Auf immer
und ewig
SYDNEY DANCE COMPANY gastierte in Bonn
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Impermanence mit der Sydney Dance Company | Foto © Pedro Greig
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Bewertung:
Siebzehn individuell in neutralen, gedeckten Farbtönen gekleidete Tänzer [Namen s.u.] fallen und werden aufgefangen. Ihre Bewegungslinien, gewundenen Phrasen und Motive wirken mal kontrolliert, dann wieder improvisiert. Die Ensemblemitglieder spielen mit Gewichtsverlagerungen, verändern den Fokus im physischen Kontakt, umschlingen sich, schieben und ziehen sich, prallen ab oder werden gehalten. Die vorgeführten Interaktionen thematisieren Gemeinschaft und Widerstandsfähigkeit, Berührungen und Trennungen, Flüchtigkeit und Verbundenheit.
Die etwa einstündige Performance Impermanence der australischen Sydney Dance Company, im Februar 2021 uraufgeführt, widmet sich der Vergänglichkeit und des Hierseins in jedem einzelnen, gegenwärtigen Moment. Rafael Bonachela, künstlerischer Leiter der Compagnie, schuf seine Choreographie nach Originalmusik von Bryce Dessner, dem Gründer der amerikanischen Rockband The National. Die Idee zu diesem raffinierten Stück kam durch den Brand von Notre Dame und australische Buschbrände.
In den Eröffnungsbewegungen gehen die Tänzer rückwärts, stolpern oder stürzen unvorhersehbar, halten sich aneinander fest, stützen sich gegenseitig oder versuchen sich wieder aufzubauen. Verlangsamte Bewegungen gehen in sprunghafte Agilität über. Der lebhafte Schwung und die mitreißende Präzision des Ensembles zeugen von enormen Rhythmusgefühl und athletischem Können, kollektiver Geschwindigkeit, Kraft und Technik. Nahtlos gehen Soli, Duette und kleine symmetrische Gruppentableaus ineinander über. Flüchtige Bewegungen treffen auf bedeutungsvolle Gesten, dann zerbrechen kraftvolle tänzerische Strukturen voller Leichtigkeit wieder.
Später zeigt die Bühnenrückwand atmosphärisch stimmungsvoll herabfallende Regentropfen oder Partikel. Bryce Dessners Partitur wird vom Live-Quartett Quatuor Zaïde als bebendes Streicherarrangement spannungsvoll und melancholisch dargeboten. Feierlich und unbeirrbar erklingen schwebende Streicherbögen mit Wucht und Tiefe. Am Ende steht ein gefühlvolles, sich allmählich verlangsamendes Solo eines einzelnen männlichen Tänzers zu Anohnis Ballade Another World.
Impermanence ist ein erhebendes, episches, oszillierendes zeitgenössisches Ballett, das voller rhythmischer Präzision dargeboten wird.
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Das zweite Stück des Gastspiels im Bonner Opernhaus, Forever & Ever von Antony Hamilton, im Oktober 2018 uraufgeführt, ist nicht ganz so eindrücklich wie Impermanence. Die ungewöhnliche Mischung aus Tanz, beatlastigem Techno (Musik: Julian Hamilton) und Fashion Show wirkt kühn. Enge Linien gehen in mechanische Bewegungen über. Leicht hypnotisch mit Farbblitzen ausgestattet, geben sich die Akteure hier unerwarteten Variationen und lebhaften Phantasien hin. Ein breites Spektrum tänzerischer Fähigkeiten wird effektvoll ausgelotet.
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For ever and ever mit der Sydney Dance Company | Foto © Pedro Greig
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Ansgar Skoda - 24. Oktober 2023 (2) ID 14445
SYDNEY DANCE COMPANY (18.10.2023, Opernhaus Bonn)
Mit: Lucy Angel, Naiara de Matos, Dean Elliott, Riley Fitzgerald, Jacopo Grabar, Liam Green, Madeline Harms, Luke Hayward, Margan Hurrell, Sophie Jones, Connor McMahon, Jesse Scales, Piran Scott, Emily Seymour, Chloe Young und Coco Wood
Impermanence
Choreograph: Rafael Bonachela
Komponist: Bryce Dessner
Musik live gespielt vom Streichquartett: Quatuor Zaïde
Music Features: Another World by Anohni
Lichtdesign: Damien Cooper
Bühnenbild: David Fleischer
Kostüme: Aleisa Jelbart
Forever & Ever
Choreograph: Antony Hamilton
Komponist: Julian Hamilton
Lichtdesign: Ben Cisterne
Kostüme: Paula Levis
Weitere Infos siehe auch: https://www.sydneydancecompany.com
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