuf auf Grundlage der Gerichtsakten von 1431 den Text zu seiner in den Jahren 1938 bis 1942 entstandenen Oper. Der vormalige Rektor der Kölner Musikhochschule, einer der erfolgreichsten und meistgespielten Opernschöpfer der Weimarer Zeit überhaupt, war von den Nationalsozialisten zu diesem Zeitpunkt bereits seiner Ämter enthoben und mit Aufführungsverbot belegt. Mit einer Bühnenrealisierung seiner Johanna-Oper konnte der Komponist mit jüdischen Wurzeln, der in dieser Geschichte Parallelen zur eigenen Biografie und dem Wirken des Nationalsozialismus ausmachte, nicht rechnen." (Quelle: oper.koeln)

*



Die Oper Köln hatte das Werk bereits 2016 in "ihr" Staatenhaus gewuchtet - gestern Abend war der vorletzte Termin der diesjährigen Wiederaufnahme:

Tatjana Gürbaca (Regie) und Stefan Heyne (Bühnenbild) stellten den sicherlich auch wegen seiner überambitionierten Heils- oder Geheiligtlastigkeit von Georg Kehren passgenau als "heilloses Szenario" qualifizierten Handlungsort in eine mit zig Zivilisationsmüll zugepferchte Landschaft; eine sich bis hier vorangewälzt habende Flutwelle (ähnlich den Fukushima-Vorkommnissen in 2011) könnte die Ursache für diese ungeheuerliche Anschwemmung gewesen sein - an assoziativer Vielfalt mangelte es also dieser mit dem allzeit immer wieder gern bemühten Thema des Weltuntergangs gestylten Inszenierung nicht.

Juliane Banse spielte gut und ausdauernd die merkwürdige Irre oder Irrgeleitete, welche - heilsbringerisch verzückt, verführt, verloren - letzten Endes auf dem Scheiterhaufen scheiterte; ihr legendärer Widerruf des Widerrufs erhob sie schließlich als eine (Jahrhunderte später katholisch-institutionalisierte also selig bzw. heilig gesprochene) Märtyrerin der ersten Stunde.

Heldenbariton Oliver Zwarg war als arg imposanter (später satangesteuerter Serienmörder) Gilles de Rais erlebbar; er begleitete die Kämpferin vom Anfang bis zum Schluss und ließ ganz nebenbei gewisse sexuelle "Ambitionen" (Stichwort Blaubart) durchblicken.

Am einprägsamsten - musikalisch UND darstellerisch - gerieten die schier unüberbietbaren Chorszenen!! Bemjamin Huth studierte ein, Chor & Extrachor der Oper Köln als auch die Mädchen und Knaben des Kölner Domchores überzeugten ungemein!

Stefan Soltesz - einer von den wenigen Kapellmeistern, die ziemlich Alles dirigieren können, was es halt so gibt - ordnete die groß aufgestellten und professionell dem Taktstock "lauschenden" Gefolgschaften des Gürzenich-Orchesters Köln.

* *

Der schwerfällige Braunfels-Schinken klingt mehr langweilig als (so vom Stoff her) inspiriert. Man meint mit viel zu vielen Wörternoten eingedeckt zu werden. Irgendwie auch (so vom Handlungsfluss her) nicht gerade ernstnehmbar. Das Wahrhaftige, Emotionale fehlt.




Jean d´Arc - Szenen aus dem Leben der Heiligen Johanna von Walter Braunfels an der Oper Köln | Foto (C) Paul Leclaire

Andre Sokolowski - 28. April 2019
ID 11373
JEANNE D'ARC - SZENEN AUS DEM LEBEN DER HEILIGEN JOHANNA (Staatenhaus, 27.04.2019)
Musikalische Leitung: Stefan Soltesz
Inszenierung: Tantjana Gürbaca
Bühne: Stefan Heyne
Kostüme: Silke Willrett
Licht: Andreas Grüter
Chorleitung: Benjamin Huth
Dramaturgie: Georg Kehren
Besetzung:
Johanna ... Juliane Banse
Hl. Michael ... Paul McNamara
Hl. Katharina ... Menna Cazel
Hl. Margarete ... Arnheidur Eiríksdóttir
Karl von Valois, König von Frankreich ... Lothar Odinius
Erzbischof von Reims / Florent d'Illiers ... Matthias Hoffmann
Cauchon, Bischof von Beauvais ... Martin Koch
Vicar Inquisitor / Jacobus von Arc, Johannas Vater ... Lucas Singer
Colin, ein Schäfer ... Dino Lüthy
Gilles de Rais, genannt "Blaubart" ... Oliver Zwarg
Herzog de la Trrémouille ... Bjarni Thor Kristinsson
Herzog von Alencon ... John Heuzenroeder
Ritter Baudricourt ... Christian Miedl
Lison, seine Frau ... Judith Thielsen
Bertrand de Poulengy ... Alexander Fedin
Page ... Veronika Lee
Englischer Hauptmann ... George Ziwziwadze
Mädchen und Knaben des Kölner Domchores
Chor der Oper Köln
Gürzenich-Orchester Köln
Premiere der Oper Köln: 14. Februar 2016
Weiterer Termin: 04.05.2019


Weitere Infos siehe auch: https://www.oper.koeln


http://www.andre-sokolowski.de

Opernpremieren

Rosinenpicken



Hat Ihnen der Beitrag gefallen?

Unterstützen auch Sie KULTURA-EXTRA!



Vielen Dank.



  Anzeigen:





MUSIK Inhalt:

Kulturtermine
TERMINE EINTRAGEN

Rothschilds Kolumnen

BALLETT |
PERFORMANCE |
TANZTHEATER

CASTORFOPERN

CD / DVD

INTERVIEWS

KONZERTKRITIKEN

LEUTE

NEUE MUSIK

PREMIERENKRITIKEN

ROSINENPICKEN
Glossen von Andre Sokolowski

RUHRTRIENNALE


Bewertungsmaßstäbe:


= nicht zu toppen


= schon gut


= geht so


= na ja


= katastrophal




Home     Datenschutz     Impressum     FILM     KUNST     LITERATUR     MUSIK     THEATER     Archiv     Termine

Rechtshinweis
Für alle von dieser Homepage auf andere Internetseiten gesetzten Links gilt, dass wir keinerlei Einfluss auf deren Gestaltung und Inhalte haben!!

© 1999-2024 KULTURA-EXTRA (Alle Beiträge unterliegen dem Copyright der jeweiligen Autoren, Künstler und Institutionen. Widerrechtliche Weiterverbreitung ist strafbar!)