Autor:innentheatertage 2022
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Wounds Are
Forever von
Sivan Ben
Yishai
Nationaltheater Mannheim & Theater Rampe Stuttgart
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Bei den 25. AUTOR:INNENTHEATERTAGEN in Berlin sind unter anderem auch einige der zu den Mülheimer Theatertagen eingeladene Texte zu erleben.
Als frisch gekürte Gewinnerin dieses wohl wichtigsten deutschen Theaterpreises stellte sich gleich zu Beginn die israelische Dramatikerin Sivan Ben Yishai mit ihrem Stück Wounds Are Forever vor. Regisseurin Marie Bues hat es im Juni 2021 in der Übersetzung von Maren Kames am Nationaltheater Mannheim uraufgeführt.
Die 1978 in Tel Aviv geborene Autorin lebt seit 2012 in Berlin. 2017 wurde ihr Stück Your very own double crisis club zu den Autorentheatertagen eingeladen und dort uraufgeführt. In der Spielzeit 2019/20 war Sivan Ben Yishai Hausautorin am Nationaltheater Mannheim.
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Wounds Are Forever von Sivan Ben Yishai am Nationaltheater Mannheim Foto (C) Christian Kleiner
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Sie hat sich als fiktive Autorin in ihr Stück selbst eingeschrieben. Es ist eine Reise quer durch die jüdisch-deutsch-israelische Geschichte. Es beginnt in der israelischen Stadt Jaffa, wo 2014 ein arabischer Junge durch israelische Jugendliche ermordet wurde. Ein Racheakt für den Mord an drei jüdischen Jungen durch die Izz ad-Din al-Qassam-Brigaden. Weitere Stationen sind das Jahr 1938 in Deutschland, der Zweite Weltkrieg in Russland und die israelische Staatsgründung im Jahr 1948. Ausgangspunkt des preisgekrönten Stücks ist aber die Ankunft der jungen Autorin, hier gespielt vom querschnittsgelähmten Schauspieler Samuel Koch, in Mannheim und ein Telefonat mit ihren Eltern (Sivan Ben Yishai selbst, verdoppelt im Video) in Israel. Ein selbstironisches Kommentatoren-Paar, das sich immer wieder einschaltet und der Autorin vorwirft, mit dem jüdischen Selbsthass ihres Lamentos, den Antisemitismus der Deutschen nur zu füttern.
Drastik und Ironie sind das Markenzeichen der Texte von Sivan Ben Yishai. Hier reist sie als eine Art jüdische Superheldin durch die jüdische Gewaltgeschichte gekennzeichnet von Antisemitismus, Krieg, Flucht, Vernichtung und Vertreibung. Die fiktive Ben Yishai flieht mit Exil-Juden über den Atlantik nach Amerika. Nachdem die Flüchtlinge nicht aufgenommen werden, muss das Schiff wieder nach Europa zurückkehren. Die Autorin schließt sich den Partisanen-Hexen im Krieg gegen die Wehrmacht an, wird von Hunden zerfleischt und von einer Schäferhündin gerettet. Die Reise geht weiter über Italien durchs Mittelmeer an die Küste von Palästina. Hier verquickt sie die Geschichte der Holocaustüberlebenden mit der des Staates Israel, dem die Autorin wegen des Nahost-Konflikts kritisch gegenüber steht. Die Gründung Israels als „zionistische Antwort auf das jüdische Problem“. Das „binäre Klischee Palästina“ als Übergang des einen zu einem anderen Problem. Bomben auf Gaza in den „Hundstagen“ des Juli 2014. Ben Yishai geht mit der israelischen Politik hart ins Gericht.
Marie Bues inszeniert das als rasantes Abenteuer- und Diskursdrama, das sich ständig reflektierend selbst unterbricht. Moran Sanderovich hat den DarstellerInnen (neben Samuel Koch noch Tala Al-Deen, Nicolas Fethi Türksever, Patrick Schnicke und Sarah Zastrau) körpernahe Overalls angezogen, in denen sie blutrot wie gehäutet aussehen. Ihnen sind Panzer aus geronnenem Blut und Fleischresten gewachsen, und auch ihre Waffen sind aus diesem organisch anmutenden Material. Eine Armee der versehrten Untoten. Dazu performt die Musikerin Rona Geffen an den Turntables einen Soundtrack aus jüdischen/arabischen Klagegesängen und israelischen Popsongs. Ein Parforceritt mit vielen Spannungsmomenten aber auch einigen Längen. Zum Theatertreffen wurde die Inszenierung leider nicht eingeladen. Der Mülheimer Dramatikerpreis für Sivan Ben Yishai ist aber hochverdient.
Bewertung:
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Stefan Bock - 10. Juni 2022 ID 13663
WOUNDS ARE FOREVER (Kammerspiele des DT Berlin, 08.06.2022)
von Sivan Ben Yishai
Übersetzung aus dem Englischen von Maren Kames
Regie: Marie Bues
Bühne: Shahrzad Rahmani
Kostüme und Objekte: Moran Sanderovich
Musik: Rona Geffen
Video: Timo Kleinemeier und Christoph Schmitz
Licht: Ronny Bergmann
Dramaturgie: Kerstin Grübmeyer
Mit: Tala Al-Deen, Samuel Koch, Nicolas Fethi Türksever, Rona Geffen, Patrick Schnicke, Sarah Zastrau und Sivan Ben Yishai
UA am Nationaltheater Mannheim: 23. Juni 2021
Eine Koproduktion des Nationaltheaters Mannheim mit dem Theater Rampe Stuttgart
Gastspiel zu den AUTOR:INNENTHEATERTAGEN 2022
Weitere Infos siehe auch: https://www.deutschestheater.de/programm/a-z/autorinnentheatertage2022/
Post an Stefan Bock
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