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Uraufführung

Herr Puntila

und das

Riesending

in Mitte



Astrid Meyerfeldt in René Polleschs Herr Puntila und das Riesending in Mitte in der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz | Foto (C) Luna Zscharnt

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Vom Titel eines Stücks von René Pollesch auf dessen Inhalt zu schließen, war schon immer nicht besonders zielführend. Die Spur verwies in den besten Fällen noch auf ein paar der zu erwartende Diskursthemen. Mittlerweile wächst mit der Länge der Stücktitel leider auch deren Inhaltslosigkeit. Das „Riesending in Mitte“ entpuppt sich schnell als das Haus am Rosa-Luxemburg-Platz selbst, dessen markantes Säulenportal Nina von Mechow als Sperrholzkulisse auf der großen Bühne des Theatersaals nachempfunden hat. Darauf prangt wie auf dem Original auch ein Banner mit dem Titel der letzten Pollesch-Premiere Die Gewehre der Frau Kathrin Angerer. Man wähnt sich im falschen Stück, oder im immer gleichen. Als Gag steht Astrid Meyerfeldt klingelnd „draußen vor der Tür“, während Franz Beil drinnen von Arbeiter- und Bauerntheater witzelt.

Um Brechts Puntila geht es dann aber weniger, eher um dessen Methode des Lehrstücks, das die vier langjährigen Pollesch-SpielerInnen Franz Beil, Inga Busch, Christine Groß und Astrid Meyerfeldt immer wieder im Inneren des Hauses vermuten. Was sich nach dem Drehen der Kulisse allerdings als Luftnummer herausstellt, wie leider auch der gesamte, knapp 90minütige Abend, der sich im Großen und Ganzen um die Idee eines neuen Theaters ohne Regisseur, der denkt, er könne „inszenieren spielen“, dreht. Die SchauspielerInnen tragen weiße Kostüme von Tabea Braun, auf denen kreuz und quer ihre Namenzüge stehen. Auch ein weiblich besetzter Chor mit einem „Token“, also Alibi-Mann, tritt immer mal wieder auf, spielt aber bei weitem nicht die Rolle, wie in anderen Pollesch-Stücken.

Der Abend plätschert erstaunlich ereignislos dahin mit ein paar müden Witzen zu Georg Bernhard Shaws Stück Pygmalion nebst französischem Kalauer (Soufflee und Souffleuse) und leichten Spitzen gegen eben jenes Regisseurstheater, das es unter der Intendanz von René Pollesch nicht mehr geben soll. Auch ein Theater ohne Zuschauer nach Brecht, worauf das dann auch mehr oder weniger hin spielt, falls das bis jetzt recht geduldige Publikum irgendwann außen vor bleibt. Will sagen, Draußen vor der Tür wäre dann nicht die schlechteste Alternative, solange drinnen der Sinn leerläuft und der schaumgeschlagene Sack Phrasen nicht mal mehr zum „emblematischen“ Bettvorleger taugt.

*

Wenn an der Volksbühne weiter nichts von dem passiert, was René Pollesch vollmundig erklärt hat, werden wohl die Lichter am Haus wie die Sterne in der im Stück zitierten Science-Fiction-Story Die neun Milliarden Namen Gottes von Arthur C. Clarke recht bald verlöschen.




René Polleschs Herr Puntila und das Riesending in Mitte in der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz | Foto (C) Luna Zscharnt

Stefan Bock - 12. November 2021
ID 13289
HERR PUNTILA UND DAS RIESENDING IN MITTE (Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, 11.11.2021)
Regie: René Pollesch
Bühne: Nina von Mechow
Kostüme: Tabea Braun
Dramaturgie: Johanna Kobusch
Mit: Franz Beil, Inga Busch, Christine Groß und Astrid Meyerfeldt sowie den Choristinnen und Choristen Svetlana Behrendt-Klein, Béla Erchinger, Rojin Haddad, Janoushka Kamin, Zarah Kofler, Lilith Krause, Marén Kutschick und Elisabeth Zumpe
Uraufführung war am 11. November 2021.
Weitere Termine: 14., 21., 28.11. / 11., 15., 25., 29.12.2021


Weitere Infos siehe auch: https://www.volksbuehne.berlin


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