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nachDRUCK # 6

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Comedy

Pandemische Verwerfungen

& Dick Pics

FRAU JAHNKE HAT EINGELADEN - in die Oper Bonn

Bewertung:    



Dass der Göttergatte heute auch zuhause sitzen muss im Home Office. Früher war es so, der liebe Mann geht morgens zur Arbeit und kommt abends wieder. Die Frau machte sich derweil einen schönen Tag. Wegen der Pandemie ist das Heim tagsüber jedoch nicht mehr nur das Reich der Frau. Da geht frau eben mal öfter in den Garten und beobachtet hier die Welt der Tiere und Insekten, wie z.B. sich liebende Nacktschnecken. Gerburg Jahnke schmatzt genüsslich und streckt ihre Zunge lustvoll gen Publikum. Natürlich habe ich meinen Mann dann in den Garten gebeten, sich das feuchtfröhliche Spektakel anzuschauen mit den Worten: „Hier kannst du noch etwas lernen!“ Verschmitzt augenzwinkernd deutet Jahnke daran anschließende Herzlichkeiten in den eigenen vier Wänden an.

Im Rahmen der Reihe QUATSCH KEINE OPER gestaltet die Kabarettistin zusammen mit von ihr ausgewählter Damengesellschaft das vergnügliche Bühnenprogramm FRAU JAHNKE HAT EINGELADEN… Auch Zeitenwende-Themen wie der Ukrainekrieg und die Coronakrise boten Potential, denen sich die Damen in diversen Sketchen annahmen. „Dobryy Vechir“ begrüßt die mittlerweile 67jährige Kabarettistin Jahnke ihr vollbesetztes Publikum auf Ukrainisch. Gleich darauf erklärt sie ihre ukrainische Solidaritätsbekundung für missverständlich, denn im Russischen wird „Guten Abend“ ähnlich ausgesprochen: „Dobryy Vecher". Später las die Satirikerin Sarah Bosetti einen Brief an Putin vor, in dem sie „Putin“ ins französische „verdammt“ und Vladimir zu „Waldemar“ beziehungsweise „Voldemort“ übersetzt. Lord Voldemort ist der dunkle Antagonist von Harry Potter in den Romanen J.K. Rowlings und hier der mächtigste schwarze Magier aller Zeiten, der Widersacher mit allen Mitteln ausschalten möchte. Es müsse ja Auswirkungen auf das eigene Ego haben, wenn man als meistgehasster Mensch der Welt in die Geschichte eingehen wolle, bedauert die 38jährige Bosetti Putin. Auch zur Bereitwilligkeit von Männern mit verheißungsvollen Dick Pics bei Frauen Aufmerksamkeit zu erregen, erzählt Bosetti eine bemerkenswerte Begebenheit.

Gastgeberin Jahnke, die bereits mit dem 1985 gegründeten Oberhausener Frauenkabarett Missfits bekannt wurde, begrüßt auch Camela de Feo alias La Signora unter ihren Gästinnen. La Signora, die spontan für die leider erkrankte Lisa Feller einspringt, wirbelt singend und tanzend über die Bühne. Sie verzaubert ihr Publikum mit charismatischer Power, wenn sie über die Vorzüge von Schnaps, Schokolade und Schlager räsoniert. Komikerin Anka Zink bedauert, dass ihr Karl Lauterbach in der Pandemie das Dauergast-Abo bei Markus Lanz streitig machte. Heute hätte aber Lauterbach selbst das Nachsehen, denn mittlerweile wären bei den Talkrunden der Öffentlich-Rechtlichen nur noch Oberste und Generäle gefragt. Die 65jährige gibt auch ihrer Generation Nachhilfe bei Fragen zu 5G, das seien nämlich nicht die Booster-Folgeimpfungen, sondern der Speicherplatz auf ihren neuestem Smartphone. Plaudernd erzählt sie auch, wie in WhatsApp-Gruppen heutzutage ein Google Rudel-Doodle verrate, wer an geplanten Spaziergängen nicht teilnehmen könne. Insbesondere sogenannte Influencer – wohlgemerkt nicht „Influenza“ – würden das Leben schon ganz im Einklang mit sogenannten Algorithmen genießen, meint Zink.

Als letzter Gast begeistert die Cellistin und Sängerin Rebecca Carrington mit einer Bach-Melodie, die in Popschlagern von Gruppen wie Queen bis The Verve wiedererkennbar ist. Dabei begleitet sie sich auf ihrem über 200 Jahre alten, zart besaiteten Cello Joe. Als Britin kam sie mit ihrem Mann aufgrund des Brexits nach Deutschland und begeisterte sich hier fortan für die deutsche Sprache – wie den „pf“-Laut in „Pferde“, „Pfeffer“ und „Pforzheim“ – und die deutsche Kultur wie das Finanzwesen. Die Künstlerin beschäftigte für das Finanzamt laut eigener Aussage bereits fünf Steuerberater.

Ein kurzweiliger Abend, bei dem die Damen auch kein Geheimnis aus alltäglichen Problemen mit dem schöneren Geschlecht machten. Insbesondere die Gastgeberin betrachtete schon mal voller Selbstmitleid eigene, ihr zufolge pandemiebedingte Röllchen, die sie in ihrem frech geschnittenen Kleid selbstredend elegant kaschierte. Vor Anzüglichkeiten mit Bezügen zur Tierwelt war man da auch nicht gefeit. Was wäre, wenn Männer wie Hirsche im Brunst-Nahverkehr ein Drittel ihres Gewichts verlieren, überlegt Jahnke. Und von der Schimpansen-Art der Bonobos könne man auch viel lernen, wie das „Ficken für den Frieden“.



Rebecca Carrington, La Signora, Gerburg Jahnke, Sarah Bosetti und Anka Zink beim Abschlussapplaus an der Oper Bonn | Foto © Ansgar Skoda

Ansgar Skoda - 20. März 2022
ID 13532
Weitere Infos siehe auch: https://quatschkeineoper.de/


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